Wanderer, das sind Gruppen von älteren Menschen in rot-weiß-karierte Hemden, die singend durch die Landschaft spazieren. „Dieses veraltete Bild hat nichts mehr mit den heutigen Wanderern zu tun“, erklärte Professor Dr. Heinz-Dieter Quack, Leiter des Forschungszentrum „Wandern und Gesundheit“ am Deutschen Wanderinstitut am vergangenen Mittwoch im Rathaussaal Sasbachwalden. Der Kommunaltag Ortenau wurde auf Initiative der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) gemeinsam mit der Gemeinde Sasbachwalden, dem Ortenaukreis und dem Naturpark organisiert.
Die kürzlich neu ins Amt gewählte Bürgermeisterin Sonja Schuchter freute sich über den Aufmarsch der rund 100 Wanderexperten und -interesierten in Sasbachwalden: „Unsere Gemeinde hat eines der schönsten Wandergebiete des Schwarzwalds zu bieten!“
WRO –Geschäftsführer Dominik Fehringer gab zu bedenken, dass die Digitalisierung auch vor den Freizeitaktivitäten im Schwarzwald keinen Halt mache. „Es lohnt sich, permanent darüber nachzudenken, welche Sportarten, Angebote und Destinationen man mit digitalen Inhalten füllen, vernetzen und vermarkten kann“, ermunterte Fehringer die Zuhörer. „Beim Wandern neue Wege gehen“, sei die Devise.
Diesen Ansatz konnte der geladene Professor vom Deutschen Wanderinstitut bestätigen. „Die sogenannten neuen Wanderer ticken ganz anders und haben auch höhere Ansprüche als früher“, versicherte der Wander-Experte. „Die neuen Wanderer legen den Fokus nicht mehr nur auf die Wegführung, sondern fordern ein attraktives Rahmenprogramm, wie zum Beispiel die Möglichkeiten zur Verpflegung und ansprechende Unterkünfte.“ Gerade die Digitalisierung ist bei der neuen Generation von Wanderern ein wichtiger Aspekt, der die Wanderexperten vor eine große Herausforderung stelle. So sei die Vorstellung, die Wanderwege mit WLAN auszustatten für die einen in der heutigen Zeit ein unverzichtbarer Schritt, für andere sei diese Vorstellung undenkbar. „Für dieses Problem haben wir noch keine Lösung gefunden“, gibt Quack zu.
Ein Indiz dafür, dass sich der Wandertourismus weiterentwickelt hat, seien auch die zahlreichen Zertifizierungen der Wanderwege. Vor 15 Jahren gab es in Deutschland noch keiner zertifizierten Wanderwege. Mittlerweile gebe es davon schon über 700 Stück. Was sich dagegen nicht geändert hat, seien die Motive, weshalb gewandert wird. Besonders wichtig seien für die Wanderer die Ruhe und Entspannung, das Erleben der Natur und das Gefühl, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Außerdem gebe es zahlreiche verschiedene Wandertypen. Während der Erholungssuchende die Ruhe und Einsamkeit genießen möchte, freut sich der kontaktfreudige Wanderer darauf, andere Menschen auf seinem Weg kennenzulernen. Wieder ein anderer möchte möglichst viel in der Natur erleben.
Doch was können die Wanderdestinationen tun, um die Menschen von sich zu überzeugen? Wichtig sei laut Quack vor allen Dingen, die verschiedenen Wandertypen jeweils direkt Ihren Wünschen entsprechend anzusprechen. „Auch mit zertifizierten Wanderwegen kann man die Menschen nicht mehr beeindrucken oder anderen Wanderdestinationen Konkurrenz machen“, so der Wander-Experte. Vielmehr müsse der Touristiker als sogenannter „Sehnsuchtsdienstleister“ agieren. Die neuen Wanderer seien nicht mehr so sehr an dem Wanderweg selbst interessiert, sondern möchten viel mehr die gesamte Region kennenlernen und erleben. „Es ist wichtig, dass Sie den Menschen erzählen, was Ihre Destination besonders macht“, rät Quack. Als herausragendes Beispiel lobte er den Hahn-und-Henne-Rundweg in Zell am Harmersbach. „Hier hat man es geschafft, den Wanderern auf sanfte Art und Weise eine Geschichte zu erzählen.“