Pilotprojekt mit Modellcharakter
Voll im Trend - und im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion auch besonders aktuell ist - das Projekt der Homogenisierung der Biotoptypen- und Landnutzungsdaten im Land Brandenburg.
Diese Entwicklung wird auf der INTERGEO 2011 durch die GEOkomm Partner-Unternehmen LUP - Luftbild Umwelt Planung GmbH, Potsdam, und ppm-si GmbH, Berlin, hier gemeinsam mit Peick Photogrammetrie, Wittbrietzen, sowie Vermessungsbüro Frank Konopka, Prenzlau präsentiert.
Flächendeckende Biotoptypen und Landnutzungsdaten (BTLN-Daten) sind wesentliche Grundlage für eine Vielzahl von Verfahren der Umweltverwaltungen der Bundesländer und Kommunen. Im Land Brandenburg werden auf der Basis der Biotoptypen und Landnutzungsdaten die gesetzlich geschützten Biotope erfasst, die Grundlagen für die Pflege- und Entwicklungsplanung der Nationalparke, Biosphärenreservate und Naturparke geschaffen sowie die FFH-Lebensraumtypen-kartierung für das Europäische Biotopverbundsystem gemäß NATURA2000 durchgeführt. Auch im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung oder der Eingriffsregelung, aktuell beispielsweise für die Planung von Hochspannungstrassen, sind die BTLN-Daten von herausragender Bedeutung.
In Brandenburg liegen diese Daten aber derzeit mit einem Aktualitätsstand 1992 vor und sind geometrisch nicht an die topographischen Basisdaten der Landesvermessung angepasst, wodurch sie kaum noch sinnvoll genutzt werden können.
Gleichzeitig soll aber im Land Brandenburg durch den Landesbetrieb für Geobasisinformation (LGB) die Einführung des bundeseinheitlichen Katasterverfahrens ALKIS® durchgeführt werden. Dabei wird die Ebene der Tatsächlichen Nutzung (TN) des ALKIS räumlich von der Katasterebene getrennt und stellt wiederum eine vereinfachte Form einer Nutzungstypenkartierung gemäß ALKIS-Richtlinie dar.
Diese Aufgabenstellungen für den Aufbau einer neuen Geoinfradatenstruktur des Landes Brandenburg werden jetzt in einem Pilotprojekt kombiniert: Im Rahmen eines mehrstufigen Prozesses, der sich bereits in der ersten Projektierungsphase befindet, werden beide Nutzungserfassungen integriert durchgeführt und somit zu einer nutzungsorientierten Systematik verschmolzen. Geometrisch hochgenaue Grundlagen für diese Entwicklung sind landesweit flächendeckende digitalen Luftbilder (Stereomodelle) und daraus abgeleiteten Color-Infrarot-Orthofotos.
Die GEOkomm Partner stellen mit dieser Aktualisierung von Biotoptypen- und Landnutzungsdaten der Umweltverwaltung mit integrierter Ableitung der Objekte "Tatsächliche Nutzung" für ALKIS in einem Prozess eine umfangreiche Entwicklung vor, die bisher einmalig in der Bundesrepublik ist. Das Vorhaben ist zudem auf schnelle und effiziente Durchführung angelegt und hat sicher für weitere Bundesländer Modellcharakter.
Aufwandreduzierung und nutzerfreundlicher Service
Ein weiteres Thema der Präsentationen der GEOkomm Partner ist "Workforce-Management", konkret die Vorstellung einer webbasierten Vermittlung von Leitungsanfragen und Leitungsauskünften für Baumaßnahmen, die für Nutzer - Anfrager und auskunftspflichtige Organisationen oder Unternehmen - erhebliche Aufwandreduzierungen erbringen.
Das neue Online Portal "infrest" wird auf der INTERGEO durch das GEOkomm Partner-Unternehmen IVU Traffic Technologies AG, Berlin, sowie die infrest - Infrastruktur eStrasse GmbH, ebenfalls Berlin, vorgestellt.
Das in Berlin bereits in der Anwendung befindliche Projekt koordiniert die bei Bausmaßnahmen notwendigen Informationen einfach, schnell und sicher. Versorgungsunternehmen, Straßenbaubehörden oder auch Anlieger müssen sich vor Baumaßnahmen im Straßenbereich über die Lage von Leitungen im Untergrund informieren. Bisher musste dazu jeder Netzbetreiber - ob Strom, Gas, Wärme, Telekommunikation oder Wasser - einzeln und oft mühsam angefragt werden. Auch die jeweils zuständigen Behörden waren schriftlich, aufwändig und zeitintensiv in die Bearbeitung einzubeziehen.
Darüber hinaus ist es gerade in Großstädten oft sinnvoll, in Erfahrung zu bringen, ob und wann weitere Baumaßnahmen in dem Bereich geplant sind. Lassen sich verschiedene Vorhaben miteinander verbinden, erspart dies unter Umständen das mehrmalige Aufgraben derselben Straße. Das vermeidet Verkehrsbehinderungen, Staus und Ärger bei den Anwohnern.
Über das neue Online-Portal infrest lassen sich Baumaßnahmen jetzt leichter koordinieren und die Bearbeitungszeit der notwendigen Planungsdaten erheblich verkürzen: Mit nur einer Anfrage erreicht der Nutzer die für die Umsetzung notwendigen und angeschlossenen Netzbetreiber, Versorger und Behörden: Der Nutzer stellt auf www.infrest.de seine Anfrage zur fraglichen Adresse, an der die Baumaßnahme geplant ist, ein. Die Anfrage wird automatisch über die Adresse den teilnehmenden Behörden und Leitungsnetzbetreibern zugeordnet. Bei den Behörden sind außerdem von Beginn an die zuständigen Abteilungen involviert, die oft mühsame Suche nach dem korrekten Ansprechpartner entfällt.
Die mehrstufige Eingabesystematik für die Anfragen verhindert, dass Nachfragen die Bearbeitung verzögert und per systematisierter Textbausteine verkürzt sich die Antwortbearbeitung ebenfalls erheblich. Rückfragen zu vermeiden, füllen die infrest-Nutzer bei ihrer Anfrage eine Reihe von Pflicht- und optionalen Feldern aus. Der Auskunftsgeber wiederum kann Formularvorlagen oder In einer Planungskarte können mittel- und langfristige Baumaßnahmen übersichtlich erfasst werden. Über eine Schnittstelle lassen sich außerdem Informationen aus anderen grafischen Systemen übertragen. Der Nutzer erhält dabei per Ampelsystem einen Überblick über den Bearbeitungsstatus seiner Anfrage.
Das Portal hat zudem Archivfunktion: Alle Auskünfte und relevante Dokumente bleiben sechs Jahre lang abrufbar und integriert zahlreiche Serviceelemente, die eine erhebliche Aufwandreduzierung generieren. Die Kosten entsprechen derzeit denen einer konventionellen Anfrage, der Nutzen ergibt sich aus der Zeitersparnis und der Qualität der Daten, die zur Verfügung stehen. Das Interesse an der webbasierten Auskunftsdatenbank ist nach der erfolgreichen Implementierung in Berlin groß; das Prinzip ist auf jede Kommune anwendbar.
Beide Projekte der GEOkomm Partner zeigen, dass sich über die Fokussierung der vielfältigen Kompetenzen der Mitglieder neue und erfolgreiche Geschäftsfelder und Applikationen generieren lassen, die national wie international eine hohe Anerkennung finden.
INTERGEO Nürnberg, Halle 6 /Stand B.35