Hannes Aigner gehört zur Weltspitze im Kanusport, seit mehr als 20 Jahren ist er im Wildwasser beim Kanuslalom anzutreffen. Im Hochleistungssport nimmt der Einsatz von Sensorik zur Optimierung und Analyse von Trainingsdaten enorm zu. Spieler-Tracking in Ballsportarten gehört längst zum Alltag. Trainer:innen und Sportwissenschaftler:innen schätzen die Objektivität der Daten, um individuelle Stärken und Schwächen der Athlet:innen wie auch die Qualität von Spielstrategien zu bewerten. Auch Aigner und sein Trainerstab stehen neuen Technologien daher offen gegenüber: “Als Leistungssportler bin ich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Möglichkeiten, um mich zu verbessern. Deshalb freue ich mich sehr darauf, an dem Sensorik-Projekt teilzunehmen. Ich bin gespannt, welche Daten die Sensoren an meinem Boot liefern werden und wie sie mir helfen können, meine Leistung zu optimieren. Die Hoffnung ist groß, dass wir so auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Sports leisten können“, so Hannes Aigner.
Daten-Auswertung in Echtzeit an der Kanustrecke
Im Kanuslalom geht es sowohl um Kraft als auch um Ausdauer. Trainieren im sog. Augsburger Eiskanal selbst im Winter ist Standard. Der Reiz dabei ist keine genormte Tartanbahn im Stadion vor sich zu haben, sondern Wasser mit all seinen Tücken zu erleben. “Aufgrund der hohen Anforderungen an die Sensorik – sie muss wasserdicht, klein und leicht sein, zugleich eine präzise Erfassung ermöglichen – kommt sie im Kanusport bisher nur selten zum Einsatz”, erläutert Matthias Streller, Geschäftsführer des bayrischen Cluster Sensorik. Meist war der Einsatz auf die Erfassung von Paddelkräften beschränkt und dann eher im Kanurennsport, nicht aber im Wildwasser. „Die Sensoren bestimmen die Lage des Kanus im Raum und übermitteln diese an unsere eigene Cloud in Regensburg”, erklärt Streller. “Dort werden die Werte auf ein virtuelles Modell des Kanus übertragen und relevante Informationen wie das Stampfen, Gieren oder Rollen abgeleitet.” Die Auswertung und Visualisierung erfolgt live und steht Trainer und Athlet direkt zur Verfügung.
Neuen Herausforderungen aktiv entgegenrudern
In der Praxis ist die Kombination aus Faserverbundwerkstoffen bzw. Leichtbaumaterialien mit intelligenten Sensorsystemen bisher nur vereinzelt anzutreffen, obwohl darin hohes Potenzial liegt. Die beiden bayerischen Cluster Sensorik und MAI Carbon haben sich diesem Thema bereits 2022 im Cross-Cluster-Projekt “Smart Composites” gemeinsam gewidmet - damals lag der Fokus auf dem Einsatz im industriellen Bereich. „Wir freuen uns, mit dieser Initiative unsere Cross-Cluster-Aktivtäten fortführen zu können und damit einen weiteren Einsatzbereich für Sensorik zu erschließen. Das Team und ich bedanken uns bei Michael Keim vom Olympiastützpunkt Bayern und sind sehr gespannt auf die Ergebnisse. Wir hoffen Hannes auf dem Weg zu Olympia entscheidend unterstützen zu können“, so Sven Blanck, Clustergeschäftsführer MAI Carbon.