Trinkwasser wird in Russland vorwiegend aus Oberflächengewässer gewonnen, zum Beispiel aus großen und stark beschifften Flüssen. Verschmutzungen durch Schifffahrt, Landwirtschaft, Industrie und nicht zuletzt Kläranlagen erfordern deshalb verzögerungsfreie Reaktionen in der Aufbereitungstechnik. Im Wasserwerk Wolkow bereitet Vodokanal täglich rund 300.000 Kubikmeter Wasser aus dem Fluss Newa für Sankt Petersburg auf. Da die nur 74 km lange Newa sehr schnell fließt, ergeben sich stark schwankende Rohwasser-Qualitäten. Deshalb wurde eine spezielle Online-Messtechnik eingesetzt, die Verschmutzungen (Öl-in-Wasser, Blaualgen, Huminsäure, Nitrat etc.) bei der Trinkwasserentnahme sofort registriert. Zusätzlich wurde die Messtechnik über einen intelligenten Algorithmus mit den verschiedenen Behandlungsstufen des Prozesses verbunden. „Nur so kann der Aufbereitungsprozess sofort und automatisch den jeweils veränderten Rohwasser-Belastungen angepasst werden“, fasst der Orbit-Projektverantwortliche Prof. h.c. Hans-Dieter Häusler zusammen. „Eine Übertragung der Daten erfolgt über Internet oder GSM direkt in die Sicherheitszentrale des Wasserwerks.“ Ereignis und Gegenmaßnahmen werden erfasst und entsprechende Notfallpläne, z.B. bei Havarien, eingeleitet.
Pilotprojekt für weitere russische Großstädte
Das Petersburger Beispiel soll Schule machen, andere Projekte in russischen Großstädten sind geplant. Hier setzt die Kooperation aus russischen und deutschen Spezialisten gezielt an. Die Partner New Technologie Plus und Orbit Logistics bieten ein Komplettsystem aus einer Hand – für langfristig sauberes und sicheres Trinkwasser. Die auf Datenfernübertragung spezialisierte Orbit Logistics Europe arbeitet mit dem russischen Mittelständler problemorientiert zusammen. New Technologie Plus hat sich unter der Führung von Prof. Dr. Fedor Lobanov auf Lösungen in der Trink- und Abwasseraufbereitung spezialisiert. „Aufgrund unserer hervorragenden Kontakte zu Ver- und Entsorgungsbetrieben der ehemaligen Sowjetunion konnte bereits das erste Projekt, die Automatisierung des Trinkwasserwerks in St. Petersburg, erfolgreich abgewickelt werden“, so Lobanov.
WasteTech 2009 in Moskau
Neu an der deutsch-russischen Kooperation ist der gemeinsame Auftritt und das Zusammenwirken unterschiedlicher westeuropäischer Unternehmen, die Spezial-produkte und -komponenten für die Trink- und Abwasseraufbereitung herstellen. So entstand gebündelte, effektive Fachkompetenz, wie sie sonst nur in Großkonzernen zu finden ist. Gleichzeitig wurden Flexibilität und Innovationskraft einer mittelständischen Struktur erhalten. Das aufstrebende russische Unternehmen präsentiert anlässlich der WasteTech 2009 in Moskau, der größten Wasser- und Abwassermesse Russlands, vom 26. bis 29. Mai erstmals die gemeinsamen Leistungen.