Auch das Wetter spielte am Vormittag des 28. Juni mit, so dass das Kurtz Ersa HAMMERMUSEUM bei strahlendem Sonnenschein eröffnet und seiner künftigen Bestimmung übergeben werden konnte. Die Instandsetzung des historischen Zentrums war mit erheblichen Kosten verbunden. "Das ist etwas, was laut Gesellschaftsvertrag der Kurtz Holding nicht als Geschäftszweck vorgesehen ist. Und es ist auch eine Entscheidung, bei der die ,Return on Investment'-Rechnung nicht ganz so genau angeschaut wurde. Aber man soll im Leben nicht versuchen, alles in Euro und Cent aufzuwiegen", sagte Rainer Kurtz, Geschäftsführender Gesellschafter von Kurtz Ersa, auch im Namen seiner Brüder Walter und Bernhard, vor 300 Festgästen, darunter zahlreiche Geschäftspartner, Beiräte, Landtagsabgeordneter Thorsten Schwab, Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte, Familienangehörige und Mitarbeiter. Auch Thilo Brodtmann, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer und ab 2015 VDMA-Hauptgeschäftsführer, kam direkt aus China zur Matinee nach Hasloch. 30 Jahre haben die drei Brüder als sechste Generation das Familienunternehmen erfolgreich geführt. Die Museumseröffnung im Jubiläumsjahr 2014, in dem das Unternehmen sein 235-jähriges Bestehen feiert, markiert mit den Worten des Kurtz Ersa-Chefs "einen Höhepunkt für unsere gemeinsame Arbeit".
Sitz der Familie seit 1800
Der Eisenhammer und die Familie Kurtz - das ist seit langem eine sehr persönliche Verbindung. Auch für die sechste Generation, die als Kinder hier oft zusammen gespielt, Fische im Bach gefangen haben und sich in Schmiede, Wagenremise oder Kohlenscheuer versteckten. Dazu gehört auch das 1834 erbaute Herrenhaus, in dem bis vor zwei Jahren Walter Kurtz mit seiner Familie wohnte. Doch es war an der Zeit, den Ursprung des Unternehmens neu aufzustellen für die Zukunft. "Am Anfang wussten wir nicht mal, dass hier einmal so was wie ein Museum entstehen soll", sagte Rainer Kurtz. Einige Sachzwänge standen bei der Realisierung des historischen Zentrums im Raum: Das Unternehmen benötigte zusätzliche Tagungsräume, das Firmenarchiv und die Anna Göbel und Otto Kurtz Stiftung brauchten eine Heimat, die historische Hammerschmiede musste nach ihrer Generalsanierung vor 35 Jahren instand gesetzt und die Geschichte von Kurtz Ersa sollte aufgearbeitet und sichtbar gemacht werden - kurz gesagt: "Für den Kurtz Ersa-Konzern sollte ein historisches Zentrum geschaffen werden, das die einmalige Historie unseres Unternehmens widerspiegelt", fasste der Kurtz Ersa-Chef zusammen. Eine komplexe Aufgabe, die das eigens ins Leben gerufene Projektteam engagiert anging, das aber wohlweislich zusätzliche professionelle Hilfe von außen holte: Etwa den Historiker Dr. Robert Meier, der die umfassende Firmenchronik "Vom Haslocher Eisenhammer zu Kurtz Ersa" erarbeitete, oder Frau Dr. Andrea Schneider, die mit ihrer Erfahrung als Geschäftsführerin der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte kluge Ratschläge und klare Korrekturen anmahnte und damit das Projekt immer wieder auf Kurs brachte, oder Dr. Thorsten Smidt von der Agentur expo2508, der mit seinem Team das komplette Ausstellungskonzept im Hammermuseum realisierte. Am Ende entstand ein Museum, das viel mehr ist als ein Museum - und dessen Hauptteil nach wie vor die voll funktionsfähige Schmiede mit Schwanzhammer und Aufwerferhammer ist. Und zu der untrennbar Armin Hock gehört, der den Eisenhammer in den letzten 20 Jahren als Pächter in Gang hielt und auch künftig dort aktiv sein wird.
Eisenhammer in neuem Glanz
In den letzten Wochen wurde das Hammergebäude von 1779 hergerichtet, federführend war dabei das Architekturbüro Bannwarth. Pünktlich zur Eröffnung erstrahlte der Eisenhammer dank des unermüdlichen Einsatzes vieler Handwerker in neuem Glanz: mit neuem Dach, instand gesetzten Hämmern und einem Fußboden, der dem verstärkten Besucherandrang standhält. Auch an die Sicherheit der Besucher wurde gedacht, die in Eisenhammer und Museum einen spannenden Einblick in die glühende Kurtz Ersa-Geschichte erhalten. "Für unsere Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner und Besucher zeigt sich Kurtz Ersa ab sofort mit einem markanten neuen Gesicht. Wir müssen auf den Weltmärkten als Technologieführer immer wieder beweisen, dass unsere Produktionstechnik Vorteile für die Kunden bringt - für diese Zukunft haben wir an diesem Ort unsere Herkunft sichtbar gemacht", sagt Rainer Kurtz. Der letzte Eisenhammer im Spessart, Zeuge aus längst vergangenen Zeiten, zeigt dem Besucher, wie die Industrie im Spessart entstanden ist, wie sich Kurtz Ersa im Lauf der Zeit zum weltweit aktiven Konzern entwickelte und mit welchen innovativen Technologien die aktuelle Position gestärkt und weiter ausgebaut werden soll. Spannend ist das Museum auch für junge Besucher - hier können sie direkt an Mitmachstationen erleben, wie Technik funktioniert und wie faszinierend techniknahe Berufe sind. Ob Groß oder Klein, im integrierten Café können sich Museumsbesucher mit Getränken und Speisen stärken und zur Erinnerung im Shop hochwertige Hammer-Souvenirs erwerben - von Gussteilen in Miniaturform über Magnete, Schreibgeräte und den Hammerwein bis hin zum zwölf Jahre alten, im Holzfass gereiften Single Malt Whisky.
Der Region etwas zurückgeben
Mit der Schaffung des Museums will Kurtz Ersa der Region etwas zurückgeben, denn der Spessart sei ein guter Ort für einen Industriebetrieb, wo "sehr bodenständige, fleißige, aber auch findige Leute leben". Überhaupt die Mitarbeiter: Der Erfolg von Kurtz Ersa gehe vor allem auch auf den Einsatz seiner Mitarbeiter zurück, die oft über Generationen mit vollem Einsatz für das Unternehmen gearbeitet haben. Nachdem Glockengießer Peter Glasbrenner die Hammerglocke direkt vor dem Eisenhammer gegossen hatte und die Geistlichen Diakon Thomas Pfeifer und Pfarrer Kurt Hyn ihr Bittgebet und den Segen gesprochen hatten, eröffneten die drei Brüder Rainer, Walter und Bernhard Kurtz das Hammermuseum offiziell. Unzählige Glockenklöppel wurden im Lauf der Jahrzehnte auf dem Eisenhammer geschmiedet und kamen in nah und fern zum Einsatz. Rainer Kurtz versprach abschließend: "Die Glocke wird also nicht verstummen, auch wenn der Eisenhammer zum Museum wird!"