- MRN GmbH ausgezeichnet für Konzeptidee „Reallabor Digitales Planen und Bauen“
- Wichtiger Impuls für digitale Innovationen
- Beschleunigte Verfahren unter Realbedingungen testen
Die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) zählt zu den Gewinnern des nationalen Wettbewerbs „Innovationspreis Reallabore: Testräume für Innovation und Regulierung“, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) ausgeschrieben hatte. Preisträger ist die Regionalentwicklungsgesellschaft Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (Mannheim) in der Wettbewerbskategorie „Ausblicke“. Die Online-Preisverleihung mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier fand gestern Abend in Berlin statt. Der Preis ist undotiert und wurde zum ersten Mal vergeben. Er versteht sich als Anreiz im Wettbewerb der Regionen um die besten Umsetzungsideen bei der aktiven Gestaltung der digitalen Transformation in Wirtschaft und Verwaltung.
Reallabor „Digitales Planen und Bauen“
Reallabore sind zu verstehen als Testräume für Innovation und Regulierung. Sie dienen dazu, unter realen Bedingungen Erfahrungen mit digitalen Innovationen zu sammeln. Ausgezeichnet wurde die MRN GmbH in der Kategorie „Ausblicke“ für ihr Konzept zum Aufbau eines Reallabors „Digitales Planen und Bauen“. Dieses Themenfeld bildet mit über 60 Leistungen und den zugehörigen Verwaltungsprozessen zwischen Bauwirtschaft, Plan- und Baubehörden (mit über 220.000 Baugenehmigungen pro Jahr) auch einen Schwerpunkt innerhalb der regionalen und nationalen Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes (OZG).
Ziel des Rhein-Neckar-Vorhabens: Effizienz und Transparenz zwischen Wirtschaft und Verwaltung steigern. Das bedeutet, bürokratische Lasten abbauen, Transaktionen senken, auf Basis kooperativer Dateninfrastrukturen zusammenarbeiten, Planungssicherheit und Datensouveränität auf Basis zeitgemäßer Datenhaltungs- und Datennutzungskonzepte (OnceOnly-Prinzip etc.) verbessern. Zu den geplanten Maßnahmen zählen unter anderem:
- Maschinenlesbares Planungsrecht
- KI-basierte Identifikation und Analyse von Bauleitplänen
- Standardisierte Branchenschnittstellen zu den Baubehörden
- Building Information Modeling (BIM)-basierte Bauanträge für Hoch- und Tiefbau
Eingebunden in die breit angelegte Zusammenarbeit sind die drei Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, die 15 Stadt- und Landkreise der MRN, 3 obere und 26 untere Baubehörden, wissenschaftliche Einrichtungen wie die Universitäten Speyer und Mannheim sowie relevante Gremien, Vereine und Initiativen (AWV, Normenkontrollrat DE/BW, DIHK/HWK etc.).
Eines der ersten Teilprojekte im Reallabor „Digitales Planen und Bauen“ der MRN wird der Prototyp einer interkommunalen Planungsdaten- und Dokumentenplattform zwischen Wirtschaft und Verwaltung sein (u.a. auf Grundlage der novellierten Bauordnung Baden-Württemberg).
Dr. Christine Brockmann, Geschäftsführerin MRN GmbH: „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des BMWi. Dies ist sowohl eine wichtige Bestätigung für den Mehrwert von kooperativer, länderübergreifender Regionalentwicklungsarbeit als auch ein starkes Signal und Ansporn für digitale Innovation und Bürokratieabbau“.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: „Von autonomen Fahrzeugen, Drohnen und Zügen bis hin zu innovativen Lösungen für E-Government, digitale Identitäten und Logistik: Den Preisträgern des Innovationspreises Reallabore gelingt es auf vorbildliche Weise, digitale Technologien wie etwa Künstliche Intelligenz oder Blockchain im Reallabor in die konkrete Anwendung zu bringen und damit Mehrwert vor Ort zu schaffen. Damit machen sie gleichzeitig anderen Unternehmen, Verwaltungen und Forschungseinrichtungen Mut, eigene Innovationsprojekte umzusetzen. Doch auch die Politik ist gefragt: Viele Beiträge zeigen deutlich, wo neue Freiräume notwendig sind, um Erprobungsprojekte möglich zu machen.“
Hintergrund: BMWi fördert digitale Innovation
Reallabore werden als Impulsgeber für den Innovationsstandort Deutschland immer wichtiger. Kreative Unternehmen, Verwaltungen und Forschungseinrichtungen testen darin, was noch vor Jahren undenkbar war. Erprobt werden unter realen Bedingungen Innovationen, die im geltenden Rechtsrahmen noch nicht berücksichtigt sind – wie zum Beispiel autonome Fahrzeuge, Schiffe oder auch neue Lösungen im Bereich Telemedizin oder öffentliche Verwaltung. Oftmals nutzen solche Reallabore zunächst rechtliche Ausnahmemöglichkeiten oder Sondergenehmigungen und tragen mit ihren Ergebnissen dazu bei, den Rechtsrahmen weiter zu entwickeln. Viel zu häufig aber bleiben Reallabore verborgen und es besteht keine Möglichkeit, von ihnen und ihren Ergebnissen zu lernen. Das will das BMWi mit dem „Innovationspreis Reallabore“ ändern.
Unternehmen, Verwaltungen und Forschungseinrichtungen waren daher zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 aufgerufen, sich mit geplanten, laufenden und abgeschlossenen Reallaboren zu bewerben. Teilgenommen haben insgesamt 125 Institutionen bzw. Projektkonsortien. Ziel der Preiskategorie „Ausblicke“ ist es, potenzielle Anwendungsfelder und Projektideen für zukünftige Reallabore zu identifizieren und Erkenntnisse für Verwaltungen und Gesetzgeber zu gewinnen. In den Kategorien „Einblicke“ und „Rückblicke“ geht es darum, Erprobungen mit Vorbildcharakter zu identifizieren und deren Erfolgsfaktoren und Umsetzungsstrukturen herauszustellen. In jeder Kategorie wurden drei Sieger gekürt.
Warum ein Reallabor „Digitales Planen und Bauen?“
In Deutschland werden jährlich über 370 Milliarden Euro in die Erstellung und Erhaltung von Bauwerken investiert. Zwei Drittel davon entfallen auf den Wohnungsbau. Dennoch reicht auch diese volkwirtschaftlich bedeutende Dimension bzw. Dynamik der Bauwirtschaft (ca. 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) vielerorts nicht aus, um die steigende Nachfrage nach Wohnraum zu decken. Zu den Gründen gehört auch die in Deutschland unzureichende Digitalisierung und Automatisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie innerhalb der öffentlichen Verwaltung. Dies betrifft die gesamte Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft – von der Verfügbarkeit digitaler Planwerke und Registerdaten, über eine Vielzahl von Genehmigungs- und Berichtspflichten bis zum Zusammenwirken der an einem Bauvorhaben beteiligten Akteure. Vor dem Hintergrund der Gleichzeitigkeit verschiedener Gesetzesinitiativen und Förderprogramme bestehen aktuell jedoch sehr gute Rahmenbedingungen für den flächendeckenden Einsatz innovativer Lösungen im Bereich Digitales Planen und Bauen. Auf der Grundlage ihrer deutschlandweit einzigartigen institutionellen Struktur und der länderübergreifenden Zusammenarbeit von Wirtschaft und Verwaltung will die Metropolregion Rhein-Neckar diese Gelegenheit nutzen.
Der Erprobungsraum Rhein-Neckar
Im Hinblick auf die besondere föderalen Situation in der Metropolregion Rhein-Neckar (Drei Bundesländer, 15 Stadt- und Landkreise, 290 Kommunen) gehört der Abbau bürokratischer Hürden und die Optimierung von Prozessen zwischen Wirtschaft und Verwaltung sowie das Erproben innovativer Lösungswege von Anfang an zu den strategischen Handlungsschwerpunkten der Regionalentwicklung. Auf der Grundlage einer Vielzahl von Projekten – überwiegend mit Fokus auf die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Verwaltung – hat sich die Metropolregion Rhein-Neckar in den vergangenen 15 Jahren schrittweise zu einem heute führenden Innovations- und Erprobungsraum im Bereich der Verwaltungszusammenarbeit entwickelt.
Weitere Infos:
www.m-r-n.com/digitalisierung
www.reallabore-bmwi.de
Zur Digitalen Modellregion Rhein-Neckar
Die Digitalisierung hält Einzug in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Die Metropolregion Rhein-Neckar begreift diesen Wandel als Chance und will als Impulsgeber vorangehen. Mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums und der Länder wurde deshalb die „Koordinierungsstelle Intelligente Vernetzung“ aufgebaut. Gemeinsam getragen von Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und Verband Region Rhein-Neckar bündelt sie die in der Region vorhandenen Kompetenzen und Akteure. Im Schulterschluss sollen innovative, sektorenübergreifende Digitalisierungsprojekte entwickelt und über Ländergrenzen hinweg erprobt werden. Der Fokus liegt dabei auf den öffentlichen Infrastrukturen (Bildung, Energie, Gesundheit, Mobilität und Verwaltung). Darüber hinaus bringt sich die Koordinierungsstelle in wichtige Querschnittsthemen von gesamtregionaler Bedeutung ein, etwa wenn es darum geht, den Fortschritt beim Breitbandausbau zu dokumentieren oder Handlungsbedarfe beim Thema digitale Kompetenzen aufzuzeigen.