Am letzten Veranstaltungstag stand nochmals ein attraktives Programm auf der Agenda, das mit einer zukunftsweisenden Keynote eröffnet wurde. Bernhard Randerath zeigte einen sehr konkreten Weg für nachhaltigen Strukturwandel auf. Der Geschäftsführer des German Emirati Institute (GEI) nahm das Publikum mit beim Werden und Wachsen einer CO2-freien Fabrik der Zukunft, in welcher Additive Manufacturing (AM) eine wesentliche Rolle dabei spielt, Mobilitätsinterieur verkehrsmittelübergreifend herzustellen. Ansatzpunkt ist, dass es für Fahrzeuginnenräume – egal ob für Auto, Bahn, Flugzeug oder Schiff – ähnliche Gestaltungen und ähnlich aufgebaute Komponenten gibt. Mit 3D-Druck lassen sich neue Designs und Funktionalitäten realisieren und Synergien bei der Teileherstellung für die verschiedenen Mobilitätsanwendungen erschließen. Vom einzelnen Element bis zur gedruckten Kabine kann das komplette Produktspektrum abgebildet werden – schnell, flexibel, werkzeuglos.
Diese Fabrik für das Mobilitätsinterieur der Zukunft ist ein Zwei-Nationen-Projekt zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Teil einer umfangreichen Technologiekooperation zwischen beiden Staaten. Entstehen soll sie in einem Strukturwandelgebiet in der Bundesrepublik. Drei Standorte in Nordrhein-Westfalen sowie je einer in Brandenburg und in Sachsen stehen zur Wahl. Ab 2025 soll die Fabrik ihre Arbeit aufnehmen.
Schnelligkeit und Vereinfachung waren auch Themen der zweiten Keynote. Alexander Oster von Autodesk stellte mit Machine Control Framework ein quelloffenes Softwaresystem vor, mit dem verschiedene Hardware-Komponenten schnell und einfach in einer fertigen SLM-Anlage vereint werden können, die sofort in Produktqualität Metall- und Kunststoff-Bauteile produziert. Das Framework, entstanden in der Zusammenarbeit von Autodesk und Scanlab, erlaubt jeder Entwicklungsorganisation, schnell fertige Komponenten zu vollständigen additiven Fertigungssystemen zu integrieren – und das zu einem Bruchteil der sonst üblichen Kosten.
Die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten des Additive Manufacturing erfuhren die Besucher nicht nur in den Keynotes und Foren des Fachkongresses, sondern oft „zum Anfassen“ an den Ständen der Aussteller. Das haptische Erlebnis war beim schweizerischen Start-up Spectroplast von besonderer Bedeutung, denn erst das Anfassen der 3D-gedruckten Medizinprodukte aus Silikon verdeutlichte die Leistung der jungen Schweizer. Sie ermöglichen mit ihrem Material- und Verfahrens-Know-how erst den Silikondruck in dieser Qualität.
Oft angefasst wurde auch die mobile Maschine von 1A Technologies. Das junge Unternehmen aus Sachsen hat damit nach eigenen Angaben die erste 3D-gedruckte Werkzeugmaschine hergestellt, die additive und subtraktive Bearbeitung kombiniert. Sie ist mit 45 Kilogramm um die Hälfte leichter als ihr Pendant mit Metallkörper.
Die Aussteller berichteten nahezu unisono von vielen fachkundigen Besuchern aus der Industrie – vom Großkonzern bis zum kleinsten Betrieb, die oft mit sehr konkreten Fragestellungen an die Stände kamen.
Die nächste Rapid.Tech 3D findet vom 9. bis 11. Mai 2023 in Erfurt statt.