China kontrolliert ca. 95 % des globalen Angebots an Seltenerden und hat seine Exportkontingente gekürzt, um einen stärkeren Einfluss auf die Preisbildung auszuüben, was sich in den vergangenen zwei Jahren in einem spürbaren Preisanstieg niederschlug. Die Nachfrage hat angesichts höherer Preise in diesem Jahr jedoch stark nachgelassen, wobei Bergbauunternehmen außerhalb Chinas auf der Suche nach neuen Bezugsquellen sind und Unternehmen Methoden gefunden haben, um ihren Metallbedarf zu reduzieren.
Am Dienstag gaben Regierungssprecher ein neues System bekannt, im Rahmen dessen die Kontingente nach der Art der Seltenerden kategorisiert werden; hierdurch sollen die Exporte besser an die Nachfrage angeglichen werden. Es wurde zudem bekanntgegeben, dass im Rahmen dieses neuen Systems diejenigen Bergbauunternehmen keinen Anspruch auf Kontingente haben, die den Anforderungen des Systems an den Umweltschutz nicht gerecht werden.
Eine drastische Kürzung der Tranche des ersten Jahres läuft nicht unbedingt auf einen Rückgang der Kontingente des gesamten Jahres hinaus. Im vergangenen Jahr reduzierte China ihre Kontingente für das erste Halbjahr um über ein Drittel, die Kontingente für das gesamte Jahr lagen mit 30.258 Tonnen jedoch nur knapp unter den Zahlen von 2010.
Das chinesische Handelsministerium hat die erste Tranche für die Exportkontingente festgelegt - ein 27%iger Rückgang auf 10.546 Tonnen im Vorjahresvergleich. Die erste Tranche ist üblicherweise repräsentativ für grob die erste Jahreshälfte, ein zweites Kontingent folgt gegen Juli.
Es wurde jedoch ebenfalls angekündigt, dass das Kontingent für ganz 2012 wahrscheinlich dem diesjährigen entsprechen soll. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass die Exportkontingente für dieses Jahr noch nicht aufgebraucht wurden. Die Regierung begrenzte die Exportkontingente 2011 auf 30.184 Tonnen, in den ersten 11 Monaten wurde laut dem zuständigen Ministerium jedoch lediglich knapp die Hälfte des Kontingents (14.750 Tonnen) in Anspruch genommen.
Das Handelsministerium gab folgenden Kommentar ab: „Um die internationale Nachfrage zu schützen und die grundlegende Stabilität des Angebots an Seltenerden aufrechtzuerhalten, werden die gesamten Exportkontingente für 2012 und 2011 nahezu identisch sein.”
Es kann sich als schwierig erweisen, die Preise für Seltenerden zu bestimmen, da jene lediglich in geringen Mengen und über private Transaktionen verkauft werden. Branchenbeobachter kommentierten jedoch, dass die Preise und die Gesamtnachfrage auf globaler Ebene seit Juni rückläufig sind, auch wenn jene nach wie vor deutlich über den Vorjahresständen angesiedelt sind. Laut der Lynas Corp., einem australischen Hersteller von Seltenerden, liegen die Preise für Lanthanoxid fast 60 % unter dem Durchschnitt des dritten Quartals, während Ceroxid im gleichen Zeitraum um 58 % günstiger ist.
Über 350 Bergbauprojekte für Seltenerden außerhalb Chinas und Indiens von ca. 200 Unternehmen in 35 Ländern sind derzeit in Entwicklung, so John Mothersole, leitender Ökonom bei IHS Global Insight. Toyota Motor Corp. und Renault SA, die beiden größten Verbraucher von Seltenerden in der Automobilindustrie, gaben zu einem früheren Zeitpunkt unabhängig voneinander bekannt, dass von ihrer Seite geplant sei, für ihre Autos keine Teile mehr zu verwenden, die SE aufweisen.
„Das Handelsministerium hat wahrscheinlich berücksichtigt, dass Chinas Bestände an SE mehr oder minder an der Höchstmarke angelangt sind, und es bei den derzeitigen Kontingenten noch Überschüsse gibt”, so Jin Bosong, stellvertretender Direktor des International Trade and Economic Cooperation Research Institute [Internationales Forschungsinstitut für Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft] des Handelsministeriums, noch bevor die Bekanntmachung des Ministeriums offiziell erfolgte.
Chinas Kontingentsregelung stieß auf Widerstand seitens der USA und seitens anderer Parteien, laut denen es sich hierbei um eine Verletzung der Handelsabkommen handelt. China gab an, dass sich ihre Regelung im Einklang mit ihren Verpflichtungen gegenüber der Welthandelsorganisation befindet.
2012 teilte Peking erstmals ihre Kontingente in die Kategorien „leicht” und „mittelschwer bis schwer” auf.
Für 2012 wurde der Export von 9.095 Tonnen leichter Minerale und 1.451 Tonnen mittelschwerer und schwerer Minerale genehmigt. Leichte Seltenerden werden beispielsweise für Magnete verwendet. Schwere Seltenerden, die in technisch anspruchsvolleren Bereichen verwendet werden und bei Exporteuren als lukrativer gelten, machten in Vergangenheit den Großteil der Ausfuhren aus. Schwere Seltenerden sind überwiegend in den südlichen Provinzen Chinas wie Guangdong und Jiangsu vorhanden, leichte Seltenerden tauchen dagegen vor allem in der Inneren Mongolei auf.
In Peking ist man sich darüber im Bilde, dass ebenfalls versucht wird, die Kürzungen der Kontingente als Protektionismus abzustempeln, und dementsprechend betonte die chinesische Regierung, dass die Umwelt durch den Abbau von Seltenerden massiven Belastungen ausgesetzt würde. Am Dienstag wurde ein neues System bekanntgegeben, im Rahmen dessen diejenigen Bergbauunternehmen keinen Anspruch auf Kontingente haben, bei denen die vorgeschriebenen Umweltstandards nicht eingehalten werden. Die Liste der anhängigen Anträge umfasst 14.358 Tonnen und 20 Unternehmen.
Die Regierung hat offenbar ein Auge auf diejenigen Unternehmen geworfen, von denen die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen an den Umweltschutz noch nicht vollständig erfüllt werden; hierzu zählen auch Branchengrößen wie Inner Mongolia Baotou Steel Rare Earth Group Hi-Tech Co. Ltd. Letzte Woche gelang es nicht, Kontakt mit Vertretern von Baotou aufzunehmen. Am Montag ließ ein Sprecher des Unternehmens verlauten, dass die Anforderungen an den Umweltschutz erfüllt würden.
Gemäß dem Protokoll einer Fragerunde, die auf die Stellungnahme der Regierung folgte, gab das Ministerium bekannt, dass lediglich 11 Unternehmen Exportrechte gewährt wurden. Dem wurde hinzugefügt, dass „das Ministerium eine Liste für Anwärter herausgegeben hat, die den Genehmigungsprozess noch durchlaufen und deren Einhaltung der Anforderungen an den Umweltschutz noch überprüft werden muss.”
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