Dabei geht es in erster Linie gar nicht um die direkten Auswirkungen auf die Kunden des Pharmakonzerns. „Reputationsrisiken zeigen sich oft zuerst bei Behörden, Regulierern und in der Politik. Und für Bayer sind die Kartellbehörden jetzt ein ganz wichtiger Stakeholder geworden“, warnt Meitner. Ganz emotionslos gehe es in diesen Behörden nämlich nicht zu: So zeigen Studien, dass Unternehmen mit einer guten Corporate Social Responsibility-Strategie bei Strafzahlungen vergleichsweise milde davonkommen. Der umgekehrte Fall könnte nun bei der Zusammenschließung von Bayer und Monsanto eintreten.
Wohl auch vor diesem Hintergrund hatte Bayers Vorstandsvorsitzender Werner Baumann den Gedanken geäußert, die so stark belastete Marke Monsanto künftig verschwinden zu lassen. „Das halte ich für sehr riskant, weil mögliche Risiken auf der Agrar-Seite so auch auf das Pharma-Geschäft übergreifen können“, erklärt Meitner, der auch zum Thema Risikomanagement an der International School of Management in München lehrt. Die Strahlkraft der Bayer AG sei nicht ausreichend, um das in der Kritik stehende Geschäftsmodell von Monsanto zu überdecken. Generell gebe es aber zu wenig Kontrollmöglichkeiten für Bayer, die Risiken, die naturgemäß im Geschäftsmodell von Monsanto verankert sind, einzudämmen.
Viel hänge laut Meitner von der Post Merger Integration, der Integrationsphase nach der rechtlichen Zusammenlegung von Unternehmen, ab. „Die meisten Deals scheitern daran, dass es nicht gelingt, die Unternehmenskultur beider Seiten zu verbinden. Das wird eine Herkulesaufgabe.“ Er selbst lehnt die Übernahme zwar nicht per se ab, hätte den Deal in dieser Form aber nicht abgewickelt. „Das ist wie eine Wette. Mir sind Geschäfte lieber, bei denen das Management auch einen Einfluss auf das Wohl und Wehe des Unternehmens hat.“