Unternehmensgründungen haben durchaus kurios erscheinende Ursprünge: Weil Antonius Gramann Mitte 1997 niemanden fand, der Wahlkampf Plakate und andere Werbung kurzfristig und in kleineren Stückzahlen liefern konnte, produzierte er sie kurzerhand selbst. Bald wollten andere diese Möglichkeit auch nutzen und es entstand 2001 eine kleine Unternehmung im Nebenerwerb. Produziert wurde zunächst daheim auf einem Office-Tonerdrucksystem. 2005 wurde daraus eine Gesellschaft und ein Großformatdrucker für Plakate erweiterte die Möglichkeiten. 2012 gründete Antonius Gramann die Gramann Digitaldruck GmbH. Am Standort im niedersächsischen Vechta-Spreda, unweit von Bremen, produziert das Unternehmen Plakate und eine breite Palette von großformatigen Werbemitteln und POS-Materialien, wie Banner, Planen, Schilder, Aufsteller, Roll-ups, Displays komplett digital ab Auflage 1. Dafür kommt eine Vielzahl an Medien und Material zum Einsatz, wie Hohlkammerplatten, Pappen und Folien.
Spezialität als Standard
Während Gramann produktionsseitig für die effiziente Fertigung „on-demand“ perfekt ausgestattet ist, drückte der Schuh immer stärker im Versand. „Wir brauchen spezielle Verpackungen für unsere Produkte ab Auflage 1“, betont Vertriebsleiter Jan-Bernd Rolfes. „Standardkartons sind oft viel zu groß und passen nicht zum Inhalt. Mehrteilige Produkte wie Displays und Roll-ups, sind in herkömmlichen Kartons nicht ausreichend geschützt.“ Die Autobox ermöglicht es, für jedes Produkt die passende Verpackung zu produzieren, jederzeit und in beliebiger Menge. Noch etwas „nervte“ Geschäftsführer Antonius Gramann: „Wenn ich Verpackungen bei den großen Herstellern bestelle, habe ich hohe Mindestabnahmen und teils Lieferzeiten von zwei Wochen. Für mich als Digitaldrucker ist das gefühlt nächstes Jahr.“ Den Anspruch, stets kurzfristig und flexibel auf Kundenanfragen zu regieren, konnte Gramann nur mit unproduktiver Lagerhaltung erfüllen.
Über Kolbus „gestolpert“
Kein Wunder, dass bei Gramann bereits seit einiger Zeit mit einer eigenen Kartonagenfertigung geliebäugelt wurde. Mehr zufällig stolperten Antonius Gramann und Jan-Bernd Rolfes über eine gebrauchte Autobox, die zum Verkauf stand, und wurden auf Kolbus aufmerksam. „Kolbus hatten wir zunächst nicht als Lieferanten auf dem Schirm“, räumt der Geschäftsführer ein. Er erkannte sofort das Potenzial der Maschine. Kurzerhand beschloss Gramann, statt der älteren eine neue Autobox zu erwerben, die Anfang Februar installiert wurde und in Betrieb ging. Mitentscheidend war die Fertigkeit der Autobox, Bogenware zu verarbeiten. Auch die Nähe zu Kolbus in Rahden spielte eine Rolle: „Ich kaufe lieber bei jemandem um die Ecke“, sagt Antonius Gramann und grinst verschmitzt. „Wenn was schief geht, hab ich den sofort am Schlafittchen…“
Eine für alles
Das Autobox-System von Kolbus ist ein modulares Maschinenkonzept zur Produktion von Wellpappschachteln. Bereits mit der Grundausstattung können über 100 Standard-Schachtelarten nach FEFCO-Code (Féderation Européenne des Fabricants du Carton ondulé) hergestellt werden, einschließlich Trennwänden und Palettenboxen. Weitere Zuschnitte werden individuell nach Bedarf programmiert, dabei kann die Breite zwischen zehn Zentimeter und 2,6 Meter betragen. Die Länge ist im Prinzip unbegrenzt und es werden alle Wellpappenarten verarbeitet. Der Ausstoß erreicht – je nach Größe – bis zu 1200 Schachteln in der Stunde. Mit der Multi-out-Option können zwei Zuschnitte gleichzeitig produziert werden, was die Leistung verdoppelt. Das Modul Autobox MC erhöht durch zusätzliche Messer die Zahl der produzierbaren FEFCO-Schachteltypen auf fast das Doppelte. Automatische Beladungs- und Abstapelmodule vervollständigen die Möglichkeiten. Der Energieverbrauch ist um rund 50 Prozent geringer als bei vergleichbaren Maschinen.
Werbung auf der Box
„Mir gefällt am besten, dass sich die Maschine automatisch einstellt“, betont Rolfes. „Damit sind wir flexibel und können kurzfristig Einzelstücke liefern, aber auch größeren Auflagen nachkommen.“ Antonius Gramann hat angesichts des boomenden Onlinehandels schon neue Ideen: Bedruckte Versandverpackungen! Großformatig drucken können sie schließlich und warum braune Wellpappe verwenden, wenn auf weißen Pappen attraktiv geworben werden kann? „Auch diese Möglichkeit wollen wir unseren Kunden anbieten“, sagt Antonius Gramann, „und ein weiteres Geschäftsfeld entwickeln, das wir komplett digitalisieren.“ Die Funktion wird derzeit in den Webshop von Gramann implementiert. In Zukunft können Kunden bedruckte Versandkartons frei konfigurieren und bestellen – das Multitalent Autobox erledigt den Rest und setzt bei der Gestaltung des Zuschnitts so gut wie keine Grenzen.