Frage: Wie fühlt man sich nach 100 Tagen im Amt – und gab es schon Momente, wo Sie es bereut haben, aus dem Verwaltungsrat, dem Sie schon viele Jahre angehört haben, an die Spitze des Verbandes zu wechseln?
Dieter Blume: Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich als einfaches Mitglied des Verwaltungsrates ein Verantwortungsträger unter 12 Kolleginnen und Kollegen bin oder ob ich jetzt die Verantwortung auch für das operative Geschäft trage. Zusammen mit meinem Stellvertreter an der Spitze des Verbandes, Bürgermeister Bernd Dumcke aus Spenge, habe ich die zurückliegenden Monate durchaus als spannend empfunden. Ich habe die vielen Menschen im krz, die Tag für Tag dafür sorgen, dass „der Laden läuft“, kennengelernt. Was da für die Kunden bewegt wird, ist für den Außenstehenden kaum erkennbar. Ich denke nur an die Arbeiten, die jedes Wochenende stattfinden. Bewusst außerhalb jeder Öffnungszeiten unserer Verwaltungen, damit für die Bürgerinnen und Bürger, für Handel, Gewerbe und Industrie keine Ausfallzeiten auftreten.
Frage: Also alles gut?
Dieter Blume: Nach meinem Eindruck und den Erfahrungen der ersten 100 Tage unbedingt JA! Die Geschäftsführung, die Abteilungsleiter, alle Führungskräfte sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des krz erlebe ich als sehr offen, als sehr kooperativ. Probleme werden adressiert und auch bei schwierigen Verhandlungen z.B. mit neuen Vertragskunden werden Lösungen gefunden. Das ist innerhalb der kommunalen Familie nicht immer einfach, weil in den Städten, Kreisen und Gemeinden manchmal zwei Herzen in der Brust schlagen – ein Herz als Eigentümer eines Familienmitgliedes und ein anderes Herz als Träger des krz. Da sehe ich eine besondere Verantwortung für mich als Verbandsvorsteher, hier manchmal zu vermitteln. Das ist in den zurückliegenden Monaten stets gut gelungen.
Frage: Was war denn neu für Sie? Wo sehen Sie die Stärken des krz?
Dieter Blume: Zunächst einmal war für mich trotz der langjährigen Mitarbeit in den Gremien sehr beeindruckend, unter welchem großen Einsatz in Lemgo tagtäglich die Arbeit für die Anwender erbracht wird. Nur so ist auch gewährleistet, einen möglichst störungsfreien Service zu leisten. Daneben habe ich die vielen Zirkel und Gremien, in denen sich die Führungskräfte des krz so einbringen, kennen lernen dürfen. Ob beim Bundesverband der IT-Dienstleister VITAKO e.V., wo Reinhold Harnisch sich als stellv. Vorstandsvorsitzender betätigt oder beim KDN, dem Zusammenschluss in NRW, wo Wolfgang Scherer die Interessen des krz vertritt, waren mir vorher in ihrer Bedeutung nicht so ganz präsent. Da habe ich eine Menge gelernt und als neu berufenes Mitglied des gemeinsamen Lenkungskreises der kommunalen Spitzenverbände unseres Bundeslandes werde ich nun Gelegenheit haben, zusammen mit Wolfgang Scherer stärker auf dieser Ebene für die interkommunale Zusammenarbeit auch bei Fragen der IT-Sicherheit, der Umsetzung des kommenden NRW-eGovernment-Gesetzes sowie bei Kooperationen mich aktiv einzubringen.
Frage: ….und die Stellen, wo noch Nachholbedarf ist?
Dieter Blume: Das krz hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark entwickelt. Aus einer Art ‚Handwerksbetrieb‘ sind wir heute ein professioneller, ja fast industrieller Dienstleister geworden. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dazu gekommen. Hier gilt es, durch Professionalität und Personalentwicklung weiteres Wachstum im Sinne und zum Wohl der Eigentümer zu organisieren. Ganz wichtig scheint mir auch, noch stärker die Kommunikations-Netze der Träger zu nutzen, um bei der systematischen und nachhaltigen Weiterentwicklung des Zweckverbandes erfolgreich zu sein. Viele Themen, die das krz frühzeitig aufgegriffen hat – da denke ich an die BSI-Zertifizierung, die duale Ausbildung, das Prozessmanagement –, sind inzwischen Allgemeingut fast aller IT-Dienstleister und da gilt es, die Alleinstellungsmerkmale, die unser Zweckverband weiterhin hat, deutlich zu machen. Dabei bemerke ich die breite Kommunikation mit allen Mitgliedern, die Transparenz über Sicherheitsfragen und die Einbeziehung der örtlichen DV-Koordinatoren in die Behandlung von Sicherheitsvorfällen. Auch das ist Arbeit, die es neben dem täglichen Geschäft zu erledigen gilt. Wir sind da auf einem guten Weg.
Frage: Das Wohl und Weh eines Hauses steht und fällt mit den Führungskräften, der Organisation und der Kunden- bzw. Anwenderbindung. Dazu gehören Innovationen und ein vernünftiges Preis-/Leistungsverhältnis.
Dieter Blume: Ja, vor allem die Frage der Kosten steht natürlich bei allen Trägern und Vertragskunden ganz oben auf der Agenda. Das ist angesichts der nach wie vor schlimmen Finanzlage aller Kommunen absolut verständlich. Auch Bernd Dumcke und ich haben da vor Ort zu kämpfen. Hier haben wir in den Gremien jetzt einen Weg gefunden, um anhand einer Art Checkliste für ausgewählte Bereiche wie z.B. dem Bauhof, dem Facility-Management usw. die Vergleichbarkeit der Leistungen aus dem BSI-zertifizierten krz gegenüber einer Vor-Ort-Lösung herauszuarbeiten. Vor allem Lars Hoppmann als zuständiger Abteilungsleiter hat hier gute Vorarbeiten geleistet, die der Verwaltungsrat auch einstimmig jetzt zur Umsetzung gebracht hat. Und was die Frage der Führung in Zukunft angeht, dazu zwei Antworten. Einerseits muss und wird die Organisation ständig weiterentwickelt. Darauf achten wir sehr. Da bin ich auch in enger Abstimmung mit Bürgermeister Rainer Heller aus Detmold, dem Vorsitzenden unserer Gremien. Andererseits gibt es viele Nachwuchskräfte im Haus, die durch ihr tagtägliches Engagement nachweisen, dass hier viele Potenzial vorhanden ist.
Frage: Was beschäftigt Sie besonders im Jahr 2016? Welche Herausforderungen für das krz sehen Sie?
Dieter Blume: Vor allem der Start unseres Projektes zur Einführung des neuen Finanzwesens steht auf der Anwendungsseite an erster Stelle! Das Team macht da einen tollen Job! Und die Re-Organisation der Prozesse rund um die Personalwirtschaft sowie das Ausrollen der Bürger-Service-Portale sind große Herausforderungen. Ich bin da sehr optimistisch, dass das gemeinsam erfolgreich geschafft wird.
Für das krz sehe ich innerorganisatorisch den weiteren Ausbau des Druck- und Versandzentrums sowie die Vorbereitungen zum Ersatz des abgängigen Pavillons durch ein modernes und später auch ohne zusätzlichen Aufwand erweiterbaren reinen Bürogebäudes. Und natürlich müssen wir die Überstunden-Situation entschärfen sowie uns fragen, wie wir die Wochenend-Arbeiten, die wir im Sinn unserer Kunden erbringen, sinnvoll in unseren Dienstbetrieb einbringen.
Frage: An vielen Stellen wird aktuell darüber diskutiert, ob es nicht Sinn macht, durch Zentralisierung auf Bundesebene die örtliche IT überflüssig zu machen.
Dieter Blume: Dazu haben wir eine klare Meinung. So viel örtlich wie möglich, so viel zentral wie notwendig. Die Qualität der Daten wird vor Ort erhoben. Das kenne ich aus meiner Stadt. Da schadet eine anonyme Mammutbehörde eher. Es ist aber auch richtig, dass ein „Klein-Klein“ bei der IT nicht zielführend ist. Wir sehen deshalb in Kooperationen, in der Einrichtung von Kompetenz-Zentren und vom Überführen bisheriger lokaler Lösungen unter das Dach des KDN bzw. von D-NRW, ersterer als Zweckverband der Zweckverbände aufgestellt, bei der Dortmunder Einrichtung geht es ja um die Kooperation zwischen Land und Kommunen, einen sinnvollen Weg. Daran arbeiten wir aktiv mit und ich bringe mich auch persönlich ein.
Frage: Wo sehen Sie das krz in 1.000 Tagen?
Dieter Blume (lachend): Ein Prophet bin ich natürlich nicht! Aber ich sehe weiter unseren Zweckverband – vermutlich im Verbund mit befreundeten IT-Serviceprovidern – als Spezialist in einvernehmlich vereinbarten Aufgabenfeldern. Wir werden dann auch neue Träger als Mitglieder im Verband begrüßt haben, konkrete Gespräche zur Mitgliedschaft laufen. Und ich sehe uns auch noch stärker als heute, denn die Qualifikation und die Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein Pfund, mit dem wir auch in Zukunft wuchern werden.
Vor allem sehe ich aber das engagierte Team bei uns in Lemgo als Motor für Veränderungen, die allen Verbandsmitgliedern helfen, ihre originären Aufgaben zu erfüllen. Ob die Technik, ob die Bereiche Anwendungen im Bürgerservice-Gebiet inkl. Geo-Bereiche oder den immer wichtiger werdenden Komplex Datenschutz und IT-Sicherheit – wir sind gut aufgestellt. Auch im Schulbereich sehe ich neue Aufgaben auf das krz zukommen, da entwickelten vor allem Lars Hoppmann und sein Team gute Angebote. Und nicht zu vergessen ist unsere interne Kommunikation: Auf sie vertraue ich auch für die Zukunft! Unserem Geschäftsführer und seinem Stellvertreter wird der Anspruch „Es gibt nichts Gutes – außer man tut es“ zugeordnet – zuletzt in einem Interview mit Franz-Reinhard Habel am 18. März 2015. Also ziemlich genau vor einem Jahr. Daran hat sich aus meiner Sicht auch nichts geändert! Und dazu passt auch mein Lieblingsmotto: „carpe diem“ – nutzen wir also gemeinsam den Tag!
Bettina Hoven: Herzlichen Dank!