Ein Semester lang haben sich die KPE-Teilnehmer mit dem sogenannten Starter eines Autos beschäftigt, auch Anlasser genannt. Wie diese Bauteile gefertigt werden, konnten sie sich am Bosch-Standort in Hildesheim aus der Nähe ansehen. In drei interdisziplinären Teams sollten sie anschließend etliche Herausforderungen bewältigen, die sich bei der Herstellung ergeben: Wie lässt sich das Kupferblech gleichmäßig aufrollen? Wie vermeidet man Blasenbildung beim Pressen des Kunststoffs? Und wie lässt sich die Fertigungslinie möglichst flexibel gestalten?
Bei der Abschlusspräsentation am heutigen Mittwoch stellten die drei Teams ganz unterschiedliche Ideen vor. Zum Sieger des Wettbewerbs kürten die Juroren schließlich die Gruppe um Regina Schmunk. "Ihre Ansätze sind innovativ und praxistauglich", fand Martin Kottmann, technischer Werkleiter bei der Robert Bosch GmbH in Hildesheim. Die Siegerurkunden überreichte Professor Stefan Helber vom Institut für Produktionswirtschaft.
Gewinnen konnten die Studenten aber noch mehr: nämlich vor allem Praxiserfahrung und Kontakte in die Industrie. 200 Stunden investierten die Teilnehmer im Schnitt in das Projekt - doch die viele Arbeit habe sich ausgezahlt, meint der Maschinenbau-Student Süleyman Alkan: "Es war toll, das theoretische Wissen aus dem Studium auch einmal in einem konkreten Projekt anwenden zu können", sagt er. KPE habe ihm mehr gebracht als jedes Praktikum, denn "wir hatten viel mehr Verantwortung". Die Studenten mussten sich selbst Deadlines setzen, untereinander Aufgaben verteilen, Protokolle schreiben und "sehr strukturiert arbeiten", findet Mareike Wiebalck. Spannend fand die angehende Wirtschaftsingenieurin vor allem das interdisziplinäre Arbeiten: "Mit Studenten aus anderen Fachbereichen arbeiten wir im Studium normalerweise nicht zusammen", sagt sie.
Trainieren konnten die KPE-Teilnehmer auch, wie man beim Kunden souverän auftritt und sich schnell in unbekannte Themen einarbeitet. "Die Studenten sollten lernen, so kundenorientiert zu arbeiten, wie es auch Unternehmensberater in einem Projekt tun - etwa wir am IPH", erklärt Jurij Schachmanow vom Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH).
Bereits seit 16 Jahren organisiert das IPH jährlich ein Praxisprojekt für Studenten. Dabei arbeitet es eng mit drei Instituten der Leibniz Universität Hannover zusammen, nämlich dem Institut für Fabrikanlagen und Logistik (IFA) von Professor Peter Nyhuis, dem Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) von Professor Berend Denkena und dem Institut für Produktionswirtschaft von Professor Stefan Helber. Damit das Projekt so praxisnah wie möglich gestaltet werden kann, ist stets auch ein Industriepartner an Bord - diesmal war das die Robert Bosch GmbH.
Der nächste Durchgang des "Kooperativen Produktengineerings" (KPE) ist für das Wintersemester 2014/15 geplant. Dann können die Studenten in einem neuen Praxisprojekt bei einem anderen Industrieunternehmen Erfahrungen sammeln. Teilnehmen können Master- und Diplomstudenten ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlicher Fächer. In Form von Credit Points können sie sich die Teilnahme für ihr Studium anrechnen lassen. Voraussichtlich im Juni wird es eine Informationsveranstaltung zum Projekt geben, anschließend beginnt die Bewerbungsphase. Die genauen Termine werden rechtzeitig auf der Internetseite www.kpe.iph-hannover.de bekannt gegeben. Dort finden sich auch weitere Informationen zum Projekt.