An der „Schwarzen Pumpe“ steht heute eines der weltweit modernsten Braunkohlekraftwerke überhaupt. Schon seit Jahrzehnten ist sie ein Ort der verfahrenstechnischen Innovationen, die sich in jüngerer Zeit zu einem multifunktionalen Industriepark entwickelt hat. Dessen Dienstleistungsangebot nutzen über 80 Firmen mit mehr als 4.250 Beschäftigten.
Zu den größten hier ansässigen Unternehmen gehört die Vattenfall Europe Mining AG, die den Rohstoff zu Braunkohlebriketts, Staub- und Wirbelschichtkohle veredelt. Vattenfall investiert vor allem in die verfahrenstechnische Weiterentwicklung im Sinne der nachhaltigen Energieerzeugung. Die Innovationskraft des globalen Unternehmens zeigt sich auch in der konstanten Optimierung im Bereich der Werkslogistik – hier arbeitet Vattenfall am Standort Schwarze Pumpe seit mit einem System von PAARI, Spezialist u.a. für Prozesslösungen bei Wägeprozessen und für Softwarelösungen für die Werkslogistik mit Hauptsitz in Erfurt.
Verstopfungschaos im Wohngebiet
Was das neue System von PAARI für Vattenfall und Fahrer bedeutet, zeigt ein Rückblick auf die Situation vor dessen Installation: Der LKW-Betrieb verstopfte sämtliche Zufahrten im und zum Industriepark. Heute werden in der Hochsaison bis zu 350 Fahrzeuge durch Vattenfall am Tag verladen – ganz ohne Chaos und Verstopfung und mit erheblich kürzeren Wartezeiten. Schon bevor der einzelne Spediteur sein entsprechend dem Rahmenvertrag seines Unternehmens gebuchtes Produktkontingent abholen kommt, hat er sich in das per Internet bereitgestellte Beauftragungs- und Zeitfenstermanagementsystem eingeloggt. Dort hat er sich eine Referenznummer zuteilen lassen und ein bestimmtes Zeitfenster für die Abholung gebucht.
Der Pager sagt Bescheid
Diese Zuteilung von Zeitfenstern sorgt bereits für eine erhebliche Entlastung vor Ort, denn die Ankunft der Transportfahrzeuge verteilt sich über den Tag. Und für den einzelnen Fahrer hat sich der Prozess drastisch vereinfacht. Er meldet sich mit seiner Referenznummer beim Expedienten, der den Vorgang prüft. Stimmen Zeitfenster, Referenznummer und Spediteur überein, gibt dieser dem Fahrer einen Pager in die Hand, mit dem er in seinen LKW auf dem Parkplatz zurückkehrt.
Bis er an der Reihe ist, kann der Fahrer frei und unbeschwert Pause machen. Der Pager gibt ihm Bescheid, sobald ein Verladeplatz auf dem Gelände frei geworden ist und sein Auftrag verladebereit ist. Wird der LKW-Fahrer vom Pager gerufen, begibt er sich damit zum Expedienten und tauscht den Pager gegen eine Chipkarte ein, sein Ausweis für das Industriegelände. An der Einfahrt hält er ihn an einen Kartenleser, die Schranke öffnet sich, der Weg zur Verladestelle ist frei. Dort angekommen, wird das richtige Produkt in der richtigen Menge durch ein Verlade- und Wiegesystem ausgegeben.
Touch-Screen spricht 9 Sprachen
Nach Abschluss des Verladevorgangs geht der Fahrer zu einem der sieben Selbstbedienungsterminals von PAARI. An diesem Touch-Screen-Gerät, in insgesamt neun Sprachen kommunizierend, kann sich der Fahrer sämtliche Ladepapiere ausdrucken lassen – einschließlich der vom Wägesystem gelieferten Daten über die genaue Lademenge. Damit hat der Fahrer sämtliche Unterlagen, die er für seinen Kunden bzw. für sein Auftragsunternehmen braucht.
Beim Verlassen des Industrieparks wird die Karte an der Ausfahrt vom dortigen Ausfahrts-Terminal wieder eingezogen – der Besuch ist abgeschlossen. Einen Sonderfall bildet hierbei die Abfertigung von LKW der Vattenfall eigenen Spedition. Dabei werden Dauerkarten als personen- bzw. fahrergebundene Karten benutzt. Anstelle anfänglicher Scheu vor der neuen Technik steht letztlich eine große Akzeptanz und Zufriedenheit mit dem Ablauf. Eine Anmeldung dauert heute pro Fahrer gerade mal 30 Sekunden und maximal zwei Minuten.
Transparenter Ablauf, lückenlose Dokumentation
Vattenfall selbst profitiert zunächst einmal von der Transparenz des Geschehens. Die von PAARI gemeinsam mit Vattenfall auf die Bedürfnisse des Vattenfall-Standorts entwickelte Logistiklösung schafft jederzeit Übersicht. Jeder Vorgang von der Anmeldung über die Verladung bis zum Verlassen des Industrieparks wird lückenlos dokumentiert. Das bedeutet für Vattenfall eine erhebliche Erleichterung, zu wissen welche LKW gerade wo sind. Staus und durch die LKW verstellte Risikobereiche wie Kreuzungen und Kurven entfallen jetzt. Eventuelle Vertragsstrafen lassen sich auch vermeiden.
Das ganze System ist extrem effizient und sorgt für Zufriedenheit und Vorteile bei allen Beteiligten. Nicht nur der Fahrer spart Zeit und Energie, weil er sich vor Ort besser orientieren kann und sich Leerlauf und lange Standzeiten erspart. Die Software titan sorgt für Transparenz der Beladeprozesse und für zusätzliche Flexibilität, die im Alltag des Logistik-Prozesses ausgesprochen hilfreich sein kann. Im Ergebnis führt das zu einer optimalen Auslastung der Verladestellen – ad hoc, wenn ein angemeldeter Fahrer kurzfristig umdisponiert werden muss. Auch der Endkunde kann erheblich besser planen, weil er on demand mit Braunkohleprodukten beliefert wird. Er erhält Auskunft über den Status der Verladung sowie darüber, wann der LKW den Industriepark verlassen hat.
Entlastung der Mitarbeiter
Eine starke Entlastung hat das PAARI-System für die Versandmitarbeiter von Vattenfall gebracht, berichtet Luisa Appelt: „Vor dessen Einführung hatten sie mit einer enormen Doppelbelastung zu kämpfen, weil jeder Fahrer mehrfach bei ihnen vorsprechen musste. Jetzt ist es so, dass der Versandmitarbeiter den einzelnen Fahrer in aller Regel nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommt – und zwar bei der Registrierung. Den Lieferschein drucken sich die Fahrer nach Verladeabschluss eigenständig am Selbstbedienungsterminal aus. Dadurch werden die Mitarbeiter nicht ständig aus ihrer Arbeit herausgerissen und können sich besser auf die Anmeldung konzentrieren“.