Wenn zum Jahreswechsel das neue Verpackungsgesetz die bisherige Verpackungsverordnung als rechtlichen Rahmen für den deutschen Markt ablöst, definiert es nicht nur eine neue Zielquote von 70 Prozent für Mehrwegsysteme. Darüber hinaus schreibt das neue Regelwerk erhöhte Recyclingquoten für alle Verpackungsarten vor – auch für Kunststoff. Ab Januar sollen 58,5 Prozent aller Kunststoffabfälle recycelt, also werkstofflich verwertet werden. Ab 2022 soll diese Recyclingquote auf 63 Prozent steigen. Derzeit liegt sie in Deutschland insgesamt bei 36 Prozent.
Vor diesem Hintergrund werden die Dualen Systeme, die für die Sammlung von Wertstoffabfällen wie PET-Einweg-Saft- und Nektarflaschen verantwortlich sind, künftig dazu verpflichtet, ihre Recyclingquoten signifikant zu steigern. Das Gesetz eröffnet ihnen die Möglichkeit, einfach und gut recycelbare Materialien monetär zu ent- und schwer verwertbare Verpackungen zu belasten. Die daraus kalkulierten Beteiligungsentgelte richten sich zukünftig nach ökologischen Kriterien. Je besser eine Verpackung sortenrein recycelt werden kann, desto niedriger sind diese Entgelte für Getränkehersteller und Handel.
Additive in PET-Flaschen erschweren Recycling
Diese Regelung hat insbesondere Auswirkungen auf all jene Getränke, deren Verpackungsmaterialien durch Beimischungen nicht einfach recycelt werden können. Gerade Saft- und Nektarhersteller, die ihre Produkte in PET-Flaschen abfüllen, sind in Teilbereichen davon betroffen. PET-Einwegflaschen sind grundsätzlich zwar vollständig recycelbar. Saft- und Nektarflaschen bestehen heute aber überwiegend nicht aus reinem PET. Sie beinhalten in vielen Fällen Multilayer-, Blend- oder Scavenger-Materialien, die die sensitiven Getränke vor äußeren Einflüssen wie Sauerstoffeintrag schützen.
Die Zusammensetzung dieser PET-Flaschen verhindert eine sortenreine Weiterverarbeitung gemeinsam mit PET-Flaschen, die unter das Einwegpfand fallen, und damit ein übergreifendes Recycling. „Ein Viertel der klaren rPET-Flakes aus dem Gelben Sack enthalten Scavenger und verschlechtern daher die Qualität zum Beispiel durch eine gelbliche Färbung“, sagt Herbert Snell, Geschäftsführer des Recyclers MultiPet GmbH. „Die Vermischung dieser PET-Flaschen mit anderen Getränkeflaschen aus PET erschwert die Verwendung dieser rPET-Flakes für das Flasche-zu-Flasche-Recycling ungemein.“
Daher könnten sie aktuell nicht in das deutsche Pfandsystem auf Einwegverpackungen aufgenommen werden, sagt Snell. Laut einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) sind circa zehn Prozent aller PET-Einwegflaschen unbepfandet, 38.000 Tonnen an PET-Material gehen dadurch am Pfandkreislauf vorbei. Der Großteil davon wird heute für die Abfüllung von Säften und Nektaren genutzt. Sollten Hersteller dieser Getränkesegmente ihr Verpackungsportfolio nicht hinsichtlich einer vollständigen Recyclingfähigkeit optimieren, drohen ihnen auch höhere Mehrabgaben beim Inverkehrbringen herkömmlicher PET-Flaschen mit Additiven.
FreshSafe-PET®-Flaschen für Säfte vollständig recycelbar
Eine Alternative finden Getränkeproduzenten in der FreshSafe-PET®-Technologie von KHS. Nach der Herstellung der PET-Flasche wird eine hauchdünne Glasbeschichtung an der Innenwand aufgetragen. Die so beschichteten PET-Flaschen sind vollständig recycelbar, da die Beschichtung im Recyclingprozess abgewaschen wird und das PET anschließend sortenrein vorliegt.
Dies bestätigt auch Verpackungsexperte Benedikt Kauertz, Themenleiter Umweltbewertung von Verpackungen am unabhängigen Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) Heidelberg: „Glasbeschichtete PET-Flaschen bieten die Möglichkeit, Saft- und Nektarflaschen in den sortenreinen PET-Kreislauf aufzunehmen und mit den anderen gebrauchten PET-Flaschen zum Beispiel für Wasser und karbonisierte Getränke werkstofflich zu verwerten. Dafür aber müsste die pfandgestützte Rücknahme auf diese speziell optimierten Flaschen erweitert werden.“
97,9 Prozent der bepfandeten PET-Einwegflaschen werden bereits heute auf diese Weise recycelt – Saftflaschen sind in dieser Quote nicht enthalten. Die ersten Premium-Safthersteller haben dies erkannt und setzen heute bereits weltweit auf die neue FreshSafe-PET®-Technologie. Diese kann das Inverkehrbringen schwer verwertbarer PET-Einwegflaschen mittel- bis langfristig reduzieren, wie Mario Dechent, Direktor Forschung & Entwicklung Eckes-Granini Group GmbH, bestätigt: „Wir hatten schon frühzeitig die vollständige Recycelbarkeit von PET-Saftflaschen im Blick. Mit der FreshSafe-PET®-Beschichtungstechnologie setzen wir seit mehr als zehn Jahren bei der Getränkeabfüllung eine nachhaltige Lösung ein, die auch das sortenreine Flasche-zu-Flasche-Recycling ermöglichen wird und damit die Verfügbarkeit an nutzbarem Recyclingmaterial erhöht.“
Barrierekosten amortisieren sich auch dank niedrigerer Entgelte
Für Hersteller ergeben sich zwar zusätzliche Kosten durch die Investition in die Barrieretechnologie. Dank insgesamt sinkender Kosten im Betrieb amortisiert sich der Aufwand aber vergleichsweise schnell. So können Saft- und Nektarhersteller zu günstigeren Standard-PET-Preforms wechseln, wodurch die Bindung an bestimmte Preformhersteller entfällt. Darüber hinaus bietet FreshSafe-PET® im Vergleich zu herkömmlichen Verbundmaterialien eine deutlich bessere Barrierequalität und sorgt für eine signifikant längere Haltbarkeit. Durch die vollständige Recycelbarkeit werden die PET-Flaschen in Zukunft bei der Berechnung der Beteiligungsentgelte begünstigt.
KHS bietet Getränkeherstellern eine individuelle Gesamtkostenbetrachtung für den Einsatz dieser Barrieretechnologie. „Gemessen an dem großen Nutzen insbesondere durch den zusätzlichen Produktschutz und die längere Haltbarkeit der Produkte sind die Kosten pro Flasche sogar geringer“, sagt Philipp Langhammer, Produktmanager Barrieretechnologie bei KHS Corpoplast. „Im Vergleich zu den möglichen zusätzlichen Kosten für das Inverkehrbringen schwer recycelbarer PET-Flaschen durch das neue Verpackungsgesetz sollten Getränkehersteller ihr Verpackungsportfolio jetzt zukunftssicher aufstellen und so einen Beitrag für eine nachhaltige Verpackungslösung leisten.“
Droht ein kompletter Ausschluss schwer recycelbarer Kunststoffe?
Schwer recycelbaren PET-Einwegflaschen für Säfte und Nektare drohen aber nicht nur höhere Entgelte aufgrund ihrer nachteiligen Eigenschaften. Darüber hinaus könnten langfristig sogar vollständige Verbote schwer recycelbarer Verpackungen in Zukunft wirksam werden. Die Anfang 2018 von der EU-Kommission vorgestellte EU-Kunststoffstrategie sieht vor, dass bis 2030 alle Kunststoffe recycelt werden müssen. Auch nationale Initiativen im EU-Ausland treiben die Reduzierung von Kunststoffabfällen voran: Spätestens bis 2025 soll es beispielsweise in Frankreich nur noch recycelbare Kunststoffe geben. In Großbritannien sollen neue Kunststoffverpackungen darüber hinaus durchschnittlich zu 30 Prozent aus recyceltem PET-Material bestehen. Weltweit agierende Getränkehersteller haben zudem damit begonnen, sich in Selbstverpflichtungen Ziele für einen weitaus höheren Recyclinganteil zu setzen.
„Durch die zunehmende Verdrängung schwer recycelbarer PET-Flaschen für Säfte und Nektare öffnet sich der Markt immer mehr hin zu recycelbaren Verpackungslösungen“, betont Langhammer. Dass die Barrieretechnologie bereits heute einen Nerv bei Herstellern trifft, belegt auch die wachsende Nachfrage nach FreshSafe-PET®. Dadurch bietet KHS die Lösung, um Recyclingquoten von PET-Getränkeverpackungen global signifikant zu erhöhen. „Der Ausstieg aus schwer recycelbaren Verbundmaterialien hat bereits begonnen“, sagt Langhammer. „Mithilfe unserer Technik werden die Möglichkeiten für die sortenreine Verarbeitung von PET grundlegend erweitert.“