Eine regelmäßige Bewegungstherapie ist für Menschen mit neurologischen Erkrankungen essenziell, um Mobilität und Selbständigkeit wiederzuerlangen und zu fördern. Erkenntnisse der Neurowissenschaften belegen: Um die Regeneration und Neuausbildung von Nervenverbindungen im Gehirn zu fördern, muss ein Training möglichst intensiv sein und Bewegungen häufig wiederholt werden. Um das zu erreichen, setzen Therapeuten zunehmend auf die Macht der Musik.
„Rhythmen und Töne sind im menschlichen Gehirn neurobiologisch erstaunlich tief verankert“, erklärt der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Thomas Fritz vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Mit seiner Arbeitsgruppe hat er den Einfluss von Musik auf Bewegung und körperliches Anstrengungsempfinden intensiv erforscht und die Erkenntnisse in die Praxis transferiert. Das Leipziger Start-up JYMMiN, an dem Fritz beteiligt ist, verwandelt Bewegungen in Musik. Über empfindliche Sensoren an Sportgeräten (wie aus dem Fitnesscenter) kann das Training in harmonische Rhythmen und Melodien übersetzt werden.
Die Fitness-Innovation aus dem Herzen Sachsens soll zukünftig auch bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen besondere Glücksgefühle während der Therapie freisetzen. In Zusammenarbeit mit THERA-Trainer ist es gelungen, die Erfindung für die Rehabilitation nutzbar zu machen. Sogar nicht gehfähige Menschen, die in einem Rollstuhl sitzen, können durch zyklische Bewegungen der Arme und Beine an einem THERA-Trainer eine große Variation an Tönen hervorbringen. Die neu entwickelte Software THERA-music verarbeitet hierzu die Sensordaten der Rehabilitationsgeräte zu einer individuellen Begleitmusik. Durch die Aktivität der Trainierenden kann diese individuell ausgestaltet werden und macht selbst anstrengende Trainingseinheiten zu einer mühelos leidenschaftlichen Erfahrung.
Gerade in der Rehabilitation ist dadurch ein effektiveres Training möglich, da die Patienten später ihre Schmerzschwelle erreichen, erklärt Fritz. Die Kombination von körperlicher Anstrengung und Musikmachen scheint das Endorphin-System anzuregen. Patienten erleben das Training dadurch als freudvoller und weniger anstrengend. Zu Recht sprechen die Forscher und Entwickler deshalb von einer Weltneuheit, denn vergleichbare Systeme sind bislang noch nicht für die Rehabilitation verfügbar.