Nach dem Frühstück den Joghurtbecher nicht wegwerfen, sondern einschmelzen und eine neue Zahnbürste daraus machen? Was heute noch wie Zukunftsmusik klingt, könnte schon in wenigen Jahren Realität sein. Die Additive Fertigung, auch 3D-Druck genannt, wird auch für private Haushalte immer interessanter. Und wenn wir in Zukunft Haushaltsgegenstände mit einem 3D-Drucker selbst herstellen können, warum sollten wir dafür nicht unseren Plastikmüll verwenden?
Thermoplaste lassen sich einfach recyceln und in der Additiven Fertigung nutzen. Wie das genau funktionieren kann, will das IPH erforschen – und hat am 19. Februar einen neuen Forschungsbereich für Additives Kunststoffrecycling eröffnet. Der Umbau der Räume im Institut hat mehrere Monate gedauert, unter anderem wurde eine schallgedämmte Glaswand verbaut, durch die man die Prozesse beobachten kann. Das Projekt „Aufbau eines Forschungsbereiches für Additives Kunststoffrecycling“ wurde vom Land Niedersachsen und der EU gefördert.
In den neuen Laborräumen stehen hochwertige Geräte für die Forschung zum Kunststoffrecycling und zum 3D-Druck zur Verfügung. Zuerst wird das Plastik mit einem Schredder zerkleinert und anschließend getrocknet. Dieses getrocknete Recyclinggut wird dann für den 3D-Druck vorbereitet. Dafür nutzen die Ingenieure am IPH einen sogenannten Extruder, der das Plastik schmilzt und in einem Schritt auf eine Spule aufwickelt. Das so entstandene Filament lässt sich im 3D-Drucker wiederverwenden.
„Unsere Vision ist es, einen kompletten Recyclingkreislauf aufzubauen, um aus Plastikmüll neue Bauteile herstellen zu können“, sagt IPH-Geschäftsführer Dr. Malte Stonis. So müsste der Großteil des Plastiks nicht mehr weggeworfen werden, was der Umwelt zugutekäme. Denn die massenhafte Nutzung von Kunststoffen führt längst zu Umweltproblemen. Kunststoffabfälle, die ins Meer gelangen, werden dort von Meeresorganismen über die Nahrung aufgenommen. Forscher der Universität Newcastle entdeckten zum Beispiel den Flohkrebs Eurythenes plasticus, benannt nach dem im Körper des Tieres gefundenen Polyethylenterephthalat (PET).
Damit Kunststoffabfälle schon bald dort recycelt werden können, wo sie entstehen, will das IPH in den kommenden Jahren mehrere Forschungsprojekte starten. Forschungspotenziale bestehen zum einen in der Verbesserung von bestehenden Verfahrensschritten des Kunststoffrecyclings und zum anderen in der Qualifizierung von recycelten und additiv verarbeiteten Kunststoffen.
Unternehmen, die sich für die Forschung zum Additiven Kunststoffrecycling interessieren, können sich unter der Telefonnummer +49 (0)511 279 76-0 oder per E-Mail an info@iph-hannover.de melden.