Er plädiert vielmehr für eine rationale Analyse und ebenso für rationale Entscheidungen. Oder wie Klostermann sagt: „Jetzt müssen wir sehen, wohin wir das Steuerrad drehen.“ Klostermann dreht es in Richtung Zukunft.
Die Klostermann GmbH, die 1979 in Wuppertal gegründet wurde und vor fast 15 Jahren ins Industriegebiet Jägerwald zog, vertreibt zum einen 3-D-Messmaschinen marktführender Hersteller in NRW. Zum anderen ist das Familienunternehmen mit seinen 23 Mitarbeitern Dienstleister: An 19 Maschinen vermisst Klostermann alles, was der Kunde wünscht. Mit taktilen und optischen Messmaschinen sowie Röntgen- und CT-Technik werden Produkte während ihrer Entwicklung, aber auch zur Qualitätskontrolle gemessen und durchleuchtet.
„Es beginnt im Automotivebereich, geht über die Medizintechnik bis hin zu Konsumgütern“, beschreibt Christian Klostermann die Vielfalt. Oder kurz gesagt: „Wir vermessen alles vom künstlichen Kniegelenk bis zur Turbinenschaufel.“
Und genau hier dreht Klostermann an dem von Geschäftsführer beschriebenen Steuerrad. Auf zu neuen Ufern. Oder besser: zu neuen Marktbereichen. Mit dem taktilen Portalmessgerät „LH 1512“ von der Firma Wenzel im unter fränkischen Wiesthal investieren die Remscheider in die größte Messmaschine in der fast 40-jährigen Unternehmensgeschichte. „Damit werden wir dem wachsenden Bedarf in der Großmesstechnikgerecht. Und grenzen uns gleichzeitig von den Mitbewerbern ab.“
Credo des Familienunternehmens zahlt sich aus
Das neue, vollständig CNC-gesteuerte Gerät ermöglicht es, Gegenstände von bis zu 1,50 Meter Breite, 3 Metern Länge und 1,20 Meter Höhe zu vermessen. „Dabei kann das Werkstoff Gewicht bis zu 3,5 Tonnen wiegen. Das sind zweieinhalb Mittelklasse-Pkw“, verdeutlicht der Geschäftsführer die neuen Dimensionen.
Mit diesen können künftig unter anderem Großteile aus dem Maschinenbau vermessen werden. „Dabei kann es sich zum Beispiel um Zylinder für Schiffsmotoren handeln, die wir auf Maßgenauigkeit prüfen. Schließlich muss der Innendurchmesser des Motorblocks zu den Kolben passen“, verdeutlicht Klostermann. Präzision ist gefragt. Beim neuen Messgerät beträgt die Toleranz maximal 2 Mikrometer, zwei Tausendstel Millimeter also.
Damit die unabhängig von den äußeren Bedingungen stets eingehalten wird, richtet die Klostermann GmbH einen Klimaraum ein. „Darin sorgt eine spezielle Klima-Automatik dafür, dass die Temperatur immer stabil bleibt“, erklärt Christian Klostermann und verweist darauf, dass sich ein Meter Stahl bei einem Grad Unterschied um 11 Mikrometer ausdehnt. Ein Glücksfall, dass das Unternehmen kürzlich Räume in direkter Nähe des Standorts übernehmen konnte und dort den Klimaraum einrichten kann.
Dort wurde vor mehr als einem Jahr ein Schulungszentrum begründet. Hier wird Mitarbeitern von Klostermann Kunden Messtechnik-Wissen auf hohem Niveau vermittelt. „Die Anforderungen an technische Bauteile aller Art sind gestiegen. Entsprechend groß ist auch der Hunger nach Messtechnik-Know-how bei unseren Kunden aus nahezu allen Branchen“, sagt Klostermann.
Das Unternehmen hat Mitarbeiter, die mitziehen
Doch woher kommt der Mut, in einer Zeit, in der viele pessimistisch in die Zukunft blicken, zu investieren? „Da profitieren wir vom Credo unseres Familienunternehmens“, sagt Klostermann und zitiert seinen Vater Volker, der die Klostermann GmbH gründet hat. „Er hat immer gesagt: Wenn es regnet, müssen wir Eimer aufstellen, damit wir alle daraus saufen können, wenn es trocken wird. Unsere Eimer sind gut gefüllt“, so der Geschäftsführer, der das Unternehmen vor rund fünf Jahren von seinem Vater übernahm.
Ohnehin legt Christian Klostermann viel Wert auf den Charakter eines Familienunternehmens. Der sei auch bei der Fachkräfte-Akquise ein Pfund zum Wuchern. „Vielleicht zahlen wir nicht die Löhne von multinationalen Großkonzernen. Aber dafür bieten wir die Perspektive, uns nicht beim ersten Sand im Getriebe von Mitarbeitern zu trennen“, so der Chef. In der 40-jährigen Firmengeschichte sei noch niemandem aus wirtschaftlichen Gründen gekündigt worden.
Diese Verlässlichkeit werde belohnt. Klostermann: „Wenn es so gut läuft, braucht man Mitarbeiter, die mitziehen. Die auch mal ein paar Stunden länger oder am Samstag arbeiten. Solch ein Team haben wir. Und darauf bin ich stolz.“