Teure Kühlung
Die mittlerweile überall präsente IT meldet da beträchlichen Bedarf an. So verbrauchten Rechenzentren bereits im Jahr 2005 rund ein Prozent der weltweit erzeugten Energiemenge - allein in den USA ist das heute mehr als alle dortigen Farbfernsehgeräte zusammen. Und Banken setzen zwischenzeitlich rund 40 Prozent ihres Energiebedarfs für IT-Prozesse ein.
Wer nun vermutet, dass diese nicht unbeträchtlichen Energiemengen für den Transport und die Verarbeitung der Abermilliarden Bits und Bytes benötigt werden, der irrt. Die Hälfte davon entfällt allein auf die Kühlung der immer leistungsfähigeren Server und Rechnereinheiten. Die Leitz GmH & Co. KG hat daraus die Konsequenzen gezogen und im Rahmen des Neubau ihres Rechenzentrums die Kühlsysteme systematisch optimiert. Gemeinsam mit der Rittal GmbH & Co. KG aus Herborn, einem erfahrenen Hersteller von Kühlanlagen und Schaltschränken, hat der Oberkochener Spezialist für Präzisionswerkzeuge und Werkzeugsysteme seinen Großrechnern eine gezielte Kältekur verpasst.
Kosten halbiert
Im Gegensatz zur konventionellen Kühlung, die den gesamten Raum auf konstant niedriger Temperatur hält, kühlt das jetzt installierte Liquid Cooling Package die jeweilige Anlage punktuell. Der Einspareffekt ist enorm: "Unsere Energiekosten für diesen Bereich haben wir seit der Inbetriebnahme im April 2008 mehr als halbiert", berichtet Edgar Strommer, verantwortlich für die technische EDV bei Leitz, nicht ohne Stolz. Im Winterbetrieb reicht eine Stromaufnahme von vier Kilowatt aus, um eine Kühlwassertemperatur von 19°C und dadurch eine konstante Servereinblastemperatur von 24°C zu erreichen. Bei entsprechend niedrigen Außentemperaturen unterstützen Freikühler die Effizienz - Wärmetauscheranlagen auf dem Gebäudedach, die die erwärmte Abluft abgeben und gleichzeitig die Außenluft zur Kühlung nutzen.
Betriebssicherheit erhöht
Die Kühlmodule werden direkt neben der jeweils betroffenen Rechnereinheit installiert und geben die erzeugte Kälte ohne Umwege dorthin ab, wo die Abwärme entsteht. Dadurch steigt sowohl die Effizienz als auch die Betriebssicherheit: "Wir vermeiden auf diese Weise Wärmenester, die bei gleichmäßiger Raumkühlung zwangsläufig entstehen und die Anlagen zusätzlich belastet haben", schildert Strommer den Fortschritt. Und sollte kurzfristig ein Modul ausgetauscht oder ein zusätzliches benötigt werden, lässt sich das ohne speziell ausgebildetes Personal erledigen - im Sinne der konstanten Dauerleistung der IT-Anlagen.
Vorreiter für die Praxis
Der Clou an der Leitz-Lösung jedoch ist eine hochmoderne Steuerungstechnik, die alle beteiligten Geräte miteinander verbindet und deren Betrieb in gegenseitiger Abhängigkeit optimiert. Die Grundlagen dafür hatte Rittal angesichts der Energiekostensituation bereits entwickelt, als Ende 2006 die Aalener Niederlassung der Imtech Deutschland GmbH & Co. KG mit Planung und Bau des neuen Leitz-Rechenzentrums begann: "Zu diesem Zeitpunkt existierten noch keine Daten aus der Praxis. Deshalb war Leitz ein idealer Pilotkunde, mit dem wir im Vorfeld der Serienfertigung wertvolle praktische Aspekte umsetzen konnten", berichtet Rittal-Produkmanager Helmut Saal von der erfolgreichen Kooperation mit dem Werkzeughersteller, der bereits über eine erneute Senkung seiner Betriebskosten im IT-Bereich nachdenkt.