Viele Autos sind heute mit einer schlüssellosen Zugangskontrolle (zum Beispiel „Keyless go“ oder „Komfortzugang“) ausgerüstet. Statt einem mechanischen Tür- und Zündschloss kommt dabei ein Funkchip zum Einsatz. Dieser baut zur Authentisierung eine Kommunikation mit dem Empfänger im Auto auf. Der Fahrer braucht nur noch einen Tür- oder Kofferraumgriff zu
betätigen, dann wird die Verrieglung geöffnet, und das Fahrzeug kann mittels Startknopf angelassen werden. Es reicht, wenn sich der digitale Schlüssel lediglich in der Jackentasche des Fahrers befindet.
Das Expertenteam von Bundpol hat eindrucksvoll gezeigt, wie sich Autodiebe diese Sicherheitslücke zu eigen machen und das Fahrzeug ohne jegliche Aufbruchsspuren öffnen, starten und zu entwenden. In der Praxis funktioniert das folgendermaßen: Der Schlüssel baut eine Verbindung zu Fahrzeug auf, um sich zu identifizieren. Erkennt das Fahrzeug den Schlüssel respektive den übermittelten Code, werden die Funktionen freigegeben. Die Verriegelungen an den Türen werden geöffnet, die Alarmanlage deaktiviert und auf Befehl der Motor gestartet. Das Fahrzeug geht dabei davon aus, dass sich der Schlüssel in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs befindet. Genau hier setzen die digitalen Autodiebe an. Durch einen Komplizen mit Transmitterstation in der Nähe des Fahrzeughalters wird die Funkstrecke vom Schlüssel zum Fahrzeug erheblich verlängert. Der Täter, welcher sich ebenfalls mit einer speziellen Funkanlage am Auto befindet, leitet die vom Komplizen übertragenen Signale weiter. Ob er nur die Tür öffnet um Wertgegenstände zu entnehmen oder gleich mit dem Auto wegfährt, bleibt seine Entscheidung. Dabei kann der Schlüssel mehrere zehn Meter entfernt sein. Der Fahrzeuginhaber bekommt dabei von der ganzen Prozedur nichts mit.
„Diese Hacker-Strategie ist eigentlich nichts Neues“, weiß Stefan Horvath, Managing Director von Kryptronic Technologies. Sein Unternehmen befasst sich schon seit vielen Jahren mit der Abschirmung von Sicherungssystemen gegen nicht autorisiertes Auslesen. „Es handelt sich um einen so genannten Relay Station Attack (RSA)“, so Horvath weiter. „Dabei überbrückt ein Hacker einfach die Entfernung zwischen Fahrzeug und Schlüssel. Die Kommunikationsdaten werden unverändert weitergeleitet. Der Empfänger im Fahrzeug kann
nicht unterscheiden, ob sich der digitale Schlüssel tatsächlich in der Nähe befindet, oder ob der Signalweg nur künstlich ‚verlängert‘ wurde.“
Das grundlegende Sicherheitsproblem sei dabei dasselbe wie auch bei Bank- oder Kreditkarten mit NFC-Chip. „Die Funkmodule können nicht erkennen, ob ein
Sicherheitssystem oder ein Ganove die Kommunikation initiiert hat“, erklärt Stefan Horvath.
„Der Chip antwortet grundsätzlich jedem, der digital anklopft.“
Dennoch zieht auch Horvath das System nicht generell in Zweifel. „Schlüssellose Zugänge sind praktisch und können mit geringem Aufwand gegen unberechtigte Kommunikation abgeschirmt werden – genauso wie NFC-Kredit- oder -Bankkarten.“
Für die Abschirmung wird nicht selten eine selbst gebastelte Hülle aus gewöhnlicher Aluminiumfolie empfohlen. Doch davon raten Sicherheitsexperten dringend ab. Der Schlüssel muss zum Aufsperren immer wieder umständlich ausgewickelt werden. Dabei reißt die Folie oft, und die Hülle wird unbrauchbar. Und selbst eine intakte Schicht aus normaler Haushaltsfolie kann das Abgreifen der sensiblen Daten oft nicht verhindern.
Wirklich sicher und praktikabel sind nur Abschirmungen aus einem Spezialmaterial. Eigens zu diesem Zweck wurde daher von Kryptronic die Metalllegierung Cryptalloy entwickelt. Sie wird zu einer nur 0,1 Millimeter dicken Folie verarbeitet, mit einem Schichtträger aus reißfestem PET-Kunststoff. Cryptalloy-Folie schützt vor jedem Leseversuch – auch dann, wenn sie das Objekt nicht umschließt. Es gibt sie bei Kryptronic für gewerbliche Kunden als
Meterware. Fertige konfektionierte Hüllen für den Endverbraucher werden für wenige Euro in diversen Online-Shops angeboten. Dort gibt es auch mit Cryptalloy abgeschirmte Schlüsseletuis. Sie sind nur wenig teurer als gewöhnliche Modelle, können aber den digitalen Autodiebstahl erschweren.
Auch viele Geldbörsen, Kreditkarten-Fächer oder Ausweisetuis werden mittlerweile schon mit Cryptalloy-Abschirmtechnik geliefert. Jeder Hersteller kann seine Cryptalloy-Produkte bei Kryptronic laborphysikalisch testen und zertifizieren lassen.