Die Mitarbeiter suchen sie bereits. Aber:
Petra Merkel, Mitarbeiterin im SG 323 des Landratsamts Esslingen, kommt wie immer doch noch rechtzeitig und pünktlich.
Währenddessen sitzen wir gerade mit Claire Herrmann vom Sachgebiet Personalwesen des Amtes zusammen, die den Vorgang lächelnd beobachtet: "Über die Zeiterfassung hätten wir mit zwei, drei Clicks gesehen, ob sie schon im Haus ist oder nicht. Da hätte ich dieses System gleich mal wunderbar demonstrieren können".
Ist das nicht zu viel der Kontrolle, Frau Herrmann?
Im Gegenteil. Mit dem System kam vor allem Freiheit. Für die Mitarbeiter wie das Amt. Zeiterfassung steht in erster Linie für freie Zeiteinteilung. In der Kernzeit sind alle da. Davor und danach kann jeder seine Zeiten einteilen.
... einmalig festgelegt oder ...
... nein, täglich anders, wie er's will. Für Dinge, zu deren Klärung man Kollegen braucht, ist die Kernzeit lange genug. Aber Akten schreien ja nicht "Es ist halb 8, ich bin jetzt dran".
Dauern Bearbeitungen daher länger?
Aha, da kommt's wieder, das Klischee.
Nein. Auch da gilt: Ganz im Gegenteil.
Wichtig ist, alles wird fristgerecht bearbeitet, aber das geht ja auch abends um 6.
Mehr und schneller sogar, wie viele sagen:
Man wird nicht abgelenkt.
... und kommt jederzeit rein und raus?
(Lacht) Raus immer und überall, rein nicht.
Das System ist mit einer Zutrittskontrolle kombiniert.
Zutrittskontrolle heißt: Samstags zum Beispiel kommt keiner rein?
Wenn ein Amt oder Unternehmen das so festlegt: Nein. Aber Zutrittskontrolle heißt vor allem: Eine unbestechliche Prüfung im System, zu welchen Bereichen Mitarbeiter mit ihren Chipcards Zutritt erhalten und wann. Serverräume z.B. sind tabu. Die Caféteria am Abend und Wochenende auch.
Leider.
Was verwalten Sie noch über die Chipcards hier im Landratsamt?
Sehr viel. Deshalb hatten wir uns auch für dieses System entschieden, weil es modular erweiterbar war und der Hersteller gewünschte neue Funktionen programmiert und online aufspielt. Also bei der Zeiterfassung z.B. auch Überstunden, Urlaubsansprüche, Fehltage. Bei der Zutrittskontrolle z.B. auch die Zufahrtsberechtigung zum Parkhaus und Cards für Externe wie Handwerker. Ja und nicht zuletzt: Die bargeldlose Zahlung in der Caféteria.
Sprich: Der Cappuccino wird am Monatsende mit dem Gehalt verrechnet?
Manche Unternehmen machen das so, wie ich weiß. Bei uns kann man seine Chipcard aufladen und hinhalten - bis die Kasse dann irgendwann den Kopf schüttelt. Dann heißt's: Nachladen.
Viele Vorteile für die Mitarbeiter. Aber ein Amt tätigt eine solche Investition ja nicht aus Gutmütigkeit.
Zur Kostenseite kann ich nur sagen: Ich selbst weiß auch von kleineren Unternehmen, die damit arbeiten.
Und bei uns hier im Landratsamt gilt wie überall: Was Kosten senkt, kaufen. Schau'n Sie: Wir verwalten damit über 1.600 Mitarbeiter, hier und in den 20 Außenstellen.
Nach alter Methode würde das einige Stellen mehr und richtig Geld kosten.
Das ist ein Argument ...
... aber entscheidend waren auch andere Faktoren: Wenn Frau X immer montags ihre Tochter zum reiten fährt, wird ihre Soll-Zeit am Montag reduziert und an den anderen Tagen entsprechend erhöht.
Herr Y betreut freitags seinen Vater und verteilt deshalb seine Sollzeit auf die Tage Montag bis Donnerstag. Muss Frau Z am Dienstag zu einem außerordentlichen privaten Termin kann sie natürlich früher gehen und ihre anfallenden Minus-Stunden an einem anderen Tag nacharbeiten ...
Bei so vielen Optionen des Systems: Wie war denn die Umstellung?
Klar: Keine Umstellung ohne Umstände.
Und Umständen folgen halt nun mal auch Kinderkrankheiten (...lacht). Aber ich muss sagen: Die Schulung von IntraKey war absolut praxisorientiert und der Kontakt seither, wenn wir etwas verändern wollen, prima. Also wir sehen das System alle nur als Vorteil, keine Frage.