Für großen Wirbel sorgte Mitte letzter Woche das Abschneiden mehrerer deutscher Brücken in einem vom ADAC durchgeführten Test. Die zum Teil verheerenden Ergebnisse der Untersuchung führten einmal mehr deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, sich intensiv mit dem Erhaltungszustand stark beanspruchter Bauwerke auseinanderzusetzen. Während sechs Brücken beim Test mit der Note „mangelhaft“ durchfielen, waren die Mängel der Testverliererbrücke in Chemnitz gar so gravierend, dass die Brücke noch am Abend des Testtages für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden musste. Eines der Probleme: Korrosion, sowohl beim Bewehrungsstahl im Beton als auch bei Konstruktionsteilen aus Stahl, die vereinzelt komplett durchgerostet waren. Ärgerlich dabei ist, dass Verfahren und Methoden für einen nachhaltigen Korrosionsschutz seit langem bekannt und bewährt sind.
Dr. Ralf Feser, Professor für Korrosionsschutz an der FH Südwestfalen in Iserlohn, sieht das Hauptproblem in der mangelnden öffentlichen Diskussion des Themas: „Wegen der enormen technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte glauben viele, dass Korrosion ein gelöstes Problem darstellt. Dies ist aber nicht der Fall, weil bestehendes Wissen oftmals nicht angewendet wird“. Feser schätzt, dass allein in Deutschland jedes Jahr ein volkswirtschaftlicher Schaden von mindestens 90 Milliarden Euro durch Korrosion entsteht. Dabei könnten derartige Kosten durch eine vorausschauende Planung bereits im Vorfeld deutlich reduziert werden.
So können beispielsweise Konstrutkionsbauteile aus Stahl durch das Verfahren des Feuerverzinkens hochwirksam und langfristig vor Rostbefall geschützt werden - vor allem auch dann, wenn er besonderen Witterungseinflüssen etwa durch Seeluft und –wasser oder Tausalz ausgesetzt ist. „Feuerverzinken ist ein extrem langlebiger Korrosionsschutz für Stahl, der zudem mechanisch stark belastbar ist und keiner Wartung und Instandhaltung bedarf“, sagt Jürgen Marberg, Geschäftsführer des Industrieverbandes Feuerverzinken.
Umso mehr kritisiert Ralf Feser die Kurzsichtigkeit vieler Bauprojekte. „Im Vorfeld eines Bauvorhabens wird der Frage der Korrosionsbeständigkeit von Materialien oftmals nicht genügend Beachtung geschenkt“. Das es auch anders geht, zeigen prominente, architektonisch anspruchsvolle Bauten wie etwa die Allianz-Arena in München oder spektakuläre Wolkenkratzer in Hong Kong und Shanghai. Gemein war den Planern hier wohl die Erkenntnis: Wer am falschen Ende spart, zahlt später doppelt. Denn Korrosionsschutz durch Feuerverzinken schont als umweltfreundliches und nachhaltiges Verfahren nicht nur Ressourcen, sondern zahlt sich durch den Wegfall aufwendiger und kostspieliger Wartungsmaßnahmen gerade auch unter wirtschaftlichen Aspekten aus.
Eine derartige Präventivmaßnahme hätte sicher auch das katastrophale Testergebnis der Chemnitzer Brücke verhindern können. So aber ist im Untersuchungsbericht des ADAC u.a. von „stark verrosteten Stahlträgern und Fahrbahnblechen“ die Rede. Weiter heißt es dort: „Alle tragenden Teile des Bauwerks waren in einem sehr schlechten Zustand, so dass die Standsicherheit beeinträchtigt war“.