Beim offenen Verdunstungskühlturm wird das zu kühlende Wasser über einem Verrieselungskörper versprüht und kühlt durch Verdunstung ab. Dabei entstehen auch die charakteristischen Dampfwolken, die man zum Beispiel von den großen Kühltürmen von Kraftwerken kennt. Das abgekühlte Wasser sammelt sich unten im Kühlturm und wird zurück in den Kühlkreislauf gepumpt. Man unterscheidet zwischen Naturzugkühltürmen, das sind die großen bei Kraftwerken und zwangsbelüfteten Kühltürmen. Letztere sind deutlich kleiner und kommen vor allem in der Industrie, aber auch in der Gebäudetechnik zum Einsatz. Bei allen Verdunstungskühltürmen wird immer ein gewisser Prozentsatz des Kühlwassers mitgerissen und geht in der Umgebung nieder. Je nach Anlagengröße können das schon mal mehrere Kubikmeter pro Stunde sein. Der offene Verdunstungskühlturm ist eine der effizientesten Kühllösungen, wir sprechen hier von einem Leistungskoeffizienten von 90 – 100. Das bedeutet, dass aus einer Kilowattstunde elektrischer Anschlussleistung etwa 90- 100 kW Kälteleistung generiert werden. Deshalb ist dieser Art der Kühlung auch sehr weit verbreitet.
Das hört sich zuerst mal gut an. Woher kommt dann das schlechte Image?
Es gab 2010 in Warstein und Neu-Ulm einen größeren Legionellenausbruch bei dem 165 Menschen erkrankten, fünf davon starben. Es stellte sich heraus, dass der Ursprung ein offener Verdunstungskühlturm war, in dem sich die Bakterien stark vermehren konnten. Über das mitgerissene Kühlwasser wurden die in der Umgebung verbreitet, Menschen haben das eingeatmet und nicht wenige sind erkrankt. Als Konsequenz wurden die Anforderungen in Puncto Hygiene und Austrag deutlich verschärft.
Was kann man denn gegen Legionellen im Kühlturm tun?
Die Lebensbedingungen in Rückkühlwerken sind mit einem immer feuchten Milieu und Temperaturen von 25 °C bis 45 °C für Mikroorganismen wie Legionellen natürlich ideal. Dass sich dort ein Biofilm auf den Oberflächen bildet, lässt sich nicht vermeiden. Es gibt aber eine ganze Reihe von Maßnahmen, die in Summe dafür sorgen, dass es zu keinem Legionellenbefall im Kühlturm kommt. Das beginnt bei der Planung der Anlage: Ein Kühlturm sollte immer so konstruiert sein, dass es keine Totstrecken gibt, also Bereiche, in denen das Wasser steht. Denn Legionellen lieben stehendes, warmes Wasser. Dann geht es weiter mit der Materialwahl: Auf Oberflächen aus Edelstahl bildet sich nicht so leicht ein Biofilm – und diese Oberflächen lassen sich leichter reinigen. Und regelmäßige Wartung und Reinigung sind einfach Pflicht. Also Kühlturm abschalten, mit dem Hochdruckreiniger reingehen und alles ordentlich sauber machen. Wenn man das alles beachtet, sollte man mit Legionellen keine Probleme haben. Zusätzliche Sicherheit kann noch ein Tropfenabscheider am Luftauslass des Rückkühlwerks schaffen.
Welche spezifische Lösung bietet die MULTI Kühlsysteme dafür?
Wir haben mit der MC-Baureihe eine neue Klasse von hocheffizienten Kühltürmen in den unterschiedlichsten Leistungsklassen entwickelt, die auch darauf optimiert sind, das Wachstum von Mikroorganismen in ihrem Innern zu hemmen. Das beginnt mit einer Außenhülle aus Edelstahl. Die Einbauten im Innenraum und die Kühlturmtasse sind so gestaltet, dass Totstrecken vermieden werden. Wenn man den Kühlturm abschaltet, läuft er von alleine leer. Stehendes Wasser gibt es also nicht. Dann besteht der Verrieselungskörper, und ich denke, das ist wirklich das Besondere an der Baureihe, aus SANIPACKING-Material. Das ist ein wachstumshemmender Kunststoff, genauer gesagt Polypropylen, der nachweislich das Wachstum von Mikroorganismen wie Legionellen hemmt. Die Wirkungsdauer beträgt etwa fünf Jahre. Wir haben unsere neue MC-Reihe damit ausgestattet und verwenden dieses Material auch für Ersatzteile für bestehende Anlagen. Zusätzlich besitzt die MC-Reihe, wie übrigens alle Verdunstungskühltürme dieser Leistungsklasse noch einen Tropfenabscheider. Da geht dann wirklich nichts mehr raus.