Anfang der 1990er-Jahre hielten die USA den größten Förder– und Marktanteil an Seltenen Erdmetallen. Aufgrund steigender Produktionsmengen bei deutlich geringeren Produktionskosten und niedrigen Umwelt- und Arbeitsschutzstandards und folglich günstigen Verkaufspreisen avancierte China jedoch bald zum Marktführer im SEE Sektor. Die Förderung aus bestehenden Minen, sowie die kostenintensive Erschließung bisher ungenutzter Vorkommen außerhalb Chinas, gestaltete sich als zunehmend unrentabel. China konnte so seinen Förder- und Marktanteil im SEE Sektor auf heutige 96% ausbauen. Damit nimmt das Reich der Mitte eine Quasi-Monopolstellung über die Seltenen Erden ein.
Chinas politische Führung war sich seiner strategischen Markt-Positionierung seit längerem bewusst, was der ehemalige Staatspräsident Deng Xiaoping bereits 1992 mit seiner Äußerung „der Nahe Osten besitzt Öl, China besitzt Seltene Erden“ zum Ausdruck brachte.
Die Situation im Markt der Seltenen Erden
Als China in 2010 eine gravierende Drosselung der Exportquote auf Seltene Erden für das Folgejahr ankündigte, reagierten die Abnehmerländer mit Empörung. Die Industrie befürchtete existenzielle Versorgungsengpässe. Als China in 2011 allen Protests zuwider seine restriktive Exportpolitik durchsetzte, sowie Ausfuhrzölle auf Seltene Erden erhob, häuften sich auch hierzulande die Meldungen über eine reale Verknappung an Seltenen Erden in der Industrie.
Die Drosselung der Exportquote führte in 2011 zu einem enormen Preisanstieg der Seltenen Erden. Dies verbesserte wiederum zunächst die Lage internationaler Produzenten. Die Aussicht auf höhere Verkaufserlöse unterstützt durch die mediale Berichterstattung, lockte Investoren an und ließ die Aktienkurse weltweiter Förderer Seltener Erdmetalle deutlich ansteigen.
Um an dem boomenden Markt zu partizipieren, wurden neue Aktiengesellschaften (AGs) gegründet, bei denen es sich auch um Ableger von Unternehmen handelte, die bereits erfolgreich im Bergbau tätig waren. Über die Börsengänge wurde Kapital generiert, um die teure Erschließung neuer Minen finanzieren zu können.
Doch die optimistische Ausgangslage wurde schnell wieder durch nicht einkalkulierte Kosten und Verzögerungen gebremst, denn im Gegensatz zu anderen Rohstoffen, ist der Abbau Seltener Erden um ein vielfaches schwieriger. Seltene Erden sind zwar nicht, wie ihr Name vermuten lässt, wirklich selten, jedoch kommen sie häufig in verhältnismäßig geringer Konzentration vor. Auch der Separierungsprozess – also die Trennung der Seltenen Erden von Gestein, anderen Metallen und letztendlich die Erreichung eines hohen Reinheitsgrades der SEE – erwies sich als teurer und komplexer als zunächst kalkuliert. Weitere Kosten stellen der Erwerb von notwendigen Konzessionen, sowie die Umsetzung neuer Umweltstandards im Bergbausektor dar. Vielen Abbauunternehmen fehlt zudem das notwendige Know-How, das sich China innerhalb der letzten Jahrzehnte angeeignet hat.
Letztlich führten nicht einkalkulierte Kosten und Verzögerungen zur Aufnahme zusätzlichen Kapitals. In Zeiten eines allgemein schwierigen Marktumfelds durch die Finanz- und Wirtschaftskrise mussten viele AGs ihr Kapital durch Neuemissionen aufstocken. Durch die zusätzliche Ausgabe von Aktien verzeichnen diese einen signifikanten Wertverlust, welcher sich ab Mitte 2011 im dramatisch sinkenden Kursverlauf bis auf Pennystock-Niveau spiegelte.
China versucht seinerseits den Markt durch die forcierte Angebotsverknappung in Form von Produktionsstopps einiger Minen wieder unter Kontrolle zu bringen und die Preise für Seltene Erden zu stabilisieren. Doch auch angesichts der illegalen Exporte aus China, die 1,2 mal so hoch wie die legalen Exporte sind, erwies sich diese Strategie als nicht sehr erfolgreich.
Zukunft und Möglichkeiten bei den Seltenen Erden
Sollten sich die Preise der Seltenen Erden sowie die Aktienkurse der Produzenten in naher Zukunft nicht stabilisieren, könnte einigen Unternehmen Insolvenz drohen. Denn obwohl immer wieder baldige Produktionsstarts prognostiziert werden, so sind bis 2014/2015 aus den laufenden Erschießungsvorhaben keine Gewinne zu erwarten.
Die Erschließungsvorhaben werden zudem fast ausschließlich über Fremdkapital finanziert, was sie extrem abhängig und verwundbar macht. Vergleichsweise gut aufgestellt sind hingegen Unternehmen, die bereits vor dem Börsengang über ausreichend Kapital verfügten und außer dem Abbau von Seltenen Erden anderweitig Erträge erzielen. Das Schlagwort ist Diversifikation. Um in dem Rennen für marktbeherrschende Positionen im Seltenen Erden Bereich gerüstet zu sein, sollte die lange Zeit zwischen Exploration und Produktion eingeplant sein. Durchschnittlich beträgt diese Durststrecke sieben bis zehn Jahre.
Unserer Ansicht nach sind verschiedene Firmen bestens aufgestellt, die sowohl „gewöhnliche“ Metalle wie Eisen, Chrom, Bor, Mangan etc. abbauen als auch Seltene Erden. Durch Erlöse auf der einen Seite können teure Explorationen auf der anderen Seite abgefedert werden. Weiterhin sollten Anleger bei einem Investment in junge Bergbaufirmen lieber vor einem Börsengang investieren und die Zeit bis zum Börsengang mit dem Unternehmen gehen als durch schnelle Gewinnhoffnungen in gelistete Gesellschaften zu gehen, die oft gezwungen sind Aktien zu veräußern um die laufenden Kosten zu decken. Der massenhafte Verkauf von eigenen Aktien verwässert in der Regel den eigenen Kurs, was langfristig zu einem fallenden Kurs führt. Weitere Informationen: www.ise-ev.org