Die richtigen Kompetenzen zu identifizieren und zu fördern ist eine Hauptaufgabe von Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Lernstrategien sind immer noch eine Leerstelle in vielen Unternehmen“, erklärt Dr. Michael Knappstein, Hochschullehrer an der International School of Management in Dortmund. Dabei bietet gerade informelles Lernen am Arbeitsplatz eine große Chance. Unter informellem Lernen versteht man das Lernen außerhalb formaler Lernumgebungen wie Universitäten oder Weiterbildungsanbieter. Informelles Lernen folgt keinem festen Plan und geht primär vom Lernenden selbst aus. „Zu den Vorteilen zählen wir eine höhere Aufgabenleistung, eine bessere persönliche Entwicklung und bessere Ergebnisse im Team. Außerdem belegen Studien eine höhere Arbeitszufriedenheit.“ Doch davon ist Deutschland noch weit entfernt. In der „Future Skills – Future Learnings“ Studie, an der über 3.000 Menschen teilgenommen haben, zeigt sich mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer eher unzufrieden mit der Qualität und der Vielfalt der Lern- und Entwicklungsangebote. Außerdem haben mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck, allein gelassen zu werden beim Kompetenzerwerb. „Viele Menschen sind bereit, Veränderungen anzunehmen und sich auf den Wandel der Arbeitswelt einzustellen. Dafür wünschen sie sich mehr Unterstützung und Eigenständigkeit in der Gestaltung von Lern- und Entwicklungsangeboten.“
Erfolgsfaktor informelles Lernen
Unternehmen können vom informellen Lernen nur profitieren, wenn sie sich über die positive Beziehung zwischen Lernen und persönlicher Karriereentwicklung bewusst sind. Insbesondere Personalabteilungen müssen herausfinden, welche Mitarbeiter wie informell lernen können und dann auch unterstützen. „Zunächst sollten Unternehmen zulassen, dass eigenen Ideen ausprobiert werden. Dafür brauchen Mitarbeiter den Freiraum fürs Experimentieren und das Suchen nach neuen Lösungen,“ so Knappstein. Nicht zu unterschätzen ist das Lernen aus Feedback. Das kann zum einen das direkte Feedback zur eigenen Tätigkeit sein, aber auch der Austausch von Erfahrungen ohne direkten Bezug zur eigenen Arbeitsleitung zählt dazu. Mitarbeiter lernen auch, indem sie Handlungen von Kollegen beobachten, in der Theorie wird dieser Ansatz als Modelllernen beschrieben. „Eine wichtige Komponente beim informellen Lernen spielt die Reflexion. Hier können Unternehmen ihre Mitarbeiter dabei unterstützen, nicht von einer Aufgabe zur nächsten überzugehen, sondern selbstkritisch über Möglichkeiten zur Verbesserung nachzudenken.“ Schließlich haben Unternehmen auch die Möglichkeit, Lernerfolg mit besseren Karrieremöglichkeiten zu verbinden. Aber auch die intrinsische Motivation liegt nicht allein beim Mitarbeiter. Unternehmen können Lernprozesse so gestalten, dass die den Mitarbeitern auch Spaß machen.
Mit dem Thema Future Learning wird Dr. Michael Knappstein am 19. November mit einem Workshop für Unternehmen zu Gast sein beim Campus Symposium, das unter dem Motto „Verantwortung übernehmen – in Digitalisierung. Nachhaltigkeit. Mobilität.“ steht und als Hybrid-Veranstaltung online und in Iserlohn stattfindet. Bei der größten von Studierenden organisierten Wirtschaftskonferenz ihrer Art tauschen sich zahlreiche namhafte Expert*innen aus, zu denen in diesem Jahr unter anderem der ehemalige Außenminister Joschka Fischer gehört. Weitere Informationen und Tickets gibt es auf campus-symposium.com.