"Turnarounder des Jahres 2011" in der Kategorie der großen Unternehmen (mehr als 1.000 Beschäftigte) ist Rudi Ludwig, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der SAF-HOLLAND mit Sitz in Bessenbach-Keilberg nahe Aschaffenburg. Bis 2006 lief das Geschäft mit Achsen, Kupplungen und Fahrwerken sehr gut. Die Umsatzziele waren hoch und die Aktie lag auf Kurs, Rudi Ludwig verabschiedete sich in den Aufsichtsrat. Eine beinahe fatale Entscheidung, denn kurz nach seinem Weggang brachen die Umsätze ein und die Aktie erreichte Ramsch-Niveau. Zwischen Mai 2008 und Februar 2009 sank ihr Wert aufgrund der Finanzkrise von 12,80 Euro auf 39 Cent. Rudi Ludwig entschied sich daher zurückzukehren und sein Lebenswerk zu retten. Mit einem radikalen Sparkurs gelang dann die Umkehr zum Guten. Von den 3.300 Beschäftigten musste rund die Hälfte das Unternehmen verlassen. Ludwig kämpfte für sein Unternehmen, rechtfertigte den extremen Einschnitt vor Arbeitnehmern, Betriebsrat und den Anwohnern von Bessenbach. Entlassungen gab es in jeder Altersschicht im Unternehmen: "Sonst hätte sich die Altersstruktur der Belegschaft über Nacht dramatisch verändert - und wir hätten die Jungen später schmerzlich vermisst", sagt Ludwig. Weitere Maßnahmen waren Kurzarbeit und die Streichung von Weihnachts- und Urlaubsgeld, Manager verzichteten auf Boni und Teile ihres Gehaltes. Allein die Banken ließen sich nur mit allergrößter Mühe vom Turnaround überzeugen. Ein Millionenbetrag, den die eigenen Manager in das Unternehmen investierten, überzeugte letztendlich eine Bank in Chicago, den dringend benötigten Überbrückungskredit zu gewähren. Mit der Erholung der Weltwirtschaft ging es auch SAF-HOLLAND wieder besser. Die Auftragszahlen stiegen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Produkte auch während der Krise zahlte sich aus. In der ersten Jahreshälfte 2011 stieg der Umsatz um 45 Prozent, der Gewinn verdoppelte sich auf 30 Millionen Euro.
"Turnarounder des Jahres 2011" in der Kategorie der kleinen Unternehmen (bis 500 Mitarbeiter) ist Dr. Andreas Bastin, Vorsitzender des Vorstandes der Masterflex AG im nordrhein- westfälischen Gelsenkirchen. Der 1987 gegründete Hersteller von Verbindungs- und Schlauchsystemen aus hochwertigen Kunststoffen, seit 2000 börsennotiert, stand 2008 kurz vor der Insolvenz. Aufgrund von Übernahmen war eine extrem komplexe Unternehmensstruktur entstanden, die kaum Synergien aufwies und die Masterflex AG fast in den Abgrund zog. 70 Millionen Euro Schulden hatten sich bei den Banken angehäuft und von fünf Geschäftsbereichen waren vier unprofitabel. Einzig das Kerngeschäft machte selbst während der Finanzkrise Gewinne. Dr. Andreas Bastin erkannte das Potenzial des Kerngeschäfts und leitete die nötigen Schritte ein, um die verlustreichen Töchter abzustoßen. "In der Krise war es kaum möglich, vernünftige Preise zu erzielen", so Bastin. "Wir hatten keine Zeit, die Bräute erst hübsch zu machen. Sie waren - ich muss es so sagen - hässlich." Das Ergebnis dieser Einschnitte war deutlich: Der Umsatz sank von 140 auf 50 Millionen Euro und die Mitarbeiterzahl von 850 auf 400. Nach Plan soll 2010 das letzte Jahr in den roten Zahlen gewesen sein, ab 2011 will Dr. Bastin wieder Gewinn machen. Angepeilt sind rund sieben Millionen Euro vor Zinsen und Steuern. In Zukunft liegt der Fokus von Masterflex auf dem Kerngeschäft und der internationalen Expansion.
"Die Preisträger haben großes unternehmerisches Geschick und den Mut zur Veränderung bewiesen und damit Betriebe gerettet, die von vielen Beteiligten schon abgeschrieben waren", sagt Dr. Arno Probst. Dr. Nikolaus Förster ergänzt: "Jeder hochklassige Unternehmer vereint Fertigkeiten wie Mut, Durchsetzungsfähigkeit und die Fähigkeit, konsequent zu handeln. Wir küren bei diesem Wettbewerb herausragende Beispiele unternehmerischen Handelns."
Mitglieder der Jury sind - neben Christian Dyckerhoff, Vorstandsmitglied bei BDO und Dr. Nikolaus Förster - Martin Fischedick, Bereichsvorstand Corporate Banking der Commerzbank AG, Prof. Dr. Hans-Jürgen Kirsch, Institut für Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Eberhard von Rundstedt, ehemaliger Geschäftsführer von Rundstedt HR Partners, Albrecht von der Hagen, Hauptgeschäftsführer von DIE FAMILIENUNTERNEHMER-ASU sowie Dr. Matthias Wittstock, Leiter des Referats Unternehmensgründung im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.