Die vergangenen 18 Monate haben Unternehmen vor enorme Herausforderungen gestellt. Welchen Einfluss hatten zum Beispiel Covid-19 und verstärkte Digitalisierung auf die Corporate Governance?
Dr. Ulf Gartzke: Die Pandemie und die daraus resultierenden Maßnahmen wie Homeoffice und Kontaktreduzierung haben vorrangig dazu geführt, dass sich die Kommunikation im gesamten Unternehmen in den digitalen Raum verlagert hat. Dies betraf natürlich auch die Führungsebene. Längst nicht jedes Unternehmen war darauf eingestellt und vorbereitet. Vielerorts musste improvisiert werden, um Homeoffice überhaupt zu ermöglichen. Diese unsicheren Zeiten machten sich wiederum vermehrt Cyber-Kriminelle zunutze. In den vergangenen eineinhalb Jahren wurde in der Europäischen Union eine starke Zunahme von derartigen Angriffen beobachtet.
Einerseits ist IT-Sicherheit dadurch stärker in den Fokus von Führungskräften in Unternehmen gerückt, andererseits wurde es Angreifern oft aber auch zu leicht gemacht – etwa indem sensible Dokumente über unsichere Kanäle versendet wurden. Da praktisch jedes Unternehmen heute ein digitales Unternehmen ist, gehören Fragen einer sicheren digitalen Kommunikation zu den Kernelementen einer nachhaltigen Corporate Governance. Auch Vorstände und Aufsichtsräte müssen sich damit befassen und nach sicheren sowie effizienten Wegen suchen, um ihre digitale Kommunikation zu verbessern.
Welche Herausforderungen sehen Sie hier aktuell besonders im Fokus der Führungsgremien deutscher Großunternehmen sowie im Mittelstand?
Dr. Ulf Gartzke: Viele internationale Unternehmen haben mittlerweile angekündigt, dass sie es ihren Mitarbeitern freistellen möchten, dauerhaft von zuhause aus zu arbeiten. Es zeichnet sich damit immer mehr ab, dass Remote Work mehr ist als ein vorrübergehendes Krisenphänomen. Im Wettbewerb um knappe Fachkräfte könnte die Möglichkeit zu dauerhaftem Homeoffice auch für deutsche Unternehmen zunehmend zu einem Differenzierungsmerkmal werden.
Die Unternehmensführung ist deshalb gefordert, bestehende Strukturen so anzupassen, dass auch in der neuen Situation effiziente und sichere Arbeit möglich ist. Dies betrifft einerseits technische Aspekte, wie beispielsweise für ein sicheres Daten-Management zu sorgen, kann aber auch Implikationen für die Unternehmenskultur haben.
Besonders bei Kollaborationslösungen zeigt sich dabei noch erheblicher Nachholbedarf: In einer aktuellen Studie mit mehr als 130 Unternehmen haben wir herausgefunden, dass nur knapp ein Drittel der untersuchten Unternehmen über spezielle Lösungen mit sicheren Datenräumen verfügt. Die große Mehrheit nutzt hingegen allgemeine Kommunikations- und Kollaborationstools wie beispielsweise E-Mail. Damit können Unternehmen jedoch den heutigen Anforderungen an IT-Sicherheit, Effizienz und Vertraulichkeit von Dokumenten nicht gerecht werden.
Das vollständige Interview ist auf it-daily.net frei zugänglich. Dr. Ulf Gartzke beantwortet folgende Fragen:
- Welche Lösungen müssen Unternehmen für diese Risiken in der IT-Sicherheit und Kommunikation finden und worauf ist zu achten?
- Welche Rolle kommt den Führungsgremien bei der IT-Sicherheit denn genau zu?
- Welchen weiteren Herausforderungen sehen sich Führungsgremien aktuell gegenüber?
- Können digitale Tools bei der Einhaltung der ESGRC (Environmental, Social, Governance, Risk Management & Compliance) -Richtlinien unterstützen?
https://www.it-daily.net/it-management/projekt-personal/30428-corporate-governance-in-der-zukunft
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