Zur Premiere des neuen Messeformates GEO-T Expo ist den Machern rund um die Messe Essen ein echter Glücksgriff gelungen. Das Partnerland Türkei gehört zu den weltweit dynamischsten Volkswirtschaften und hat in den vergangenen Jahren Steigerungen von sechs Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht. Was auf die eigene Bilanz drückt, sind vor allem die für das Wirtschaftswachstum notwendigen Energieimporte, die jährlich um acht Prozent steigen. 75 Prozent der Energieversorgung deckt die Türkei zurzeit über fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas ab, die aus Russland oder dem Iran kommen. Dahinter rangiert die Wasserkraft mit einem Anteil von 24 Prozent. Jetzt will die Türkei weitere regenerative Ressourcen anzapfen und bis 2023 jährlich zehn Milliarden US-Dollar in Solarenergie, Windkraft, Biomasse und Geothermie pumpen. Vor allem Letztere spielt für die Produktion von Strom und Wärme eine zentrale Rolle. Nach Berechnungen des türkischen Vereins für geothermische Energie könnten zwei Gigawatt elektrische und 31 Gigawatt thermische Energie durch die Nutzung sehr heißer Thermalquellen im Erdinneren gewonnen werden.
Dieses Potenzial entspricht etwa 15 Prozent des türkischen Energiebedarfes und eröffnet sowohl international tätigen Unternehmen als auch Investoren enorme Marktchancen. Auf der GEO-T Expo bietet sich dafür eine einmalige Gelegenheit, um sich aus erster Hand konzentriert zu informieren: "Wir investieren nachhaltig, insbesondere in die Erschließung unseres geothermischen Potenzials und werden das auf der GEO-T Expo auch sehr deutlich kommunizieren", sagt Yusuf Yazar, Generaldirektor für erneuerbare Energien.
Deutlich ablesen lässt sich diese Strategie an der Messepräsenz. Das türkische Energieministerium wird auf der Geo-T Expo mit einem eigenen Stand und hochkarätigen Ansprechpartnern vertreten sein. Darunter sind unter anderem der stellvertretende Generaldirektor für erneuerbare Energien sowie der stellvertretende Generaldirektor des staatlichen Instituts für die Erkundung von Bodenschätzen. Vom Verband der Geothermie-Kommunen sind zudem sieben Städte mit Energieexperten, Bürgermeistern und Stadtdirektoren in Essen. Sie suchen Geschäftspartner und Investoren für ihre zahlreichen weiteren Geothermieprojekte. Auf dem Messeforum Türkei am 12. November (Halle 3, Stand J 120) werden Experten aus der Türkei und aus Deutschland die Förder- und Investitionsmöglichkeiten beleuchten, über laufende Projekte und die Marktchancen informieren. Unterstützt wird das Messeforum auch durch den Kooperationspartner Bundesverband der Unternehmervereinigungen (BUV).
Bisher wurden rund 170 vielversprechende geothermische Felder und 1000 Thermalquellen ausgemacht, deren heißes Wasser zum Teil schon in Tiefen von 800 Metern bis zu 200 Grad Celsius erreicht. Über Dampfturbinen lässt sich dieses Potenzial hervorragend für die Stromproduktion und die Auskopplung von Wärme nutzen. Bislang liefern geothermische Anlagen 983 Megawatt Fernwärme und knapp 27 Megawatt Strom. Weitere vier Kraftwerke sind im Bau: "Die Türkei verfügt über keine ausgeprägte Energieinfrastruktur und sucht nach Möglichkeiten, um Gebäude in Ballungsgebieten oder auf dem Land möglichst günstig mit Energie zu versorgen. Die Geothermie ist eine Lösung, die mit wenig Aufwand umgesetzt werden kann", sagt Waldemar Müller-Ruhe, Präsident des Bundesverbandes Geothermie und Gesellschafter des renommierten Bohrunternehmens Angers Söhne. Damit eröffnen sich insbesondere für deutsche Unternehmen ausgezeichnete wirtschaftliche Perspektiven. Weil sich hierzulande die geothermischen Potenziale nur mit sehr tiefen Bohrungen von mehreren tausend Metern viel schwerer erreichen lassen, hat sich reichlich Know-how angesammelt. "Damit wollen wir in Essen überzeugen. Die Türkei hat aus der geothermischen Perspektive betrachtet sehr gute geologische Voraussetzungen und setzt genau auf diese Technologie", so Müller-Ruhe.