Ruhe bewahren und reflektieren
Kontraproduktiv ist es, sich lange über Fehler den Kopf zu zerbrechen. „Stattdessen ergibt es Sinn, symbolisch erst einmal Pause zu machen, zu atmen und die Situation wie ein Gemälde in einem Museum mit etwas Abstand zu betrachten“, rät Oliver Kerner. Auch in der Psychologie wird die Methode des Abstandgewinnens genutzt, um Menschen mit impulsiver und unbedachter Entscheidungsmanier dabei zu helfen, Ergebnisse ihrer Handlungen besser zu reflektieren. „Wirtschaftliche, unternehmerische oder personelle Entscheidungen sollten im Fall einer Krise auf keinen Fall aus dem Bauch heraus getroffen werden“, sagt Kerner. Viel zu übersprunghaft, adrenalingesteuert oder völlig unnötig könne es sonst zu weiteren Fehlern kommen.
Laut dem Experten läuft es jedoch häufig anders: Wenn die Geschäftsführung in einer Krise dringend reagieren möchte, kommt es oft zu blindem Aktionismus. Um dem entgegenzuwirken, rät Kerner: „Sofern die Situation es zulässt, nehmen Sie sich ein oder zwei Tage Zeit. Es ist hilfreich, sich Rat bei einem Coach zu suchen, ins Gespräch mit dem sozialen Umfeld zu gehen und Ideen, Ansichten sowie Gedanken von Außenstehenden wahrzunehmen.“ Oft führe ein Blickwechsel schon zu frischen Impulsen und Ansätzen.
Eine gemeinsame Linie verfolgen
Im nächsten Schritt heißt es dann: Alle mit an Bord nehmen. Für eine erfolgreiche Krisenbewältigung muss nämlich das gesamte Unternehmen an einem Strang ziehen. Herausforderungen nur auf der Führungsebene lösen und bewältigen zu wollen, erreicht erfahrungsgemäß nicht den gewünschten Erfolg. „Längst hat sich die Fehlerkultur in Unternehmen etabliert“, sagt Kerner. Das Engagement und der Einsatz der gesamten Belegschaft können ihm zufolge sogar positiv beeinflusst werden.
Er gibt jedoch zu bedenken: „In einer Krise sollte die Führungsebene auch Führung zeigen, die Verantwortung übernehmen und den Mitarbeitern einen sicheren Halt bieten.“ Vor allem zukunftsorientierte Arbeitsweisen und prozesse wie VUCA, agiles Arbeiten, New Work und flache Hierarchien sollten Sie in solchen Situationen etwas zurückfahren. „Sinnvoll ist es, in der Führungsebene ein Delegationsteam einzurichten, das auch beratend für die Mitarbeiter zur Verfügung steht“, führt Kerner fort. Das bedeutet in diesem Fall, auch wirklich zur Verfügung zu stehen. Lange Wartezeiten oder langsame Prozesse sind nicht angebracht. Ideen und Vorschläge aus dem Team sollten allerdings gehört und diskutiert werden. Hier ist es an der Geschäftsführung, zu erklären, warum eigenverantwortliche und progressive Handlungen aktuell nicht ratsam sind.
Pläne und klare Aufgaben schaffen Sicherheit
In einer Krise gilt es, in kleinen Schritten voranzugehen. Unternehmer sollten Maßnahmen konkret und detailliert planen. Deadlines und Zwischenstände machen den Fortschritt für alle Beteiligten messbar. Mitarbeiter fühlen sich sicher, wenn klar ist, welche Aufgaben bis zu welchem Zeitpunkt zu erledigen sind. „So lassen sich Entwicklungen schneller abbilden und es zeigt sich, ob und wann Probleme überwunden werden können“, sagt Oliver Kerner. Der Vertriebsexperte gibt aber zu bedenken: „Wer merkt, dass der Kurs gänzlich langfristig zum Absturz wird, sollte erst einmal die akute Ausnahmesituation überwinden und anschließend mit Ruhe und Weitblick neue Strategien in Angriff nehmen.“
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