Durch digitale Techniken haben viele Menschen im beruflichen Alltag an Flexibilität hinzugewonnen. Statt im Büro arbeiten wir auch im Homeoffice, E-Mails werden schon auf dem Weg ins Büro gecheckt, der Kollege bekommt am Abend noch schnell ein Feedback. Weil Informationen und Kommunikation dauerhaft zugänglich sind, fällt es vielen Menschen schwer, sich in der Freizeit von der Arbeit abzugrenzen. Doch genau diese Abgrenzung ist ein wichtiger Bestandteil für die psychische Gesundheit.
In ihrer Abschlussarbeit führte die Studentin Cassandra Zinn von der ISM Hamburg eine Tagebuchstudie durch, in der erstmals die positiven Auswirkungen von bewussten Auszeiten vom Smartphone untersucht wurden. Für einen Zeitraum von zehn Tagen verzichteten die Studienteilnehmer bewusst auf ihre Geräte und beantworteten täglich Fragen zu ihrer subjektiven Befindlichkeit. Die Ergebnisse sind eindeutig: Über den Untersuchungszeitraum hinweg nahm das Verlangen nach dem Smartphone ab. Der Effekt war umso stärker, je länger auf das Smartphone verzichtet wurde. „Wir konnten auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Verlangen nach dem Smartphone und der täglichen Erholung feststellen“, erklärt Cassandra Zinn, die an der ISM Hamburg Wirtschaftspsychologie studiert hat. „Je schwächer der Wunsch nach dem Smartphone war, desto besser erholten sich unsere Studienteilnehmenden.“ Wer für einen längeren Zeitraum auf das Smartphone verzichtet, verspürt weniger das Gefühl der Abhängigkeit und erlebt Entspannung intensiver.
Die Studie gibt nicht nur empirische Hinweise darauf, dass eine Auszeit vom Smartphone das mentale Abschalten erleichtert und das Gefühl von Entspannung und Kontrolle fördert. Die beiden Autorinnen des Artikels „Abschalten – Psychische Belastungen durch bewusste Smartphone-Auszeiten abbauen“ folgern auch, dass sich das gezielte Einrichten von smartphonefreien Zonen in Unternehmen, Schulen oder Universitäten positiv auf die Nutzer auswirken kann. „Viele Menschen beklagen zwar einerseits, zu viel Zeit mit dem Smartphone zu verbringen und sich unter Antwortdruck zu befinden. Andererseits gelingt es ihnen eigenständig nur sehr schwer, das Smartphone zur Seite zu legen und sich die Pausen zu nehmen, die für die Regeneration erforderlich sind“, so Prof. Dr. Ute Rademacher.
Die Studie ist erstmals erschienen in Wirtschaftspsychologie (1/2-2019).