„Neben unserem Stammsitz in Vreden ist KEMPER in Tschechien bis heute der wichtigste Standort für uns“, betont Björn Kemper, Geschäftsführer der KEMPER GmbH. „Die Produktion dort ist mitverantwortlich für das Wachstum unserer gesamten Gruppe in den vergangenen 25 Jahren und insbesondere in der jüngeren Vergangenheit.“
Blechkomponenten aus einer Hand
Während der Anlagenbau und die Endmontage der Produkte in Vreden erfolgt, fertigt KEMPER alle Blech-Komponenten im eigenen Werk in Poříčí nad Sázavou bei Prag. Zu den Leistungen vor Ort zählt die komplette Blechbearbeitung der Bestandteile für die Absauganlagen vom Laserschneiden bis hin zum Kanten und Pressen. Die Produktion in Tschechien verfügt zudem über eine Pulverbeschichtungsanlage. Daneben bereitet der Standort die elektronischen Anlagensteuerungen und Schaltschränke vor. Die Absaugtische für Schneidanwendungen werden ebenfalls in Tschechien gefertigt.
Nach der Wende erschloss KEMPER neue Märkte in Osteuropa und gründete am 21. Juli 1992 ein Vertriebsbüro in der damaligen Tschechoslowakei. Zahlreiche deutsche Betriebe verlagerten seinerzeit ihre Schweißplätze dorthin – ein interessanter neuer Markt für den Pionier in der Schweißrauchabsaugung. Drei Mitarbeiter bauten den Vertrieb für Osteuropa auf. Der Einstieg gestaltete sich schwierig. Ein Bewusstsein für die Gefahren im Schweißrauch gab es kaum, effektive Absaugtechnik suchte man vergeblich. Eine hohe Reputation bei der deutschen Automobilzuliefererindustrie, die neue Standorte in Tschechien erschlossen hatte, brachte zu Beginn wichtige Aufträge ein.
1994 Produktion in Tschechien aufgenommen
In der Folge intensivierte KEMPER seine Aktivitäten vor Ort. Neben dem Vertrieb schufen die Mitarbeiter neue Strukturen für den Einkauf von Anlagenkomponenten. 1994 nahm KEMPER nahe Prag eine eigene Blechbearbeitung in einer angemieteten Halle auf. „Wir konnten so wesentlich kostengünstiger produzieren. Ein weiterer großer Vorteil war die Nähe zu den neuen osteuropäischen Märkten“, blickt Theo Hessing, Geschäftsführer von KEMPER spol. s r.o., zurück. „Durch den Aufbau der Produktion in Tschechien hat sich unser gesamtes Unternehmen positiv weiterentwickelt.“
Das Bewusstsein für Arbeitsschutz beim Schweißen stieg in Osteuropa derweil an und damit auch die Auslastung im tschechischen Werk. 1995 beschäftigte KEMPER dort bereits 50 Mitarbeiter. 2000 nahm das Unternehmen in Říčany bei Prag die erste eigene Produktionshalle in Betrieb. Mit der Entscheidung, ab 2004 die komplette Blechbearbeitung auszuführen, verbesserte sich die Auftragslage abermals. Nach dem Ausbau des Maschinenparks investierte KEMPER erneut. In Poříčí nad Sázavou bezog der Hersteller 2008 das heutige Werk mit 10.000 Quadratmetern. Neben der Herstellung der Gehäuseteile für die Absaugtechnik fertigte es auch für externe Kunden.
Gestärkt aus der Krise
Die weltweite Krise durch den Finanz-Crash 2008 ging auch an KEMPER in Tschechien nicht spurlos vorbei. Die Aufträge brachen um 50 Prozent ein. Entlassungen folgten. Doch der Hersteller gelangte schnell zurück in die Erfolgsspur. Heute ist die Auftragslage für das gesamte Unternehmen so gut, dass die tschechische Produktion ausschließlich für KEMPER in Deutschland fertigt. Der Standort beschäftigt 2017 rund 175 Mitarbeiter. Aktuell richtet er sich neu aus. Um die Serienfertigung für die Absauggeräte auszubauen, werden die Produktionsprozesse weiter automatisiert. In einer zusätzlichen angemieteten Halle fertigt der Hersteller zudem ausgewählte Komponenten. „Bei einer hervorragenden Auftragslage steigern wir durch diese Schritte nochmals unsere Lieferperformance“, betont Hessing.
Die tschechische Produktion setzt dabei genau den Arbeitsschutz um, für den KEMPER bis heute steht: Die Schweißerei ist mit Arbeitsplatzabschirmungen und Punktabsaugungen ausgestattet. Absaughauben erfassen den Schweißrauch selbst bei Schweißrobotern. Moderne Filteranlagen säubern die Hallenluft von ultrafeinen Staubpartikeln. Drei CleanAirTower verbessern zusätzlich zu den Punktabsaugungen die Raumluftqualität. Zur Automatisierungsstrategie zählt auch die Einführung von KEMPER Connect. Das System vernetzt die Absauganlagen und Raumlüftungssysteme mittels des Luftüberwachungs- und Steuerungssystems AirWatch.