Der 25.000 qm große Industriebau des Medizintechnikunternehmens vereint Produktion und Produktentwicklung mit Logistik und Verwaltung sowie einer modernen Kantine und bietet Platz für bis zu 500 Beschäftigte. 2019 startete das Projekt gemeinsam mit dem Beratungs- und Planungsunternehmen io aus Heidelberg. Als Generalplaner übernahm io die Objektplanung, die Prozess- und Logistikplanung sowie die Küchen- und Reinraumplanung.
„Dieses Gebäude hier in Rangendingen ist unser Standort für Instrumente. Sie werden hier entwickelt, gefertigt – und gehen von hier aus in die ganze Welt. Das ist die größte Einzelinvestition, die wir in der über 170-jährigen Firmengeschichte getätigt haben“, sagt Christian O. Erbe, Geschäftsführer der Erbe Elektromedizin, bei der feierlichen Eröffnung des neuen Gebäudes in Rangendingen. Bauherren, Nachbarn sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Presse erhielten die Möglichkeit, das neue Produktionsgebäude zu besichtigen. Neben der Feier wurden in einem Rundgang die neuen Räumlichkeiten durch das Planungs- und Bauherrenteam vorgestellt. Das Atrium im Erdgeschoss, in dem die Feier stattfand, gleicht einer „Bewegungsstraße“, die sämtliche Abteilungen schnell zugänglich verbindet. Es ist als lebendiger Kommunikationsort gestaltet und daher auch für Nachbarn und Gäste offen. Gleiches gilt für das Betriebsrestaurant – das „Stammlokal“, in dessen Mitte ein Baum aus Holz steht, der seine Äste über die Tische erstreckt. „Das neue Gebäude strahlt nicht nur Freundlichkeit aus: Es ist eine Einladung“, so Jeremy Hotchkiss, Partner und Design Lead io.
Industriebau vereint alle Aspekte der Nachhaltigkeit
„Bei der Realisierung dieses Neubaus legten wir besonderen Wert auf ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit und entsprechen so mehreren, in unserer Unternehmensstrategie festgelegten Zielen“, betont Christian O. Erbe.
Realisiert wurde das Gebäude überwiegend in Holzbauweise. Erbe entschied sich für seinen zweiten Stammsitz bewusst für Holz als Baustoff und für Energieeffizienz. Es ist einer der ersten Industriebauten in Deutschland, der den Anforderungen des KfW-Effizienzhaus-Standards 40 Plus entspricht – und somit höchstens 40 Prozent der Primärenergie verbraucht, die vergleichbare Objekte benötigen. Die 2.800 Photovoltaik-Module auf seinem Dach mit einer Leistung von etwa einem Megawatt produzieren jährlich rund 610.000 kWh Strom. Der andere Teil des Energiebedarfs wird durch ein Blockheizkraftwerk mit Biogaszufuhr gedeckt.
„Sowohl in der Architektur- als auch der Logistik-, Reinraum- und Küchenplanung vereinen wir im Sinne unseres Generalplanung // plus Ansatzes Funktionalität, Gestaltung und Nachhaltigkeit in einem ganzheitlichen Konzept. Das macht dieses Industriegebäude sowohl energetisch als auch architektonisch zu einem Leuchtturmprojekt“, sagt Thomas Kilimann, Geschäftsführer io.
Holz als tragendes Element
Gemäß seiner Konzeptidee ist der neue Industriekomplex ein effektiver Teil seiner ihn umgebenden Natur. Bei der Architektur des Neubaus wurde eine ressourcenschonende und sortenreine Bauweise sowie Baukonstruktion umgesetzt. Holz und Holzwerkstoffe sind im Dachtragwerk, in der Fassade und im Ausbau eingesetzt und bilden den Charakter des Gebäudes. Die Schnittstelle zwischen Holz, Beton und Fertigteilen stellte eine besondere Herausforderung in der Planung sowohl seitens der Architekten als auch der Ingenieure dar. Die energetisch hochwertige Gebäudehülle senkt die jährlichen Betriebskosten für den Wärmeenergiebedarf um 120.000 Euro.
Kompaktes Layout für reibungslose Materialflüsse
Im Fokus der Planung von io standen unter anderem kurze Transportwege, reibungslose Material- und Personenflüsse sowie ein kompaktes Layout auf einem knapp bemessenen Grundstück.
Besonders herausfordernd war die die Realisierung des Reinraums der Klasse ISO 8 nach DIN EN ISO 14644-1 in einem Holzbau. Für die Produktion medizinischer Geräte sind spezifische Anforderungen an Faktoren wie Hygiene, Dichtigkeit und Klima gegeben. Unter anderem braucht der Reinraum glatte, ablagerungsfreie Oberflächen, einen kontrollierten hohen Luftwechsel und ein spezifisches Überdruckkonzept zum Schutz der Produkte. Die Produktionsfläche kann jederzeit erweitert werden.
Herzstück des neuen Logistikzentrums ist das AutoStore Kleinteilelager, über das sowohl der Großteil der Kundenaufträge als auch der interne Produktionsnachschub abgewickelt werden. Mit seinen über 20.000 Behältern integriert es sich perfekt in die Gebäudestruktur. Eine flexible Erweiterbarkeit des Lagersystems sorgt für eine hohe Zukunftssicherheit: Es können nach Bedarf Behälter bis zur maximalen Kapazität stufenweise ohne bauliche Maßnahmen hinzugefügt und Roboter für eine Steigerung der Dynamik des Systems ergänzt werden.
Über Erbe
Erbe Elektromedizin GmbH entwickelt, produziert und vertreibt weltweit chirurgische Instrumente sowie Geräte und bietet Dienstleistungen für den professionellen Einsatz in verschiedenen medizinischen Bereichen. Medizintechnik von Erbe wird in den Operationssälen auf der ganzen Welt verwendet. Tätigkeitsfelder sind die Elektrochirurgie, die Endoskopie, die Plasmachirurgie, die Thermofusion, die Hydrochirurgie, die Kryochirurgie sowie Imaging.
Das internationale Netzwerk umfasst 18 Sales- and Service Units sowie 4 Produktionswerke in Europa, Amerika und Asien. Erbe ist in über 110 Ländermärkten aktiv. Die internationale Mitarbeiterzahl beträgt ca. 1.900.