Der Wegfall der Überlassungshöchstdauer von einem Jahr öffnet den Zeitarbeitsmarkt gerade für Akademiker, weil allein die Einarbeitungszeit in höher qualifizierten Jobs drei oder mehr Monate dauert. Seither wächst die Zahl der Zeitarbeiter mit Hochschulabschluss rasant: Waren es 2005 gerade mal fünf Prozent, stieg der Anteil in diesem Jahr nach Branchenschätzungen auf mehr als das Doppelte, berichtet karriere weiter. „Die Wirtschaft braucht im globalen Wettbewerb die Flexibilität in der Personalplanung. Könnten die Auftragsschwankungen nicht abgefedert werden, wären bestehende Arbeitsplätze massiv in Gefahr“, erklärt Thomas Reitz, Geschäftsführer von Manpower Deutschland.
Und längst ist es bei Bewerbungen kein Manko mehr, als Hochschulabsolvent bei einem Zeitarbeitsunternehmen tätig gewesen zu sein, wie eine aktuelle Umfrage von karriere unter den Personalverantwortlichen von 215 großen und mittelständischen Unternehmen ergeben hat: Fast 58 Prozent der befragten Personaler sagen, dass Bewerber mit diesem Background die gleichen Chancen haben wie jeder andere Bewerber. Weitere 19 Prozent übernehmen gerne Zeitarbeiter, wenn diese zuvor im Unternehmen einen guten Eindruck hinterlassen haben. Kernkompetenzen wie Offenheit, Flexibilität, Lernbereitschaft und eine breite Projekterfahrung schätzen rund zwölf Prozent der Personaler an Akademikern, die vorher Zeitarbeiter waren. „Zeitarbeit ist für Hochschulabsolventen eine adäquate und anerkannte Einstiegsmöglichkeit geworden“, fasst Albrecht Bamler von Porsche zusammen.
Ein Grund: Rund ein Drittel aller Zeitarbeitskräfte findet den Absprung in die Festanstellung – quer durch alle Qualifikationen. Auf der akademischen Ebene liegen die Quoten weit höher: „In der Finanzbranche sind es sogar 90 Prozent – und zwar innerhalb der ersten drei Monate“, sagt Uwe Beyer von Adecco. Anbieter wie DIS oder Manpower machen ähnliche Erfahrungen und sind deshalb ständig auf der Suche nach qualifiziertem Nachschub. Aktuell meldet Adecco beispielsweise 500 offene Stellen für Akademiker, DIS 400 bis 500, Randstad 350 und Manpower 300. Gefragt sind vor allem Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker und Software-Entwickler.
Die November-Ausgabe von karriere erscheint am 27. Oktober 2006.