Das ist eines der täglichen Rituale bei AUFWIND Mannheim, einer Einrichtung, die sich täglich um max. 25 Kinder im Grundschulalter kümmert, deren Eltern meist alleinerziehend und in einer schwierigen Lebenslage oder gar in eine Notlage geraten sind. Die Kinder bekommen hier ein warmes Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, pädagogische Förderung, verschiedene Freizeitmöglichkeiten und vor allem gemeinsame Rituale, einen geordneten Tagesablauf und das Gefühl von Gemeinschaft. Das alles findet im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt West statt, einem sozialen Brennpunkt der Stadt Mannheim mit hohem Konfliktpotential. AUFWIND will so versuchen, den Kindern von klein auf Möglichkeiten aufzeigen, wie es auch anders zugehen kann, als sie es von der Straße kennen.
Der Gründer und Leiter der Einrichtung, Stefan Semel, ist mit Herzblut bei der Sache. Selbst einst ein Kind des Milieus arbeitete er später als Streetworker in Mannheim. Als sich jedoch die Drogen- und Prostitutionsszene aus Mannheim Richtung Frankfurt verlagerte, waren es immer häufiger Kinder, die auf der Straße anzutreffen waren. Er sah Handlungsbedarf und schaffte es, mit Hilfe des Söhne Mannheims e.V. die Organisation AUFWIND Mannheim auf die Beine zu stellen. AUFWIND finanziert sich rein durch Spenden, ist weder einem kirchlichen noch einem städtischen oder staatlichen Träger zugeordnet. Stefan Semel will das so, denn dann ist er nicht an fremde Vorgaben und Regeln gebunden.
Der Erfolg gibt ihm Recht. Neben dem Engagement für die Kinder, werden hier auch die Eltern in die Verantwortung gezogen. Es gibt Regeln, an die sich sowohl die Kinder, als auch die Eltern halten müssen. Passiert dies nicht, kann das Kind nicht weiter in die Gruppe kommen. Außerdem gibt AUFWIND den Eltern in Notlagen konkrete Hilfestellung und vermittelt Kontakte sowohl in die Drogenberatung als auch im therapeutischen Bereich. Ebenfalls wird Wert auf ein aktives Elternnetzwerk gelegt. So können sich die Eltern austauschen und sich gegenseitig helfen. Die Zusammenarbeit mit den Grundschulen vor Ort ist ebenfalls wichtig. So wird nicht nur die Leistung, sondern auch das Verhalten außerhalb von AUFWIND beobachtet, um ein ganzheitliches Ergebnis zu gewährleisten. Von sechs Grundschulabgängern in diesem Jahr, werden zwei das Gymnasium, drei die Realschule und ein Kind die Werkrealschule besuchen. Kein Kind geht wegen Verhaltensauffälligkeiten oder schlechter Leistung auf eine Förderschule.
Anfang Juli durfte eine kleine neogramm-Delegation Stefan Semel und die Kinder bei AUFWIND besuchen. Neben einer Einladung, am Mittagessen teilzunehmen, hatten Stephan Könn, Philipp Hüthwohl und Nadine Graul ausreichend Gelegenheit, sich von der Arbeit vor Ort zu überzeugen und mit Stefan Semel ausführlich über die Arbeit bei AUFWIND, die Probleme und die Ziele zu sprechen. Ein Traum von Herrn Semel ist es, das Konzept von AUFWIND auf andere Städte auszuweiten - eine Art McAUFWIND also. Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun und neogramm freut sich, einen Teil dazu beitragen zu können.