Austausch auf Augenhöhe zwischen Politik und Wissenschaft: Am Donnerstag, 2. September 2021, hat Yasmin Fahimi das IPH besucht – in ihrer Rolle als Bundestagsabgeordnete und Direktkandidatin für den Wahlkreis 042 (Stadt Hannover II) sowie als Senatsmitglied der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e.V. (Zuse-Gemeinschaft).
Das IPH ist eines der Gründungsmitglieder der Zuse-Gemeinschaft, die aktuell 77 gemeinnützige, privatwirtschaftliche Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland vereint. Die Mitglieder leisten angewandte Forschung – das heißt, sie bilden die Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der industriellen Anwendung. Indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse in praktische Lösungen für die Wirtschaft übersetzen, ermöglichen sie jene Innovationen, die deutsche Unternehmen und Produkte weltweit erfolgreich machen. Von der angewandten Forschung profitiert insbesondere der Mittelstand. Mehr als 99 Prozent der Unternehmen in Deutschland gehören zur mittelständischen Wirtschaft, die große Mehrheit dieser Firmen führt laut KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020 keine eigene Forschung und Entwicklung durch.
„Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die unternehmerische Praxis ist eine Leistungsdimension, die wir fest in der Förderarchitektur des Bundes verankern müssen. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen muss es damit ermöglicht werden, verstärkt neue Ergebnisse der Forschung in die Anwendung zu bringen“, sagte Fahimi bei ihrem heutigen Besuch im IPH. Die hannoversche SPD-Politikerin ist Mitglied im Deutschen Bundestag sowie im Senat der Zuse-Gemeinschaft.
Der Geschäftsführer der Zuse-Gemeinschaft, Dr. Klaus Jansen, betonte: „Der Mittelstand ist auf angewandte Forschung in gemeinnützigen Instituten angewiesen. Wenn es darum geht, die mittelständische Wirtschaft im globalen Wettbewerb zu stärken, muss die Politik verstärkt die gemeinnützige Industrieforschung in den Blick nehmen.“ Der deutsche Mittelstand sei Weltspitze, allerdings gebe es einen alarmierenden Trend: „Die Innovationskraft geht zurück“, so Jansen. Zwischen 2017 und 2019 brachten laut Angaben von KfW Research[1] 22 Prozent der Mittelständler Innovationen hervor, nach 42 Prozent fünfzehn Jahre zuvor.
Um die angewandte Forschung und damit die Innovationskraft des Mittelstands zu stärken, fordert die Zuse-Gemeinschaft die bundesweite Etablierung einer gezielten und dauerhaften Förderung der industrienahen Forschung. „Konkret fordern wir die zum Jahresende auslaufende Richtlinie des Bundeswirtschaftsministeriums für das Programm INNO-KOM künftig für alle Bundesländer in sämtlichen Gebieten zu öffnen“, betonte Jansen.
Für den Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissenschaft finden sich am IPH zahlreiche Beispiele. In Forschungsprojekten arbeitet das IPH eng mit mittelständischen Unternehmen zusammen und entwickelt Innovationen – von der Drohne, die sich autonom und sicher in geschlossenen Räumen bewegt, über ergonomische Schmiedezangen, die den Mitarbeitenden in metallverarbeitenden Betrieben wortwörtlich die Arbeit leichter machen, bis zur Software, die die Planung effizienter Fabriken enorm beschleunigt.
Das IPH unterstützt Unternehmen bei der Digitalisierung und bei der Einführung von Techniken wie dem 3D-Druck – teils als Dienstleister, teils für die Unternehmen kostenfrei im Rahmen von öffentlich geförderten Projekten wie dem Mittelstand-Digital Zentrum Hannover oder Niedersachsen ADDITIV.
Fahimi besichtigte im IPH unter anderem den Forschungsbereich für Additives Kunststoffrecycling. Projektingenieurin Anne Rathje führte sie durch die Räume, in denen seit Jahresbeginn 3D-Drucker surren sowie Kunststoff-Abfälle zerkleinert und aufbereitet werden. Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am IPH ist es, recyceltes Plastik als Rohstoff für den 3D-Druck zu verwenden. „Was wir hier erproben, könnte in einigen Jahren ganz neue Materialkreisläufe ermöglichen“, sagte Ludger Overmeyer, Sprecher der Geschäftsführung des IPH und Professor an der Leibniz Universität Hannover. „Mit dem additiven Kunststoffrecycling wollen wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und gleichzeitig die regionale Wirtschaft stärken. Wir müssen Plastikprodukte nicht um die halbe Welt transportieren, wenn wir sie direkt vor Ort herstellen können – nämlich überall dort, wo Kunststoffabfall als Rohstoff bereitsteht.“
Weitere Informationen zum Forschungsbereich für Additives Kunststoffrecycling – inklusive einer Video-Tour – finden sich unter https://kunststoffrecycling.iph-hannover.de.
[1] KfW-Innovationsbericht Mittelstand 2020