Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien wie zum Beispiel Smartphones oder Tablet-PCs sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Egal ob Wetterprognose, Nachrichten oder der Status einer Buchbestellung: jede dieser Informationen lässt sich in aktueller Form auch mobil abrufen. Anders hingegen gestaltet sich die Situation beim Gefahrguttransport. Hier werden die Informationen über das geladene Gut im Fahrerhaus in Papierform mitgeführt. Kommt es zu einem Gefahrgutunfall und die Fahrerkabine ist nicht zugänglich (z.B. aufgrund von Rauchentwicklung, Dämpfen, Feuer), so vergeht häufig wertvolle Zeit, die Rettungskräfte mit der Feststellung der genauen Art des Gefahrguts verbringen.
Nur wenn Rettungskräfte genau wissen, was geladen ist, können sie auch adäquat helfen und eigene Gefährdungen, etwa durch ungeeignete Maßnahmen im Umgang mit dem Gefahrgut, vermeiden. Die Bereitstellung der Informationen für die Rettungskräfte - noch vor dem Ausrücken zum Unfallort - kann den Helfern einen erheblichen Zeitvorsprung verschaffen und nicht zuletzt auch einen wesentlichen Beitrag für die Sicherheit der Rettungskräfte leisten.
Das Problem mangelhafter Informationsversorgung ist durch die LKZ Prien GmbH (Logistik-Kompetenz-Zentrum) im Rahmen des Projektes STRADA gelöst worden. Die Ergebnisse von STRADA wurden nun im Workshop "Telematikanwendungen bei der Beförderung gefährlicher Güter" auf der transport logistic 2013 vorgestellt. Teilnehmer an diesem Workshop waren Gefahrgutexperten sowie verantwortliche Vertreter von Gefahrgutabteilungen in den Ministerien verschiedener europäischer Länder. Im Zentrum von STRADA steht eine Datenbank, in der die benötigten Informationen zum Transport und das beförderte Gefahrgut für die Dauer des Transports hinterlegt werden. Kommt es zu einem Unfall, können bei der Meldung an die Rettungsleitstelle durch die Abfrage von Kennzeichen, Container-Nummer oder Wagon-Nummer die beteiligten Gefahrgüter ermittelt und den Rettungskräften noch vor dem Ausrücken zum Unfallort übermittelt werden. Dies verschafft den Rettungskräften einen wesentlichen Zeitvorteil und vor allem ein erhebliches Plus an Sicherheit.
Der maßgebliche Vorteil für die Beteiligten am Gefahrguttransport -insbesondere für die Transportunternehmen - besteht in der Verwendung herkömmlicher Technologien. So werden beispielsweise Schnittstellen zu bestehenden Systemen geschaffen, um die Transportinformationen aktuell zu halten. Verfügt ein Unternehmen nicht über geeignete Systeme, so kann die aktuelle Ladungszusammensetzung durch den Fahrer auch über das Handy oder per Smart-Phone-App gemeldet werden. Mit diesen praxisnahen Lösungen wird es auch kleinen und mittleren Transportunternehmen ermöglicht, an solch einem System teilzunehmen. Gerade diese Unternehmen sind einem hohen Kostendruck ausgesetzt und sind umfangreichen Investitionen in aufwendige Technologien zur Datenübertragung wirtschaftlich nicht gewachsen.
Nach positiven Rückmeldungen aller Beteiligter in mehreren Workshops in Bayern und dem Land Kärnten ist geplant, dieses System im Rahmen eines grenzüberschreitenden Feldtests weiter zu entwickeln und im praktischen Einsatz zu erproben. In bewährter Weise werden das Projekt auch bei den nächsten Schritten wieder "Praktiker" aus der Branche wie z.B. Verbandsvertreter nationaler und internationaler Verbände, fachlich begleiten. Neben diesen Fachbeiträgen ist auch die Koordination und Unterstützung der Politik notwendig, um eine nachhaltige, europäische Lösung zu erarbeiten.
Ein Kurzfilm zu diesem Projekt steht unter: www.lkzprien.de zur Verfügung Das Projekt STRADA ist ko-finanziert von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Mobilität und Verkehr (DG MOVE) und wird durch das Bayerische Wirtschaftsministerium sowie das Land Kärnten gefördert. Die Projektleitung erfolgt durch die LKZ Prien GmbH.