Mit über 50 Millionen Einwohnern ist Kolumbien der nach Brasilien zweitgrößte Staat Südamerikas und einer der bedeutendsten Wachstumsmärkte des Kontinents. Das Land wird geprägt von den bis zu fast 6.000 Meter hohen Gebirgszügen der Anden und einer Küste von rund 3.000 Kilometer Länge, die sich zu beinahe gleichen Teilen auf den Pazifischen sowie den Atlantischen Ozean aufteilen. Umsatzstärkster Getränkehersteller Kolumbiens ist Postobón, ein Big Player, der seine Produkte in 27 Länder weltweit exportiert. Zum riesigen und hoch diversen Sortiment zählen neben Wasser und Softdrinks vor allem Säfte, Tees, Energydrinks sowie Bier und Kaffee. Zudem füllt das Unternehmen als Lizenznehmer zum Beispiel Pepsi, Gatorade, Mountain Dew und Seven Up, aber auch Lipton Tea sowie Heineken Biere ab. Von den 71 Standorten sind 20 Produktionsstätten. Sie verfügen über mehr als 100 Abfülllinien, von denen 20 für PET-Flaschen bestimmt sind. Die zwei größten Standorte des Unternehmens finden sich in der Hauptstadt und 10-Millionen-Metropole Bogotá sowie in Malambo, einem Vorort von Barranquilla im Norden des Landes. Hier wurde ab 2018 ein Greenfield-Projekt mit insgesamt 11 Linien realisiert.
Entscheidung für drei KHS-Blocklösungen
Hatte sich die langjährige Beziehung zu KHS bisher auf die Lieferung von Streckblasmaschinen beschränkt, entschied sich der kolumbianische Abfüller 2018 erstmals für eine Blocklösung: Zur ersten Linie zählt ein InnoPET Triblock für Wasser in Kunststoffbehältern. Er umfasst eine Streckblasmaschine, einen Etikettierer und einen Füller. Bei einer Leistung von bis zu 54.000 Flaschen pro Stunde glänzt die Linie technisch mit einem durchgängigen Neckhandling vom Preform bis zum fertig gefüllten Produkt. Unterstützt von den Experten des Bottles & Shapes-Programms wurde eigens eine materialsparende Flasche entwickelt, die bei einem Volumen von 600 Milliliter nicht mehr als 10 Gramm wiegt. Im Trockenteil der Linie ist der Multifuel-Brenner in der Verpackungsmaschine Innopack Kisters SP besonders bemerkenswert: Er ermöglicht es, den Schrumpftunnel flexibel mit Erdgas oder Propangas zu beheizen.
Mit der Qualität, dem Tempo der Installation sowie dem Einsatz des Teams vor Ort war Postobón so zufrieden, dass innerhalb von nur 18 Monaten gleich zwei weitere Blocklösungen beauftragt wurden: Die zweite KHS-Linie wurde 2021 in Bogotá in Betrieb genommen. Bei ihr handelt es sich ebenfalls um eine komplette Abfülllinie, deren Herzstück allerdings ein BloFill-Duoblock für die Heißabfüllung (HotFill+) mit optionaler Stickstoffdosierung von Saft, Tee und Energydrinks ist. Am selben Standort wurde 2023 schließlich die dritte KHS-Linie installiert – mit einem TriBlock für kohlensäurehaltige Getränke wie Pepsi Cola. „Wir schätzen KHS als einen der weltweit renommiertesten Anlagenhersteller“, erklärt César Bohórquez, der als National Project Manager bei Postobón die Umsetzung aller Projekte für strategisches Wachstum steuert. „Der zukunftsweisende technologische Standard für Hochgeschwindigkeitslinien hat uns beeindruckt. Beim Wachstum unseres Geschäfts zählen wir auf KHS als einen unserer wichtigsten Technologiepartner. Das Unternehmen entwickelt für unsere Prozesse umfassende und effiziente Lösungen, die die Wachstumsanforderungen unseres Unternehmens perfekt erfüllen.“
Highlight Heißabfüllung
Unter technologischen Aspekten ist insbesondere die neue „Hotfill+“-Linie ein besonderes Highlight – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Dank einer Stationsleistung von 2.250 Behälter pro Stunde für 0,5-Liter-Flaschen erzielt sie eine Ausbringung von bis zu 54.000 Behälter pro Stunde und ist damit die weltweit bisher schnellste KHS-Linie ihrer Art. Dafür verantwortlich sind vor allem das durch die KHS-Experten von Bottles & Shapes auf Gewichtsreduzierung optimierte Behälterdesign sowie die besonders stabile Prozessführung im gesamten Block. Auf der hochflexiblen Linie werden 13 Produkte aus 3 verschiedenen Kategorien in 8 Formaten zwischen 200 Milliliter und 1,5 Liter abgefüllt. Ein für den Kunden eigens entwickeltes Füllventil kann dabei ohne Formatwechsel alle Getränke abfüllen – egal, ob diese Pulpe oder Fruchtfasern enthalten.
Nachhaltig und klimaschonend
Dass für die Getränkebehälter so wenig Kunststoff wie möglich eingesetzt werden sollte, hat für die Kolumbianer nicht nur wirtschaftliche Gründe: Neben Qualität und Effizienz sind vor allem Nachhaltigkeit und Klimaschutz wichtige Themen, in die der Abfüller erhebliche Summen investiert: Allein 2021 flossen rund 30 Millionen US-Dollar in Sozial- und Umweltprogramme. Die größte Wassermarke Agua Cristal etwa wird in Flaschen aus 100 Prozent recyceltem PET abgefüllt, die ihrerseits vollständig wiederverwertbar sind. Insgesamt werden die gesetzlichen Vorgaben bei der Müllvermeidung deutlich übererfüllt: So ist man stolz darauf, 72 Prozent der durch das Unternehmen in Umlauf gebrachten Verpackungsmaterialien zurückzugewinnen und wiederzuverwerten. Bei Glasflaschen beträgt der Anteil sogar 95 Prozent.
Trotz der Materialreduzierung bei den PET-Flaschen durfte es bei deren Stabilität selbstverständlich keine Einbußen geben. Für die kleinen Formate der Saft- und Teeflaschen, deren Gewicht von 22 auf 20 Gramm reduziert wurde, wird das vor allem durch die Zugabe von Stickstoff in den Kopfraum erreicht, der den Innendruck im Behälter bis zum ersten Öffnen erhöht. Für zusätzliche Steifigkeit und Standfestigkeit sorgt ein Flaschenboden mit 6 Füßen.
Neueste Streckblastechnik
Die Ressourceneinsparung wird durch KHS-Streckblastechnologie der neuesten Generation unterstützt. So ermöglicht es der Fokus-Heater des Near-Infra-Red(NIR)-Heizsystems, das Material direkt unterhalb des Preform-Neckrings optimal für die Flaschenwandung zu nutzen und trägt damit maßgeblich zur Gewichtsreduzierung bei. Während die Streckblasformen auf bis zu 120 Grad Celsius erhitzt werden, erfolgt am Neckring sowie am Boden eine Wasserkühlung auf 10 bis 15 Grad Celsius. Dadurch werden die Eigenschaften der Behälter so angepasst, dass die Abfüllung mit einem bis zu 85 Grad Celsius heißen Getränk mit nur minimalem Schrumpf erfolgen kann.
Besondere Aufmerksamkeit – und einen umfangreichen Validierungsprozess – erforderten die Flaschen im Rahmen der Heißabfüllung durch die Lage des Produktionsstandortes. Die Produkte werden in der 2.600 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Hauptstadt Kolumbiens abgefüllt und müssen besonders hohe Innendrücke aushalten. Grund dafür ist, dass die Flaschen von Bogotá aus auch an die kolumbianische Küste geliefert werden, die auf Meereshöhe liegt. Dort angekommen muss noch genügend Überdruck im Behälter sein, damit die Flaschen nicht kollabieren. „In Bogotá sinkt der Siedepunkt aufgrund der Höhe zum Beispiel auf 92 Grad Celsius“, erklärt Fernando Delgado, Regional SalesManager bei KHS Andes. Diese physikalischen Herausforderungen musste das Flaschendesign berücksichtigen.
Neben Behältern für die Heißabfüllung mit Stickstoff wurde zudem eine klassische Hotfill-Flasche mit Panels von den KHS-Experten entwickelt: Die neue Gatorade-Flasche für den Lizenzgeber PepsiCo weist einen flachen Boden auf und wurde mit Längsrillen versehen, die für eine optimale Stabilität sorgen, ohne dass bei der Abfüllung Stickstoff zum Einsatz kommt. Zudem konnte das Gewicht von 26 auf 24 Gramm reduziert werden.
„Alle von uns definierten KPIs hinsichtlich Kosten, Qualität, Effizienz und Produktivität werden eingehalten“, stellt Bohórquez zufrieden fest und unterstreicht die Bedeutung der neuen Anlage: „Mit der neuen „Hotfill+”-Linie von KHS können wir die Produktion in den Bereichen Saft, Tee und Energydrinks um bis zu 54 Prozent steigern. Daraus ergibt sich eine Erhöhung unseres gesamten Ausstoßes um rund 5 Prozent”, sagt Bohórquez.
Lösungen für jede Herausforderung
Die dritte KHS-Linie deckt ein weiteres Segment ab: Auf ihr werden – neben Wasser – karbonisierte Softdrinks abgefüllt. Im Zentrum der Anlage steht ein InnoPET TriBlock mit einer KHS-Rollfedstation zur Heißleim-Rundumetikettierung, ebenfalls für bis zu 54.000 Flaschen pro Stunde. Die Formate reichen von 300, 400 und 600 Milliliter über 1 und 1,5 Liter bis hin zu der in Kolumbien sehr beliebten Größe von 2,5 Liter.
„Jedes unserer Projekte stellt uns vor jeweils eigene Herausforderungen”, resümiert Bohórquez mit Blick auf die in kürzester Zeit in Betrieb genommenen drei neuen Linien. „Um diese zu bewältigen, suchen und finden wir mit KHS immer wieder gemeinsam Lösungen und Synergien, die uns bei der Umsetzung unserer ehrgeizigen strategischen Wachstumsziele einen großen Schritt nach vorne bringen.“
Das jüngste Projekt im Rahmen der Technologiepartnerschaft ist eine neue KHS-Streckblasmaschine InnoPET Blomax V. Durch den Postobón-eigenen Konverter Iberplast im Abfüllbetrieb Caloto in eine bereits bestehende PET-Linie integriert, lassen sich mit ihren 20 Kavitäten bis zu 45.000 Flaschen pro Stunde in Größen zwischen 500 Milliliter und 1 Liter produzieren. Dabei werden die Behälter in der Linie mit bis zu 85 Grad heißen Getränken wie Säften, Tee oder Energydrinks gefüllt.
Innovation und Expertise
„Postobón möchte seine Ausstattung immer auf dem neuesten Stand der Technik halten – insbesondere unter dem Aspekt eines möglichst geringen Verbrauchs von Energie und Energieressourcen, um die Umweltbelastung zu reduzieren“, sagt Delgado. Bei KHS finde der Kunde kontinuierliche Innovation und tiefgreifende Expertise, zum Beispiel rund um das Thema Heißabfüllung. Das sei ein Erfolgsfaktor, der die solide Basis für ein echtes Vertrauensverhältnis bilde: „Unser Erfolgsrezept ist es, einerseits eine enge Beziehung zu pflegen, in dem wir die richtigen Themen und Fragestellungen antizipieren. Andererseits bilden wir ein perfekt abgestimmtes Team aus KHS-Kollegen vor Ort und in der Zentrale – das nimmt ein Kunde wie Postobón natürlich gerne in Anspruch.“