72 Prozent der deutschen Unternehmer glauben in den vergangenen zwölf Monaten eine Wertsteigerung ihres Unternehmens erzielt zu haben. Beeindruckenderweise erwarten 72 Prozent von ihnen, dass dieser positive Trend auch in den kommenden zwölf Monaten anhalten wird. Gleichzeitig erwartet gerade einmal ein Viertel der Befragten, dass der Wert ihres Unternehmens in diesem Jahr sinken wird. Stellt sich die Frage, weshalb sind die deutschen Unternehmer – trotz des volatilen und herausfordernden Marktumfelds – weiterhin überdurchschnittlich optimistisch gestimmt?
Marktanalysten weisen darauf hin, dass deutsche KMU-Unternehmen mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert sind, darunter Personalmangel, steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten, eine sich abzeichnende Rezession, steigende Zinsen und ein Rückgang der EBITDA im Vergleich zu den Vorjahren.
„Wir beobachten, dass Sektoren wie die Automobil- und Chemieindustrie, trotz eines allgemeinen leichten Wirtschaftsaufschwungs in Europa, kämpfen. Außerdem sind die Energiekosten in Deutschland im europaweiten Vergleich auf dem höchsten Stand, was dazu führt, dass Produktionsunternehmen ihre Fabriken verlagern und auch die Einzelhandelsbranche leidet hierzulande. Unternehmensbewertungen und Aktienmärkte befinden sich zwar auf einem Höchststand, doch die Gewinnspannen gehen zurück und letztlich täuscht dieser Höchststand. Dies wirkt sich kaskadenartig aus und erhöht den Druck auf den ansässigen Mittelstand. Als wirklich florierend sehen wir derzeit lediglich den Hightech- und Softwaresektor an“, so Dr. Andreas Bonnard, Marktlink Partner München.
Externe Validierungen verzerren das Stimmungsbild
Deutsche KMU zeigen sich größtenteils optimistisch, wenn es um ihre Unternehmensbewertungen geht. Diese Annahmen fußen nicht selten auf der Attraktivität der deutschen KMU-Unternehmen für potenzielle Käufer und eine solide Resilienz sowie Substanz innerhalb der Unternehmen. „Trotz der internen Herausforderungen der KMU, sehen wir positive externe Impulse. PE-Häuser haben –insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflation – gesteigertes Interesse und drängen mit hohen Unternehmenswerten auf den Markt, wenngleich diese Bewertungen oft nur bedingt etwas mit dem finalen Kaufpreis zu tun haben.“, erklärt Borys Storck, Partner Marktlink Düsseldorf.
Die Diskrepanz zwischen den Erwartungen deutscher Unternehmer und der tatsächlichen Wertentwicklung führt zu spannenden Fragen: Ist eine verstärkte Konsolidierung notwendig? In welchen Sektoren erwarten wir Übernahmen und Konsolidierung?
Zeit für strategische Entscheidungen
Viele Unternehmer stehen vor der Herausforderung, den idealen Zeitpunkt für einen Zu- oder Verkauf zu definieren. Da ganze 40 Prozent der deutschen KMU-Unternehmer angeben, dass ihr Unternehmen derzeit unterbewertet ist, spricht viel dafür, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Zukauf ist. In Deutschland liegen wir damit deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 33 Prozent, wobei nur Belgien höher punktet (45 Prozent).
Borys Storck, Partner Marktlink Düsseldorf, schließt aus den Ergebnissen: „Wir sehen eine Diskrepanz zwischen der vermeintlichen Überbewertung und der tatsächlichen Wertentwicklung der Unternehmen. Insbesondere die hohe Anzahl von deutschen Unternehmern, die ihre Unternehmen als unterbewertet einschätzen, deutet darauf hin, dass der Markt für Zukaufgeschäfte derzeit günstig sein könnte. Dieser Dynamik entnehmen wir, dass jetzt der ideale Zeitpunkt für strategische Entscheidungen ist.“
Die Bedeutung des Unternehmenswerts
Insbesondere in herausfordernden Zeiten wie diesen, ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, den eigenen Unternehmenswert genau zu kennen. Der Unternehmenswert ist nicht nur ein Maßstab für den finanziellen Erfolg, sondern auch ein wesentliches Instrument für strategische Entscheidungen, Investitionen und Partnerschaften. Ein fundiertes Verständnis des Unternehmenswerts ermöglicht es Unternehmen, ihre Stärken und Schwächen zu identifizieren, Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Trotz dieser zentralen Rolle, gaben 32 % der Befragten an, den Wert ihres Unternehmens nicht zu kennen und 26 %, dass sie ihn nicht kennen wollen. Eine Ausgangslage, die im Hinblick auf den M&A Markt und eine langfristige Unternehmensplanung fatale Auswirkungen haben kann.
Welche Faktoren die zweigeteilten Einschätzungen begründen, wie die aktuelle Stimmung am Markt ist und welche wesentlichen Herausforderungen und Chancen geboten sind, beleuchtet der Marktlink Monitor. Die detaillierten Ergebnisse finden Sie hier.