Das Anwenden generativer Fertigungstechniken zur direkten werkzeuglosen individualisierten Produktion eröffnet Konstrukteuren völlig neue Freiheiten. In Wechselwirkung mit traditionellen Fertigungstechniken bieten die aktuellsten Trends des Rapid Manufacturing (RM) neue Möglichkeiten der Gestaltung eines Bauteils und neue Herangehensweisen an die Konstruktion. Sie stellen aber auch besondere Anforderungen an den Konstrukteur. So sind zum einen Hinterschnitte und interne Kanäle fertigungstechnisch kein Problem mehr, andererseits muss für eine reproduzierbare, qualitätsgesicherte Produktion jedoch bereits bei der Konstruktion festgelegt werden, auf welcher Maschine das Bauteil in welcher Orientierung, mit welchem Material und welchem Parametersatz gebaut werden soll.
"Generative Fertigungstechniken sind längst aus den Kinderschuhen raus", betont Professor Thomas Seul, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Frank Beneke, beide von der FH Schmalkalden, den Konstrukteurstag leitet: "Was zunächst als Rapid Prototyping begann, dient heute als Rapid Manufacturing der Herstellung von Kleinstserien".
Freiheit in der Form, Vielfalt in den Anwendungen
Sowohl das grundsätzliche Verständnis für die Schichttechnologien, als auch das Detailwissen um Besonderheiten wie Stützen wurde den meisten heute tätigen Konstrukteuren während ihrer Ausbildung nicht vermittelt. Vergleicht man konventionelle Fertigung und das RM eines Teils mit dem Hausbau, werden die Unterschiede und Vorteile der neuen Technologie deutlich. In der konventionellen Fertigung entspricht es einem Haus ganz aus Stein. Das Pendant zum RM-Bauteil wäre etwa ein Fachwerkhaus: Hier ein Energie einsparender Leichtbau, dort ein teurer und Energie aufwändiger Massivbau.
Der Konstrukteurstag setzt hier an: In drei Sessions erläutern Fachleute wie Verfahren des Rapid Manufacturing für die Konstruktion praktisch genutzt werden können. Im ersten Block geht es um das konstruktive Umsetzen von Design- sowie Ergonomieanforderungen und veredelte Rapid Prototyping-Bauteile. Im Eröffnungsvortrag werden "Generative Verfahren und Perspektiven für eine Konvergenz" beleuchtet. Neue Wachstumsbranchen inklusive der damit verbundenen Potenziale für Rapid Product Development und Rapid Manufacturing bestimmen die Inhalte der zweiten Session. Der Konstrukteurstag wird abgerundet mit dem Vorstellen von Fallbeispielen, die das Umsetzen von RM-Prozessen unter konstruktiven Gesichtspunkten veranschaulichen.
Die Welt des Rapid Manufacturings zu Gast in Erfurt
Bereits zum achten Mal, vom 24. bis zum 25. Mai, versammelt die "Rapid.Tech" Experten und Interessierte in Erfurt, um sich über den aktuellen Stand und neue Trends generativer Fertigungsverfahren auszutauschen.
Die verbesserten Genauigkeiten, die optimierten Bauteil-Qualitäten und die enorm gewachsene Materialpalette machen die direkte Fertigung mittels generativer Verfahren für immer mehr Branchen interessant. Die diesjährige Rapid.Tech bildet diese Entwicklung ab und bietet sowohl "alten Hasen" wie auch Einsteigern hervorragende Möglichkeiten, ihre Kenntnisse und Kontakte zu erweitern. Rund um die Fachmesse geben die Anwendertagung, die Fachforen "CAD/CAM und Rapid Prototyping in der Zahntechnik", "Medizintechnik", "Luftfahrt" und der Konstrukteurstag einen aktuellen Überblick über den Stand und die Entwicklung von der Herstellung von Prototypen und über die direkte Fertigung von Endprodukten und deren Komponenten.
Der Nachwuchs erhält beim insgesamt mit 6.000 Euro dotierten 5. STUDENT DESIGN AWARD for Rapid Manufacturing die Chance, durch kreativen Umgang mit generativen Fertigungsverfahren auf sich aufmerksam zu machen.
Das Programm des Konstrukteurstages sowie der Anwendertagung, der Fachforen und den Informationen zum STUDENT DESIGN AWARD stehen im Internet unter www.rapidtech.de zum Download zur Verfügung.