Die Erfindung der ersten 3D-Druck-Technologie sei geglückt, weil es ein Problem gab, das nicht auf herkömmlichem Weg zu lösen war, so wie bei vielen Innovationen. Anfang der 1980er Jahre arbeitete Hull für ein Unternehmen, das Produkte mittels UV-Licht mit Kunststoff flächig beschichtete. Um dreidimensionale Objekte zu erhalten, kam er auf die Idee, Tausende dünner Kunststoffschichten übereinander zu positionieren und ihre Konturen mit einem UV-Laser auszuhärten. So ließen sich plötzlich 3D-Objekte in praktisch jeder erdenklichen Form erzeugen.
Hulls Pionierarbeit im Bereich der additiven Technologien hat einen komplett neuen Fertigungsansatz ermöglicht. Neben der Erfindung der Stereolithografie war er auch maßgeblich an der Entwicklung des .STL Datenformats, der Schnittstelle von CAD zum 3D-Drucken, beteiligt. Seitdem haben sich additive Verfahren ein breites Einsatzfeld erschlossen – von der Automobilindustrie bis zur Zahnmedizin.
Wie sie zunehmend für die automatisierte wirtschaftliche Herstellung von Serienprodukten eingesetzt werden, ist ein Hauptaspekt von Hulls Impulsvortrag. Ein Entwicklungsfokus bei 3D Systems heißt hierbei digitale Fertigungslösungen auf Basis der Figure 4-Technologie. Beim digitalen 3D-Spritzguss wird es damit möglich, werkzeugfrei und in sehr kurzen Taktzeiten Kunststoffteile von gleichbleibend hoher Qualität zu fertigen. Das System ist ein modulares, skalierbares additives Fertigungsverfahren, das die Herstellung von Kunststoffteilen vereinfacht und beschleunigt. Die ultra-schnelle, automatisierte Stereolithografieanlage erlaubt es Herstellern, bei der Fertigung von komplexen Kunststoffteilen direkt von der CAD-Datei in den Fertigungsprozess überzugehen. Der kosten- und zeitintensive Schritt des Werkzeugbaus entfällt. Notwendige Anpassungen der Konstruktion können ohne Ausfallzeiten jederzeit umgesetzt werden.
Der Vortrag von Chuck Hull ist Teil eines hochkarätigen Kongressprogramms von Rapid.Tech und FabCon 3.D. Am 20. Juni werden nach der Eröffnung anwendungsorientierte Lösungen in den Fachforen Additive Lohnfertigung, Medizintechnik, Konstruktion, Werkzeug-, Formen- und Vorrichtungsbau sowie Elektronik vorgestellt. Der 21. Juni beginnt mit einer Keynote von Christoph Hansen und Steffen Schrodt von der Sauber Aerodynamik AG zur additiven Fertigung in der Formel 1. Daran schließen sich die Fachforen Automobilindustrie und 3D Metal Printing an. Der Keynote-Vortrag von Sean Keith von GE Additive zur Beschleunigung der additiven Revolution sowie das Fachforum Luftfahrt stehen am 22. Juni auf dem Programm. Parallel dazu finden am 21. und 22. Juni die Anwendertagung und das Fachforum Wissenschaft statt. Der letzte Messetag wird außerdem durch das Forum der Fraunhofer Allianz GENERATIV ergänzt.
Darüber hinaus zeigen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerke an allen drei Tagen aktuelle Beispiele additiver Fertigung auf der begleitenden Fachmesse. Bis Anfang Februar waren bereits mehr als 130Aussteller aus neun Ländern für die Rapid.Tech + FabCon 3.D registriert. Während die Rapid.Tech auf industrielle Anwendungen fokussiert, dient die FabCon 3.D mit der 3D Printing Conference der internationalen 3D-Druck-Community mit kreativen Start-Ups, Szene-Größen und Hobbyisten als Treffpunkt.
2016 kamen 4.500 (2015: 3.971) Fachbesucher und Kongressgäste aus 19 Ländern und 176 Aussteller aus 17 Ländern zur Rapid.Tech + FabCon 3.D nach Erfurt. Damit erreichen die Messe und der Kongress neue Spitzenwerte.