"Es wäre sowohl dem Jugendschutz als auch der Kriminalprävention dienlich, die in 'Schlammschlacht-Manier’ geführte Debatte mit dem Jahr 2006 enden zu lassen", erklärte Arthur Wetzel, Vorstandsvorsitzender von naiin, unter Verweis auf den Streit zwischen dem Kriminalpsychologen Christian Pfeiffer und der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). "Jugendschutz und der Umgang mit brutalen Videospielen sind keine Themenfelder, die für Profilierungskampagnen missbraucht werden sollten", so Wetzel.
Die Forderung nach einem Verbot von Gewaltspielen war nach dem Amoklauf eines 18-Jährigen in der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten laut geworden. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) hatte in diesem Zusammenhang eine Gesetzesinitiative zur Verschärfung des Strafrechts angekündigt. Das Ziel: Herstellung, Verbreitung und Kauf von "Killerspielen" sollen künftig bestraft werden.
naiin (www.naiin.org) sieht in dem Vorstoß von Beckstein eine ungerechtfertigte Kriminalisierung von Computerspielern, die mehrheitlich keine Gewalttaten an anderen Menschen verüben, und verweist darauf, dass die Zahl der in Deutschland begangenen Amokläufe seit der Einführung von Videospielen nicht gestiegen ist. Das Strafrecht sei zudem kein adäquates Mittel, um der Gewalttätigkeit junger Menschen zu begegnen, so die Jugendschützer.
"Die gesamte Diskussion ist eine Schein-Debatte, die die wahren Ursachen von Gewalt wie Vernachlässigung, Benachteiligung, Bildungsdefizite und Zukunftsperspektiven ausblendet", bemängelt naiin-Geschäftsführer Dennis Grabowski. Es sei zwar nicht von der Hand zu weisen, dass brutale Computerspiele die Hemmschwelle zur Gewaltausübung geringfügig senken könnten. Diese Auswirkungen seien aber nicht nennenswert, da die Gewaltbereitschaft bei Gewalttätern schon vorher vorhanden war, meint Grabowski.
naiin plädiert nun für ein Ende der bisherigen Debatte und mahnt eine nüchternere sowie sachlichere Auseinandersetzung mit dem Thema an.