Unter der Leitung von Dr. Michael Lehnert und Dr. Andreas Englert trafen sich 130 interessierte Teilnehmer*innen, um sich über handchirurgische Neuerungen und Sichtweisen sowie bekannte Therapien zu Behandlungen der Hand zu informieren. Das mittlerweile zum siebten Mal stattfindende Symposium der modernen Handchirurgie hat sich zu einem der größten wissenschaftlichen Veranstaltungen rund um die ärztliche Behandlung der Hand entwickelt.
Mit 11 Fortbildungspunkten der Ärztekammer Berlin wurde die Qualität entsprechend honoriert.
Zusammen mit Dr. Andreas Englert (Orthopädie am Nordbad, München) begrüßte Dr. Lehnert (Meviva, Berlin) alle Teilnehmer*innen der Veranstaltung. In der Ansprache wurde darauf hingewiesen, dass nicht nur die Vielfalt der Vortragsthemen, sondern auch der rege Austausch eine Zielsetzung der Veranstaltung sei, frei nach dem Motto „Fachsimpeln gewünscht.“.
Prof. Dr.med. Peter Hahn (Vilpius Klinik GmbH, Bad Rappenau) eröffnete die Vortragsreihe mit seinem lebhaften Vortrag über Pathologien von Beugesehnen in der Hand. Durch seine langjährige Erfahrung im Bereich der Handchirurgie konnte anhand von vielen Beispielen wie Quetschungen oder von der Natur nicht angelegten Sehnen eindrucksvoll gezeigt werden, wie vielfältig diese Pathologien sind. Von der Diagnose bis hin zu angewandten Therapien wurden beispielhaft Fälle betrachtet und erläutert.
Darauf folgte Frau Dr. med. Maryam Wickert mit ihrem Thema „Warum knackt das Handgelenk? Karpale Instabilitäten ohne SL-Band“. Mit Hilfe von minimalinvasiven operativen Verfahren zur Wiederherstellung des SL Bandapparates (Scapholunäre Band) sei es durchaus möglich, instabile Situationen zwischen den Handwurzelknochen zu rekonstruieren. Das knackende Geräusch in diesem Bereich der Handwurzel ist hierbei oft auf eine Verschiebung der Strukturen zueinander zurückzuführen. Dr. Maryam Wickert ging auf die Bedeutung der instabilen Situation im Handgelenk ein und zeigte Optionen auf, welche eine deutliche Verbesserung zur Folge hätten.
Die anschließende Diskussion wurde lebhaft geführt. Fragen zu Erfahrungswerten zu synthetischen Bandmaterialien sowie die Abwägung einer solchen Operation konnten nicht abschließend geklärt werden. Aber Einigkeit herrschte bei der Aussage zur Diagnose: Stabilität sei wichtiger als Mobilität.
Den nächsten Vortrag hielt Herr Dr. Andreas Englert zum Thema „Das Fingermittelgelenk - wenn es nicht mehr gestreckt werden kann“. Die Differenzierung zwischen Streckhemmung und Streckbehinderung sei in der Literatur schon ausführlich beschrieben und zeige auf, wie unterschiedlich die Ursachen sowie die Therapieformen ausfallen können. Schwerpunkt von Dr. Englert hierbei waren die traumatischen und posttraumatischen Symptomatiken. Im Vordergrund stand das Aufzeigen der sehr vielfältigen Ursachen einer solchen Pathologie und wie wichtig eine differenzierte Herangehensweise sei. In der anschließenden Diskussion wurden sowohl konservative als auch operative Verfahren beleuchtet.
Dr. med. Dr. med. univ. Markus Lerchenbaumer aus der Charité gab einen Ausblick in die Welt der bildgebenden Verfahren zur Diagnostik. Hier halte vermehrt KI Einzug, um die immer knapper werdende Zeit bei der Beurteilung von Sachverhalten zu kompensieren. Vor allem verwies er auf die vielfältigen Optionen in der bildgebenden Diagnostik, welche mittlerweile zur Verfügung stünden.
Im Anschluss des Vortrages von Priv.-Doz. Dr. med. habil. Martin Lautenbach (Arthrose-Update der Fingergelenke), in dem er darstellte, wie sich endoprothetische Lösungen in den letzten Jahren positiv entwickelt hätten, kam es zu einer Neuerung in der Vortragsweise. Hierzu wurde ein bewusst provoziertes „Gesprächs-Battle“ auf dem grünen Sofa abgehalten. Dr. Michael Lehnert repräsentierte dabei die konservative Seite der Behandlung, wobei Prof. Lautenbach die operative Seite einnahm. In einem schlagfertigen Austausch auf höchstem Niveau wurden die Vor- und Nachteile konservativer gegenüber operativen Behandlungen dargelegt und mit der aktuellen Studienlage untermauert. Der grundsätzlich unfaire Vergleich zeige auf, wie wichtig der Zeitpunkt für die Entscheidung der Behandlungsmethode sei. Die Aussicht auf weitere Verbesserung der endoprothetischen Implantate werde aktuell aber auch durch die regulatorischen Anforderungen durch die MDR gebremst. Dr. Lehnert betonte hier nochmals die vielfältigen Optionen für die konservative Therapie von Arthrosen zur Vermeidung von operativen Notwendigkeiten. Der sehr freundschaftlich ausgetragene Schlagabtausch wurde vom Auditorium positiv angenommen.
Das Thema „Tumore der Hand“ wurde durch Prof. Dr. Med. Martin Jung aus München anschaulich dargestellt. In seinem Vortrag erläuterte er viele diagnostische sowie operative Beispiele für die tägliche Praxis.
Zur Abrundung der Vortragsreihe gab PD Dr. med. Elias Volkmer ein Update zum Thema „Arthroskopisch assistierte Versorgung der distalen Radiusfraktur“.
Im anschließenden Get Together wurde rege weiter diskutiert und zusammen mit den Referent*innen gefachsimpelt.
Der anatomische Workshop fand wie gewohnt in den ehrwürdigen Räumen der Charité im chirurgisch-anatomischen Trainingszentrum statt. Hier konnten alle Teilnehmer*innen die theoretisch vermittelten OP-Verfahren erproben und üben. Alles war hier möglich, vom einfachen Präparieren einer Hand bis zum Einbringen von Endoprothesen „Hands ON“, konnten unter fachlicher Anleitung verschiedene Techniken ausprobiert werden. Hier konnten alle Teilnehmer*innen von der Erfahrung der Referent*innen profitieren.
Das nächste Symposium der modernen Handchirurgie ist schon in Planung. Es wird am 17./18. November 2023 in Berlin stattfinden.
Mehr zu den Veranstaltungen der Akademie finden Sie unter juzo.de/akademie.