Ein Grund: Dem Handwerk geht es in der Krise vergleichsweise noch gut. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) berichten im zweiten Quartal 2009 knapp 72 Prozent der Betriebe über eine zufriedenstellende oder gute Geschäftslage. Und damit weiterhin Bedarf an Führungskräftenachwuchs. Viele Anlagen etwa im Bereich Heizung und Sanitär sind nicht zuletzt durch den Umweltschutz in den vergangenen Jahren sehr komplex geworden. "Dadurch ergeben sich Jobchancen für Akademiker", sagt Lothar Semper, Geschäftsführer des Bayerischen Handwerkstags. Gerade in Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten hätten auch Hochschulabsolventen gute Chancen, in Führungspositionen einzusteigen. "Der Akademikeranteil im Handwerk ist noch zu gering", meint auch Alexander Legowski vom ZDH. "Leistungsfähige Betriebe fördern deshalb Kombi-Studiengänge an den Berufsakademien oder bieten Studenten Praktika und die Übernahme nach ihrem Abschluss an."
Einige Hochschulen haben auf diese Nachfrage bereits reagiert und bieten duale Studiengänge an, bei denen Abiturienten Gesellenbrief und Bachelor parallel machen - an der Berufsakademie Hamburg etwa, wo sich klassische Berufe wie Bäcker, Maler oder Friseur mit einem Betriebswirt kombinieren lassen. Oder an der Fachhochschule Trier, wo der Bachelor in Versorgungstechnik mit dem Anlagenmechaniker kombiniert wird. So sollen künftige Chefs auf das Handwerk vorbereitet werden. Denn in den kommenden fünf Jahren gehen rund 200.000 Unternehmer in Rente.
Die Oktober-Ausgabe von Handelsblatt Junge Karriere erscheint am 25. September 2009.