Nachdem die Veranstaltung im Jahr zuvor als E-Commerce Konferenz für Einsteiger Premiere gefeiert hatte, aber auch bei etablierten Online-Unternehmen aus der Hansestadt großen Anklang gefunden hatte, fokussierten sich die Veranstalter 2015 ganz auf die Zielgruppen Handel, Hersteller und Marken: Es wurde ein Programm von Praktikern für Praktiker geboten, welches frei von den, in der Deutschen Kongresslandschaft doch noch recht häufig anzutreffenden, Dienstleistervorträgen war und somit schon im Vorfeld für große Vorfreude gesorgt hat: Bereits zwei Wochen vor dem Event waren alle 300 Tickets ausverkauft.
Nachdem sich alle Anwesenden beim reichhaltigen Frühstücksbuffet gestärkt hatten, eröffnete Alexander Graf, Kurator des DCDs und Herausgeber von Kassenzone.de das Event und brachte den Anwesenden auf sehr unterhaltsame Weise näher, was mikroskopische kleine Pfützenbewohner eigentlich mit gegenwärtigen E-Commerce Modellen gemeinsam haben. Das "Dilemma der Hydra" gab den Anwesenden einen guten Denkanstoß um den Tag zu nutzen, selbst darüber nachzudenken, wie das eigene Business überlebensfähig bleibt, wenn sich der Mark ändert und nicht zu sterben wie die Hydras in der Pfütze, wenn die Wassertemperatur steigt und die Pfütze immer kleiner wird.
Zweiter Redner des Tages war Tarek Müller, der einen Abriss seiner wohl beispiellosen Digitalkarriere gab, im Anschluss die Themen Personalisierung, Inspiration sowie Markentreue bei Collins vertiefte und das Konzept "Try & Error" als essentiell für erfolgreichen E-Commerce herausstellte.
Weitere Themen des Vormittags waren dann die hohe Kunst des Verkaufens zum UVP bei Design3000 sowie die Frage, warum sich ein Händler wie Wine in Black dazu entschieden hat, zukünftig auch auf eigene Marken zu setzen.
Nach der Mittagspause ging es dann mit einer Paneldiskussion mit den Shopsystemen e-matters, Shopware, Oxid und Spyker Systems weiter. Das erhoffte Battle zwischen den Teilnehmern blieb leider aus und die Enttäuschung darüber konnten Branchen-Experten wie z. B. Roman Zenner via Twitter kaum zurück halten. Wett gemacht wurde dies aber von einigen ehrlichen Worten der Teilnehmer zu Fehlern der Vergangenheit, die man lieber nicht wiederholen möchte: Shopware gab zu, dass Bepado bisher nicht die erhoffte Akzeptanz in den Reihen der Händler erhalten hat, Oxid hätte die Finger lieber von der zwischenzeitlich gebotenen SaaS-Lösung für Kleinstkunden lassen sollen und e-matters bereute, nicht schon früher auf das Thema "Optimierung der Backendprozesse" gesetzt zu haben. Einzig allein Spryker konnte verkünden, noch keinerlei Fehler gemacht zu haben - eine Aussage, die ein halbes Jahr nach Unternehmensgründung für Schmunzeln im Publikum sorgte - was vom CTO des Unternehmens, Fabian Wesner, aber durchaus gewollt war.
Im weiteren Verlauf fesselten vor allem Karolin Junker (Vite enVogue), Stefan Sobczak (Netshops Commerce GmbH) & Jörg Kundrath (Kavaj) das Publikum:
Karolin war die erste von drei Frauen auf der Vortragsbühne und demonstrierte, wie das Unternehmen in seiner aktuellen Kampagne den Mühlenkamp wie Miami aussehen lässt - dank eigener Mitarbeiter mit Modelqualitäten, welche die Second Hand Designermode des Shops in zahlreichen Mood-Images präsentieren und so zu etwas Einzigartigem machen.
Jörg Kundrath, ehemaliger Amazon-Mitarbeiter und Gründer & Geschäftsführer von Kavaj, erzählte, wie er mit Smartphone & Tablet-Hüllen - mit denen das Unternehmen jährlich zirka 3,6 Millionen umsetzt - dank Amazon vom "Tellerwäscher zum Millionär" wurde und erklärte, was das Gute an negativen Amazon Bewertungen ist und warum seine Kunden lieber beim iPhone bleiben, als auf seine Smartphone-Hüllen zu verzichten.
Stefan Sobczak, Geschäftsführer der Netshops Commerce GmbH, widmete sich dem Thema "Brand Commerce" - E-Commerce für Hersteller und Marken und traf damit den Puls der Anwesenden, was deutlich an den bis auf den letzten Platz gefüllten Reihen erkennbar war. Auch hier kam das Thema "Amazonalisierung" zur Sprache. Nur mit dem Unterschied, dass Marken und Hersteller sich durch Markenpräsenz und Emotionalisierung sehr klar von Intermediären wie Amazon und Co. abgrenzen sollten.
Weiteres Highlights des Tages war Markus Kobelt, Gründer und Geschäftsführer von Lubera, dem größten Pflanzenversender aus der Schweiz, der gern in gewohnter Atmosphäre präsentieren wollte und daher mit einem blühenden Apfelbaum die Bühne betrat und verkündete: Google mag uns nicht - selbst ein persönlicher Brief hat das Ranking nicht verbessert. Daher verlässt sich das Unternehmen weiterhin auf besondere Sortimente aus eigenen Züchtungen, umfangreiche Videos um die Kunden bestmöglich zu beraten und die Tatsache, dass der direkte Blumenversand aus der Baumschule an den Endkunden ohne die Zwischenstufe des Handels eine maximale Qualität der Pflanzen garantiert.
Alles in allem war es eine gelungene Konferenz, die zu viel Wissenszuwachs bei allen Beteiligten geführt hat, vom Standort Hamburg sehr dankbar angenommen wurde und somit 2016 in die dritte Runde gehen wird. Wie das Konzept dann aussehen wird - ob in der gleichen Location und Größenordnung oder in einem ganz anderen Format, wird sich in den kommenden Wochen zeigen - auf jeden Fall freuen wir uns bereits jetzt auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.