Ende Januar wählten die über 100 Teilnehmer der Optigrün-Geschäftsführertagung das Gründach eines bekannten Stuttgarter Dienstleistungsunternehmens aus über 30 Bewerbern zum "Opti-Gründach des Jahres 2014" und zwei Wochen später taten dies auch die 120 Teilnehmer des 12. FBB-Gründachsymposiums in Ditzingen und das zeitlose Gründachobjekt wurde zum "FBB-Gründach des Jahres 2014" gekürt. Zur Wahl eingereicht wurde das Objekt von der Optigrün international AG, die schon seit 1974 auf dem Dachbegrünungsmarkt aktiv ist und damals unter dem Firmen- und Markennamen "optima" den Systemaufbau geliefert hat. Erwähnenswert und interessant ist auch, dass der damalige optima-Fachbetrieb Arnold aus Leinfelden-Echterdingen nicht nur seinerzeit die Ausführung übernommen hat, sondern auch noch heute als Optigrün-Partnerbetrieb aktiv ist und Dächer begrünt. Die Erfahrungen, die damals Otto Arnold machte, hat er über die Jahre hinweg Stück für Stück seinem Sohn und jetzigem Geschäftsführer Stephan Arnold übergeben.
Das Gebäude mit etwa 2.000 Quadratmeter begrünter Dach- und Terrassenflächen entstand in mehreren Bauabschnitten von 1981-84 und liegt im Stadtzentrum von Stuttgart in Sichtweite von Charlottenplatz, Landesbibliothek, Staatsarchiv und Wilhelmspalais. Für das ganze Areal zwischen Olga-, Archiv-, Urbanstraße und der Bundesstraße 27 gab es seinerzeit ein Freiraumkonzept der Landschaftsarchitekten Hans Luz & Partner und der Architekten Brümmendorf, Müller, Murr, Reichmann. Die beiden Hauptgebäude, die unterirdisch miteinander verbunden sind, haben jeweils begrünte stufenförmige Terrassen, die wiederum umgeben sind von begehbaren und genutzten Dachgärten. Die mit Gehölzen bepflanzten Terrassen stellen den Blickfang der beiden Gebäudekomplexe dar und sehen heute auf den ersten Blick nicht viel anders aus als vor 30 Jahren. Auch die Dachgärten haben sich gut gehalten und bieten den Wohnungsmietern der obersten Etage einen Garten in bester Lage mit schönem Blick über Stuttgart. Die Dachflächen sind mit begehbarem Rasen begrünt, eingerahmt durch Sträucher und Kleinbäume, und werden als Spiel- und Liegewiese genutzt. Selbst ein kleines Fußballtor und Obstgehölze finden sich auf den Dachflächen. Einzig der mit Holz eingefasste Sandkasten ist stummer Zeitzeuge dafür, dass auch über die Begrünung drei Jahrzehnte gegangen und aus Kindern erwachsene Menschen geworden sind.
Der Dachaufbau sah grundsätzlich wie folgt aus:
- Betondecke mit Schutzestrich
- Einfassung der Beete mit Betonwinkel, etwa 50 cm hoch
- Styroporplatten mit integrierten Dränagerohren
Der Schichtaufbau der Dachbegrünung (im damaligen optima-System, dem Vorläufer der heutigen Optigrün-Systemlösungen) wurde folgendermaßen ausgeführt:
- Schutzvlies
- Wurzelschutzbahn 0,8 mm
- 10 cm Schüttgüterdränage Typ Perl 8/16
- Filtermatte
- 30-40 cm Intensivsubstrat Typ i
- Pflanzung mit Stauden und Gehölzen, Raseneinsaat
Die Dränage Typ "Perl" bestand 1981 aus Blähton-Rundkorn, die heutigen Produkte unter der gleichen Bezeichnung sind auch Schüttgüter-Dränage und setzen sich aus Blähschiefer, Lava oder Blähton zusammen, allerdings in gebrochenen Körnungen. Die Filtermatte, damals ein Schaumstoff, wurde schon längst durch dünnere und reißfestere Geotextilien abgelöst und das Substrat von heute sieht ganz anders aus: damals bestimmt durch Torf und Blähton mit hohem organischen Anteil, setzt es sich heute vielfältig aus Blähschiefer, Lava, Sand, Komposten usw. zusammen.
Prof. Hans Luz schrieb in der Publikation zur Einweihung Bemerkenswertes: "Ein wichtiger Beitrag für die Verbesserung von Klima, Wasserhaushalt und Erscheinungsbild unserer Städte ist das Einbringen von Vegetation. Dabei hat man gemerkt, dass es [...] nicht ausreicht, nur Parks und Gärten auf gewachsenen Grund anzulegen, sondern dass man dabei auch die bebauten Flächen, die Dächer, Garagen, Terrassen, Fassaden [...] mit einbeziehen muss." Was schon damals erkannt wurde, ist heute immer noch aktuell angesichts der weiterhin hohen Flächenversiegelung. Es werden in Deutschland heute pro Jahr immerhin schon etwa 8 Millionen Quadratmeter Dachfläche begrünt, doch das sind nur etwa 10 Prozent der jährlich neu hinzukommenden Flachdachflächen - es gibt also noch viele Möglichkeiten und Handlungsbedarf.
Fazit
Das FBB- und Opti-Gründach des Jahres 2014 zeigt gleich mehrere positive Aspekte zur Dachbegrünung auf:
- Begrünte Dächer können bei fachgerechter Planung, Ausführung und Pflege viele Jahrzehnte gedeihen und genutzt werden. Das Grundprinzip der 3-schichtigen Bauweise (Dränage-, Filter- und Vegetationstragschicht) hat sich bis heute behauptet, auch wenn sich die einzelnen Schichten in ihren Materialien, Zusammensetzung und Kenndaten teilweise stark verändert haben.
- Es gibt Gründachanbieter (wie in diesem Fall die Optigrün international AG), die mit dem Gründachmarkt gewachsen sind und diesen weiter vorangetrieben, entwickeln und prägen.
- Und ebenso gibt es einige Ausführungsbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus (wie die Otto Arnold GmbH), die als Dachbegrüner der ersten Stunde auch noch heute auf dem Markt agieren - damals als optima-Fachbetriebe, heute als Optigrün-Partnerbetriebe.
- Letztendlich sind auch die Planer weiterhin aktiv - heute als LUZ Landschaftsarchitektur und Arcass Architekten. Die Planer setzen nach wie vor auf die Verbesserung des Lebens- und Arbeitsumfeldes durch begrünte Dächer.
Weitere Informationen
www.optigruen.de
www.fbb.de
Bautafel
Baujahr: 1979-1986
Architekten: Brümmendorf, Müller, Murr, Reichmann, Stuttgart
Landschaftsarchitekten: Prof. Hans Luz & Partner, Stuttgart
Flächengröße Dachbegrünung: ca. 2.000 m²
Gründachaufbau: mehrschichtige Bauweise als Vorgänger der Optigrün-Systemlösung "Gartendach"
Ausführungsbetrieb: Optigrün-Partnerbetrieb Arnold, Leinfelden-Echterdingen