Mit der Implementierung eines Edge Device in seine neuen Produktionslinien hat der Dortmunder Systemanbieter 2023 die Voraussetzungen für die cloudbasierte Zusammenarbeit geschaffen. Beim Edge Device handelt es sich um einen Industrie-PC, der bereits standardmäßig im Netzwerkschrank installiert ist. Es ist zunächst deaktiviert und soll die Verbindung zu der KHS-Cloud ermöglichen. Der Vorteil für Kunden ist, dass ihre Linien direkt „IIoT-ready“ sind. Werden künftige digitale Lösungen in Form von KHS ConnectApps erworben, kann das Edge Device schnell und einfach remote aktiviert werden. „Damit haben wir die Grundvoraussetzung für kommende IIoT-Anwendungen geschaffen, die industrielle Prozesse mit höherer Konnektivität und Intelligenz versehen“, freut sich Deniz Ulutürk, Product Manager Digital Products bei KHS. Auf diesem Weg ist man nun einen entscheidenden Schritt weiter gegangen: „Unter hohen Sicherheitsanforderungen schafft die Aktivierung eine verlässliche Schnittstelle zur KHS-Cloud. Sie erlaubt es uns, Getränkeherstellern künftig vielfältige Softwareanwendungen beziehungsweise Apps zu bieten.“ Bereits heute profitieren Kunden von einer Dashboardfunktion, die über das Kundenportal KHS Connect erreichbar ist und den Maschinenstatus, die Performancekennzahlen sowie den Termin der nächsten fälligen Wartung anzeigt.
Ziel: Verbesserung der OEE[1]
Ziel ist es, ein vernetztes Umfeld zu schaffen, das die Customer Experience über den gesamten Lebenszyklus der Linie verbessert. „Mit dem gesamten digitalen KHS-Portfolio wollen wir für unsere Kunden vor allem eine Verbesserung der OEE¹ erreichen – dafür verfolgen wir im Wesentlichen zwei Stoßrichtungen“, erklärt Ulutürk. „Erstens geht es darum, die Verfügbarkeit unserer Anlagen zu erhöhen, indem wir eine Verkürzung der Umrüstzeiten ermöglichen und die Stillstandszeiten reduzieren. Dafür sorgen zum Beispiel die sofortige Erkennung von Störungen sowie eine digitale Unterstützung bei deren schneller Behebung. Zweitens wollen wir den laufenden Betrieb unserer Abfüll- und Verpackungslinien noch effizienter, einfacher und schneller machen. Mit Hilfe nützlicher digitaler Tools, die Informationen rund um die Anlage bereitstellen, wird der Maschinen- und Linienbetrieb sowohl für Bediener als auch für das Wartungspersonal unterstützt und vereinfacht.“ Daraus resultierten für Kunden gleich drei Mehrwerte, wie Ulutürk betont: Der Zugang zur Wartungsdokumentation werde erleichtert und die Kommunikation zwischen Stakeholdern unterstützt. Zudem schaffe man einen Wissensspeicher.
Vorkonfigurierte Wartungsanweisungen
Die erste bereits verfügbare App trägt den Namen KHS ConnectApp Guide. Ihre drei Kernfunktionen umfassen Hinweise zur Instandhaltung, das Erfassen von Störungen und das Führen eines Logbuchs. Dafür stellt sie durch KHS vorkonfigurierte maschinenspezifische Wartungsanweisungen in Form von digitalen CILT[2]- Listen bereit, die in der Anwendung viel zugänglicher und smarter als bisher zur Verfügung stehen. Sie ermöglichen es, Aufgaben zeitlich zu planen, auszuführen und abzuhaken. Optional können Maschinen an die KHS-Cloud angebunden werden, um die Aufgaben bedarfsgerecht nach Betriebsstunden auszusteuern. Oder es können Störungen bearbeitet und gelöscht sowie deren Status, Ursachen, Historie und eventuelle Gegenmaßnahmen erfasst sowie mit Bildern versehen werden. Das geschieht im Logbuch. Es erlaubt, sämtliche auftretenden Ereignisse und vorgenommenen Maßnahmen im Zusammenhang mit Wartungen oder Störungen firmenweit zu dokumentieren und letztlich zu tracken. Darüber hinaus steht es dem Kunden frei, das Tool zur täglichen Qualitätssicherung zu nutzen, etwa um regelmäßig an bestimmten Punkten der Linie Temperaturen zu messen oder am Ende jeder Schicht Behälter ins Labor zu bringen.
Smartes Abomodell
Ulutürk sieht in der Nutzung der neuen App eine ganze Reihe von Vorteilen: „Besonders smart ist natürlich unsere Lösung als SaaS-Abomodell[3]. Kunden können bestimmte Funktionen zeitlich begrenzt mieten, also flexibel wieder abbestellen oder weitere Nutzerlizenzen erwerben. Und Updates beziehungsweise Patches sind praktischerweise sofort verfügbar.“ Ein weiterer Vorteil ist, dass für die Kunden keine Anschaffungskosten für zusätzliche IT-Infrastruktur etwa in Form eines Servers im eigenen Werk entstehen und gleichzeitig Aufwände für Pflege und Wartung abgedeckt sind. Das wichtigste Argument sei aus seiner Sicht, dass es sich bei der Applikation um ein vorkonfiguriertes Tool handele, das mit der Maschine ausgeliefert werde und sofort startklar sei. Getränkehersteller müssten sich nicht erst noch damit auseinandersetzen oder sich um gesonderte Softwarelieferanten bemühen. Neben der Webanwendung ist die App außerdem für mobile Endgeräte verfügbar und mit den gängigen Betriebssystemen iOS und Android kompatibel. Abschließend betont Ulutürk, dass die KHS ConnectApp Guide nicht nur für KHS-Anlagen genutzt werden kann: „Auch Fremd- und Peripheriesysteme wie Gabelstapler können eingebunden werden“, sagt er. „Bei verschiedenen Pilotkunden ist die Anwendung bereits im Einsatz. Den Markteintritt mit der ersten Ausbaustufe planen wir für Mitte des Jahres.“
[1] OEE = Overall Equipment Effectiveness (Gesamtanlageneffektivität): Betriebswirtschaftliche Kennzahl zur Beurteilung der Produktivität technischer Anlagen oder Maschinen
[2] CILT = Cleaning, Inspection, Lubrication, Tightening (Reinigung, Inspektion, Schmierung, Nachziehen zum Beispiel von Schrauben oder Beschlägen)
[3] SaaS = Software as a Service, ein cloudbasiertes Softwarebereitstellungsmodel