Mehr Platz – weniger Fehler
Knorr-Bremse ist der weltweit führende Hersteller von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Weitere Produktfelder sind unter anderem Türsysteme und Klimaanlagen für Schienenfahrzeuge sowie Drehschwingungsdämpfer und Lösungen rund um den Antriebsstrang im Bereich Systeme für Nutzfahrzeuge. Mit mehr als 16.000 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2010 einen Umsatz von 3,7 Mrd. Euro. In der Konzernzentrale München hat Knorr-Bremse kürzlich anschließend an die Produktion für Bremssteuerungen, einen Produktionspuffer für die Montage in Zusammenarbeit mit Kardex Remstar eingerichtet.
Ursprünglich wurden die zur Montage der Systeme benötigten Teile dezentral in der Produktion bevorratet. Doch der Flächenbedarf war erheblich. Darüber hinaus hatte jeder Monteur Zugriff auf den gesamten Lagerbestand, was zu einer großen Zahl an Falschbeständen führte. Daher hatte sich Knorr-Bremse im Herbst 2009 entschlossen, den Puffer für die Montage an einem zentralen Ort zusammenzufassen. „Da wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit den dynamischen Lagersystemen von Kardex Remstar gemacht haben – allein an unserem Standort sind rund 20 Shuttles und Umlaufregale in Betrieb – entschieden wir uns auch bei diesem Projekt für die von Kardex Remstar vorgeschlagene Lösung“, erläutert Andreas Jung, zuständig für Logistikplanung bei Knorr-Bremse in München. „Und die Erfolge sprechen für sich: Mit dem neuen System ist unsere Lagergrundfläche um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Wertvoller Platz, der nun durch die Produktion genutzt wird.“ In dem neuen Zentrallager konnte mit acht Shuttles XP auf einer Grundfläche von rund 2 x 42 Quadratmetern, eine effektive Pufferfläche von über 1.000 Quadratmetern erreicht werden. Auf den circa 8.000 Plätzen lagern heute über 210.000 elektronische, mechanische und pneumatische Bauteile wie Ventile, Ventilträger, Metallteile oder ganze Baugruppen mit einer Größe von bis zu 40 x 60 x 30 Zentimetern, meist in Kunststoffboxen. Größere Lagergüter befinden sich im angeschlossenen Regallager. Das neue Lager dient als Produktionspuffer. Dabei sortieren Kommissionierer die Bauteile in der richtigen Reihenfolge auf Kommissionierträger und bringen sie zu den Montageplätzen, wo Fachkräfte die hochspezialisierten Bremssysteme montieren, die ihren Einsatz in einfachen Triebwagen über Locks bis hin zu Hochgeschwindigkeitszügen finden. „Zurzeit bearbeiten im neu entstandenen Lager drei Mitarbeiter rund 300 Transportaufträge am Tag“, führt Jung aus. „Bis Ende 2011 streben wir hier jedoch eine Verdopplung des Durchsatzes an und werden darüber hinaus Produktion und Lager mit einem automatischen Fördersystem verbinden.“
Die neue Gaslöschanlage
Bei einer Anlage dieser Größe schreiben viele Versicherungen die Installation einer Feuerlöschanlage vor. „Für dieses Lager haben wir Knorr-Bremse unsere neue Kardex Remstar Fire Solution empfohlen“, erläutert Reinhold Schäffler. „Herkömmliche Sprinkleranlagen und Gaslöschanlagen richten beim Löschvorgang häufig unverhältnismäßig großen Schaden bei empfindlichen Lagergütern an. Bei Knorr-Bremse etwa würde Löschwasser die elektronischen und pneumatischen Bauteile zerstören. Mit hohem Druck eingeleitetes Gas wiederum könnte die sensiblen Kleinteile mit hohen Geschwindigkeiten durch die Anlage schleudern.“ Das neue System hingegen bietet eindeutige Vorteile: In einem Abstand von je fünf Zentimetern befinden sich über die gesamte Höhe der Shuttles verteilt mehrere hundert Düsen, die das Gas mit geringem Druck von 4 Bar direkt in die Lagereinheiten leiten. Herkömmliche Gaslöschanlagen arbeiten mit gerade einmal vier bis sechs Düsen und einem Druck von 40 - 60 Bar. Mit der Kardex Remstar-Lösung sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft schnell unter 8,8 Volumenprozent und ein Brand wird zuverlässig innerhalb von ein bis zwei Minuten gelöscht. „Darüber hinaus war es bisher zwingend, die Shuttles bei Einbau einer Gaslöschanlage möglichst luftdicht zu verschließen“, führt Schäffler weiter aus. „Da unser neues System jedoch das Gas über das gesamte System verteilt abgibt, ist eine Versiegelung nicht mehr nötig, um das Ersticken des entstehenden Brandes bis in den letzten Winkel zu garantieren.“ Zur Löschung verwendet Kardex Remstar sogenanntes Inertgas. Dieses enthält Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und Argon in einer ähnlichen Konzentration wie Luft. Einzig der brandfördernde Sauerstoff fehlt in dem Gemisch. „Daher ist auch die Entsorgung des Gases nach der Löschung simpel: Die Feuerwehr öffnet sämtliche Tore und Öffnungen in Lager und Shuttle und nach einer halben bis Dreiviertelstunde befindet sich wieder genügend Sauerstoff im Lager, so dass die Mitarbeiter bedenkenlos an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können“, führt Projektleiter Schäffler aus.
Grundlage für eine schnelle und effektive Löschung ist ein zuverlässiges Feuermeldesystem: Ebenfalls über das gesamte System verteilt, saugen Kunststoffrohre konstant Luft aus dem Shuttle-Inneren, die in diesem Rauchansaugsystem auf Rauchpartikel hin untersucht wird. „Die bei Knorr-Bremse installierte Anlage erkennt einen Brand zuverlässig nach spätestens 30 Sekunden“, erklärt Schäffler. „Das entspricht unseren üblichen Standards. Falls gewünscht, ist allerdings auch eine schnellere Detektion möglich.“
Geschichte einer Innovation
Seit Jahren steigen die Anfragen für Lagersysteme mit integrierten Brandschutzanlagen bei Kardex Remstar kontinuierlich an. Als 2008 das Ingenieurbüro Fuchs mit einer innovativen Idee auf die Spezialisten für automatische Lagersysteme zukam, bestand daher großes Interesse an dem Thema. „In den folgenden anderthalb Jahren haben wir dann gemeinsam mit Fuchs unser neues Düsensystem entwickelt. Die Umsetzung fand schließlich in Zusammenarbeit mit dem Löschanlagenspezialisten Total Walther statt“, so Projektleiter Schäffler. „Unsere hochgesteckten Ziele wurden dabei vollends erreicht: Die Integration der Gaslöschanlage ist nicht nur bei der Erstinstallation eines Shuttles oder Umlaufregals möglich – jedes Kardex Remstar-System kann auch nachträglich mit dem neuen Brandschutzsystem ausgestattet werden.“ Am Ende der Produkt-Entwicklung steht neben der Zertifizierung der Prototypen auch die Abnahme der ersten bei Kunden installierten Brandschutzsysteme durch die VdS Schadensverhütung GmbH. Im Rahmen der Zertifizierung der Anlage bei Knorr-Bremse wurde ein Brand simuliert und durch eine Probeflutung gelöscht, während die Brandschutz-Experten die Senkung des Luftsauerstoffs im Shuttle dokumentierten.
Rundum abgesichert
Noch kritischer als eine technische Prüfstelle begutachten vermutlich nur Versicherungen die Funktionalität einer neuen Anlage. Doch im Rahmen einer Präsentation der Kardex Remstar Fire Solution bei Knorr-Bremse konnte das System auch vor den Vertretern namhafter Versicherungen bestehen. Timo Rüll von der AXA Corporate Solutions: „Wir als Sachversicherer begrüßen eine VdS-Abnahme, um die Wirksamkeit des Systems generell sichergestellt zu wissen. Die Kombination der Löschanlage mit sensibler Brandfrüherkennung ist durchaus sinnvoll.“ Harald Däschler von der Allianz Global Corporate & Speciality AG wiederum sieht eine Anwendungsmöglichkeit vor allem bei der Lagerung von besonders wertvollen Gütern oder einem Bestand mit einer langen Wiederbeschaffungszeit der Feuerlöschanlage: „Aufgrund der Möglichkeit, die Anlage auch in klimatisierten Lagern zu nutzen, sehe ich beispielsweise gute Einsatzmöglichkeiten in der Pharmaindustrie.“
Fazit
Knorr-Bremse hat mit der Installation von acht Shuttle XP von Kardex Remstar nicht nur einen enormen Flächengewinn in der Produktion und eine Minimierung der Fehlerrate erzielt, sondern auch eine kontinuierliche Durchsatzsteigerung erreicht. „Die Installation der neuen Brandschutzanlage Kardex Remstar Fire Solution sehen wir als zusätzlichen Bonus“, führt Andreas Jung, Projektverantwortlicher Logistikplanung bei Knorr-Bremse, aus. „Wir können uns heute sicher sein, dass unsere Lagergüter im Fall der Fälle zuverlässig vor Brandschäden geschützt sind und auch durch das Löschmittel nicht beschädigt werden.“