Ulrich Parthier: Daten sind die unverzichtbare Basis für innovative, digitale Geschäftsmodelle und mit das wichtigste Kapital für Unternehmen. Deshalb steht bei Transformationsprozessen eine Bereinigung an, das sogenannte Housekeeping. Was zählen Sie im Einzelnen dazu?
Patric Dahse: Housekeeping ist nichts anderes als Aufräumen, Ordnen und Ausmisten – oftmals mit riesigen Datenmengen. Im Tagesgeschäft erleben wir drei Typen von Unternehmen. Der erste Typ behauptet, dass ihre Datenqualität gut sei und die Aussage ist auch nicht allzu weit weg von der Wahrheit. Dann gibt es Unternehmen, die ebenfalls behaupten, dass die Qualität ihrer Daten super ist, nur dass das leider nicht stimmt. Und dann gibt es Typ 3: Unternehmen, die genau wissen, dass sie ein Datenqualitätsproblem haben. Sie nutzen die Transformation dazu, um aufzuräumen. In allen Fällen stellt sich die Frage: Ist es sinnvoll, sämtliche Daten auf eine neue Plattform zu transformieren? Viele Altdaten sind Ballast und können gelöscht oder archiviert werden.
Bei Kunden, die so viele Altlasten haben, dass ein „Aufräumen“ unverhältnismäßig viel Aufwand darstellt, macht eine Selektiv Datentransformation, ein sogenannter Smart Brownfield-Ansatz am meisten Sinn. Der Kunde befüllt sein neues System nur mit den aktuellen und bereinigten Daten, die er braucht, und lässt den Rest im Altsystem. Besteht nur eine geringe Datenhistorie, weil es sich um ein junges System handelt oder gibt es nur wenig Inkonsistenzen, macht wahrscheinlich ein Brownfield Approach Sinn. Das ist der Grund, warum viele Kunden erstmal ein Housekeeping-Projekt mit Roadmap Workshop vorneweg machen, um zu entscheiden, wie es weiter geht.
Ulrich Parthier: SAP hat das Ende des ECC-Supports auf Ende 2027 verschoben, weil Bestandskunden beim Wechsel in die Cloud gezögert haben und SAP bis zum ursprünglich geplanten Ende 2025 nicht alle Bestandskunden umstellen konnte. Was raten Sie den Kunden hinsichtlich des Zeitpunktes für den Umstieg und welche Zeitspanne sollten sie für die Transformation einplanen?
Patric Dahse: Unsere Erfahrung zeigt, dass der Umzug auf SAP S/4HANA im Schnitt ein bis zwei Jahre in Anspruch nimmt. Das kann bei komplexen Transformationsanforderungen auch länger dauern aber auch viel kürzer, bei optimalen Voraussetzungen. In den meisten Fällen – und das bestätigt unsere Transformationsstudie 2023 eindrucksvoll – wird die Transformation unterschätzt.
Ulrich Parthier: Welchen Ansatz sollten Unternehmen wählen, Brownfield- oder Greenfield-Ansatz?
Patric Dahse: Alle Methoden haben je nach Projektausprägung ihre Berechtigung. Laut unserer aktuellen Studie wird ausschließlich Brownfield zu 32 Prozent genutzt, Greenfield zu 27 Prozent und Selective Data Transition (SDT) zu 20 Prozent. SDT in Kombination mit einer der anderen Methoden kommt zu 21 Prozent zum Einsatz. Bei unseren Kunden ist häufig die Kombination aus SDT und einer der anderen Methoden – wie dem Smart Brownfield – die beste Wahl. SDT ist vor allem beliebt, wo das Downtime-Fenster sehr klein ist. Denn SDT ermöglicht eine Zero-Downtime-Transformation. Laut unserer Studie wird das auch immer wichtiger. 19 Prozent der Befragten müssen jedwede Downtime vermeiden und 30 Prozent haben höchstens ein paar wenige Stunden, ohne dass sie spürbare Auswirkungen auf ihren Geschäftsbetrieb hinnehmen müssen.
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In dem Interview werden folgende weitere Fragen beantwortet:
- Unternehmen fehlen Zeit & Ressourcen für die Digitale Transformation. Was empfiehlt Patric Dahse?
- Was tut man gegen die gerade fehlenden SAP-Experten?
- Was ist die Mission von Natuvion?
Ende mit Folgen: SAP Business ByDesign
Die Cloud ist das angestrebte Ziel von SAP, weswegen große Anstrengungen unternommen werden, Kunden auf SAP S/4HANA und im Speziellen auf S/4HANA Public oder Private Cloud zu migrieren. Eine Folge daraus: ältere Lösungen und jene mit großer funktionaler Redundanz zu SAP S/4HANA fallen durchs Raster. Dazu gehört auch SAP Business ByDesign.
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