Augsburg. „Bayern und Deutschland brauchen Arbeitsplätze in der Produktion“, davon ist Dr. Tjark von Reden überzeugt. Schaffen und sichern will sie der Geschäftsführer von MAI Carbon, der bayerische Spitzencluster des international tätigen Carbon Composites e.V. (CCeV) im Leichtbau-Sektor, insbesondere im Bereich der Aero-Mobilität. Noch ist seine Idee einer Digitalen Fabrik für Carbon-Bauteile Vision. Ob und wie sie Wirklichkeit werden kann, diskutierten Fachleute im Technologiezentrum Augsburg (TZA) unter dem Eindruck der letzten Ereignisse bei Fujitsu und Premium Aerotec am Standort Augsburg.
Geschäftsführer und führende Entwickler von Airbus Helicopters, DLR, Premium Aerotec, SGL Carbon, Voith Composites u. a. waren gekommen, ebenso Zulieferer und Vertreter kleinerer und mittlerer Unternehmen aus der Region sowie hochrangige Vertreter der Universitäten und Hochschulen von Augsburg und München. Die Bedeutung von „Carbon als Leichtbau-Werkstoff der Zukunft“ unterstrich Freie Wähler-Politiker Bernhard Pohl, Mitglied des Bayerischen Landtags, für die Augsburger IG Metall diskutierte Geschäftsführer Michael Leppek mit.
Einigkeit herrscht über den grundsätzlichen Handlungsbedarf. In einer Zeit, in der die Digitalisierung bekannte Produktionsmuster völlig umkrempeln wird, lenkt MAI Carbon den Blick auf das große positive Potenzial von Industrie 4.0. „Für den Produktionsstandort Bayern kann aus dem Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und der Simulation von Materialeigenschaften ein europäisches Alleinstellungsmerkmal entstehen, das das Standbein der skizzierten wirtschaftlichen Wende, zusammen mit dem Know-how und der erstklassigen Produktqualität bilden kann“, so Dr. von Reden. In einer Digitalen Fabrik, so die von ihm vorgestellte Idee, sollen sich Industrie und Öffentlichkeit selbst von den Möglichkeiten überzeugen können, die in einem wandlungsfähigen Material und einer intelligenten computerisierten Produktion stecken. Augsburg wäre ein idealer Standort für ein solches Demonstrations- und Kompetenzzentrum, denn „das bereits vorhandene Netzwerk in der Region hat bereits heute die Fähigkeiten, einen Paradigmenwechsel auf die Beine zu stellen“, ist nicht nur Dr. von Reden sicher.
Eine Machbarkeitsstudie soll bis zum Herbst dieses Jahres die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Eckpunkte im Zusammenhang mit einer Digitalen Fabrik ausloten. Dafür hat Wirtschaftsminister Aiwanger bereits Mittel zugesagt. Industrie und Forschung tragen in thematischen Arbeitsgruppen zur Studie bei, ihre Ergebnisse bündelt der bayerische Spitzencluster MAI Carbon des CCeV. Ein erster Schritt ist also getan, ganz im Sinne des Appells von Diskussionsteilnehmer Prof. Dr. Michael Kupke vom Augsburger DLR: „Wir brauchen Neugier und Mut!“