- Eine Umfrage unter 5.500 Personen aus Unternehmen in elf Ländern zeigt, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance keine Garantie für eine Verbesserung des Wohlbefindens der Beschäftigten ist.
- Trotz vermehrten Homeworkings stieg das arbeitsbezogene Stressniveau während der Pandemie deutlich an.
- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berichten, dass die Offenlegung einer psychischen Erkrankung Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung hat.
- Der Bericht plädiert für mehr Ausgewogenheit zwischen den physischen und psychischen Anforderungen, die mit wechselnden Arbeitsumgebungen einhergehen.
Der globale Sicherheitsexperte befragte 5.500 Personen in elf Ländern, um die Auswirkungen sich ändernder Arbeitsbedingungen durch Covid-19 zu verstehen. Der Bericht „Employee well-being during a pandemic“ (Wohlbefinden von Arbeitnehmern während einer Pandemie) kommt zu dem Ergebnis, dass 69 Prozent der Arbeitnehmer weltweit über ein höheres Maß an arbeitsbedingtem Stress berichten, wenn sie von zu Hause aus arbeiten. Dies sei auf eine erhöhte Arbeitsbelastung und veränderte Arbeitsmuster zurückzuführen, um den Ressourcenanforderungen gerecht zu werden.
Dem Bericht zufolge haben die Arbeitnehmer erhebliche Bedenken, psychische Erkrankungen offenzulegen. Weltweit sind 48 Prozent der Meinung, dass dies negative Auswirkungen auf die Karriereentwicklung haben könnte, 19 Prozent sind sich nicht sicher. Bemerkenswert ist, dass jeder vierte Befragte angibt, der Arbeitgeber habe nichts unternommen, um zusätzliche Unterstützung in Bezug auf psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu bieten. Am besorgniserregendsten ist vielleicht, dass 58 Prozent der Befragten den Druck verspürten, ins Büro zurückzukehren, obwohl sie sich nicht bereit fühlten.
Trotz dieser Ergebnisse hat die Arbeit von zu Hause aus für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten zu einer besseren Work-Life-Balance geführt. Allerdings haben 22 Prozent das Gefühl, dass sie länger arbeiten als vorher, 17 Prozent fühlen sich stärker von ihren Kollegen isoliert und neun Prozent sind ängstlicher.
James Pomeroy, Direktor für Qualität, Gesundheit, Umwelt und Sicherheit bei Lloyd's Register, sagte: „Die Ergebnisse sind für Unternehmen auf der ganzen Welt besorgniserregend und zeigen, dass mehr getan werden muss, um dieses Stigma im Arbeitsumfeld zu bekämpfen. Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und über ihre eigenen Erfahrungen am Arbeitsplatz und in der Freizeit sprechen. Indem sie über ihre eigenen Anliegen und Sorgen kommunizieren, öffnen Führungskräfte anderen die Tür, ebenfalls über ihre alltäglichen Herausforderungen zu sprechen. Durch die Schaffung eines sicheren und inklusiven Umfelds können Bedenken, dass sich schlechte psychische Gesundheit auf das berufliche Fortkommen auswirkt, abgebaut werden.“
Die Daten aus Deutschland zeigen ein signifikant niedrigeres Niveau bei arbeitsbedingtem Stress. 55 Prozent der Befragten haben das Gefühl, dass sich der Stress verstärkt hat, was deutlich unter dem weltweiten Wert von 69 Prozent liegt. In Bezug auf die Unterstützung des Wohlbefindens schneiden die deutschen Unternehmen relativ schlecht ab: Mehr als jeder vierte der befragten Arbeitnehmer berichtet, dass von seinem Arbeitgeber keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen wurden.
Die globalen Daten deuten darauf hin, dass die Fokussierung auf die körperliche Sicherheit möglicherweise zulasten des psychischen Wohlbefindens geht. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten ist der Ansicht, dass die körperliche Sicherheit für den Arbeitgeber wichtiger sei. Allerdings scheint es den Unternehmen durchaus zu gelingen, effektiv zu kommunizieren. Mehr als 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie von ihrem Arbeitgeber „sehr gut“ oder „etwas“ informiert werden, während 74 Prozent berichten, dass sie bei Änderungen an ihrer Arbeitsweise direkt einbezogen wurden.
James Pomeroy fügte hinzu: „Viele Unternehmen überall auf der Welt sind stolz darauf, was sie in den Bereich Inklusion und Vielfalt erreicht haben. Jetzt ist es an der Zeit, die psychische Gesundheit in diese Bemühungen einzubeziehen, was dazu beitragen wird, unsere Sicht auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu revolutionieren. Dies ist entscheidend, denn die Pandemie hat gezeigt, dass die Gesundheit der Belegschaft gleichbedeutend mit der Gesundheit eines Unternehmens ist.“
Der Bericht über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz enthält Einblicke, Anleitungen und Ratschläge für Unternehmen. Die Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme ISO 45001 und die Leitlinien ISO/FDIS 45003 und ISO/PAS 45005 werden in dem Bericht als Beispiele genannt, die Unternehmen dabei helfen, ihr Personal zu unterstützen und ein effektives Management von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu fördern.
Für weitere Informationen – und um eine Kopie des vollständigen Berichts über Sicherheit und Gesundheitsschutz herunterzuladen – besuchen Sie bitte www.lr.org/de
Die Gesamtstichprobe wurde im Dezember 2020 erhoben und umfasste 5.500 Personen in elf Ländern. Die Befragten stammten aus Australien, Deutschland, Frankreich, Japan, Mexiko, den Niederlanden, Spanien, Südkorea, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Vereinigten Königreich und den USA, wobei in jedem Land 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt wurden.