Den Laptop vor ihr aufgeklappt, sitzt Vera pünktlich zum verabredeten Online-Meeting am Küchentisch, als der Anruf ihrer jüngeren Schwester kommt und sie alles stehen und liegen lässt. Ihre Schwester weiß, dass sie sich auf Vera verlassen kann, auch oder vor allem in brenzligen Situationen. Vera ist immer für ihre Familie da: für ihre beiden jüngeren Geschwister genauso wie für ihre ältere Schwester oder ihre Eltern. Die sechsköpfige Familie ist eine eingeschworene Gemeinschaft. Beherzt Menschen zu helfen, das kann sie. Als ein Kollege die Klappe des Lkws abbekam und mit einer Platzwunde am Kopf auf dem Parkplatz stand, war sie diejenige, die den Erste-Hilfe-Koffer holte und die Wunde erstversorgte.
Vera steht vielen Menschen zur Seite, an erster Stelle ihrer Familie, zu der auch ihr Partner gehört. Genau wie sie teilt er ihre große Leidenschaft sich bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) zu engagieren. Gemeinsam erkunden sie mit Auto und Dachzelt Deutschland, Norwegen und hoffentlich bald auch Schweden. Mit ihm tauscht sie sich viel über Feuerwehrthemen aus und genießt ihr Leben in der Dorfgemeinschaft.
Jeden Donnerstag können die Kameradinnen und Kameraden der FFW Altmoorhausen auf Vera zählen. Den Termin von 19:30 bis 22 Uhr verpasst sie seit vier Jahren so gut wie nie. Es war ihre jüngere Schwester, die sie zur Freiwilligen Feuerwehr gebracht hat – bzw. hat bringen lassen. Vera staunte nicht schlecht, als an einem Donnerstagabend ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr vor der Türe stand und sie der Ortsbrandmeister höchstpersönlich abholte. Gemeinsam sind sie zur Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) Ganderkesee gefahren und haben bei einer Chemikalienschutzübung zugeschaut. Sie war sofort Feuer und Flamme und ist es bis heute. Die Aufgaben machen ihr Spaß und sie erledigt sie gewissenhaft, denn sie weiß: „Feuerkrebs darf nicht unterschätzt werden, wir müssen jedes Feuerwehrmitglied davor schützen.“ Als 3. Atemschutzgerätewartin prüft sie u. a. Geräte wie Totmannmelder und Pressluftflaschen. Auch oder gerade das kameradschaftliche Beisammensein nach den Übungen einmal pro Woche schätzt sie.
Dann ist da noch der Schützenverein, dem sie seit diesem Frühjahr noch ein bisschen mehr Zeit widmet. Der Grund? Sie hat beim letzten Königsschießen gewonnen und ist nun Schützenkönigin. Neben dem Schriftführerposten lebt auch das Vera mit Genuss aus. Schon seit der Kindheit ist der Schützenverein ein fester Bestandteil der ganzen Familie. Hier trifft sie ihre Eltern, Geschwister und auch Freunde und Bekannte und nimmt an den Schützenfesten, Umzügen und Bällen teil. Dann feiern Jung und Alt aus dem Dorf mit den Nachbargemeinden bis tief in die Nacht.
Putzmunter steht sie am nächsten Tag wieder im Raiffeisen-Markt in Sandkrug. Sie leitet ihn seit acht Jahren. Bänke zusammenbauen, unterschiedlichste Geräte bedienen, Stapler und Hubwagen fahren – all das macht sie nur noch selten, weil der Bürokram heute viel mehr den Alltag bestimmt als zu ihrer Zeit als Auszubildende zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Aber Spaß macht der Job noch wie am ersten Tag. Zusammen mit ihrem Partner wohnt sie auf dem Grundstück ihrer Eltern. Im 2.000 qm großen Garten erntet sie Gemüse von ihren Hochbeeten und kocht daraus ein leckeres Abendessen. Was würde sie tun, wenn sie sich nicht um ihren finanziellen Unterhalt kümmern müsste? „Die Zeit meiner Familie und meinen Freunden widmen, mit meinem Freund viel verreisen mit Auto und Dachzelt. Und das Haus verschönern, eine Überdachung für die Terrasse bauen und eine Feuerstelle.“ Aber auf bezahlte Freizeit spekuliert sie nicht, sie wird all das einfach machen, auch einen Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge – und zwar neben ihren zahlreichen Aktivitäten.
Zitate
„Feuerkrebs darf nicht unterschätzt werden, wir müssen jedes Feuerwehrmitglied davor schützen.“
Ein Interview mit Vera ist hier zu lesen:
https://m3o.link/UpZ